(Hebr. Erbauer der Freiheit): Weltweite linkszionistische Jugendorganisation, Ursprünglich mit der Partei "Poale Zion" verbunden. Entstand 1982 durch den Zusammenschluss der Jugendorganisationen "Habonim" (hebr. "Bauleute", Großbritannien 1929) und "Dror" (hebr. Freiheit, Polen 1915). 1942 waren Mitglieder von Dror an der Gründung der Jüdischen Kampforganisation im Warschauer Ghetto beteiligt.
Quelle: Jim G. Tobias / Nicole Grom (Hg.): Gabersee und Attel. Wartesäle zur Emigration. Die jüdischen Displaced Persons Camps in Wasserburg 1946-1950. Nürnberg 2016, S. 159.
(Hebr. Tauglichmachen, aus der gleichen Sprachwurzel wie Koscher): Vorbereitung auf die Emigration nach Palästina. In Deutschland wurde die Hachschara meist durch die Bewegung Hechaluz organisiert. Sie umfasste unter anderem Hebräischkurse sowie die Ausbildung in landwirtschaftlichen oder handwerklichen Berufen.
Quelle: Wolfgang Kraus, Hans-Christoph Dittscheid, Gury Schneider-Ludorff (Hg.): Mehr als Steine… Synagogen-Gedenkband Bayern, Bd. III/2: Unterfranken. Lindenberg im Allgäu 2021, S. 1661.
(Pl. Haftarot, hebr. Abschluss): Lesung aus den Prophetenbüchern der Tora an Feiertagen und dem Schabbat.
Quelle: Wolfgang Kraus, Hans-Christoph Dittscheid, Gury Schneider-Ludorff (Hg.): Mehr als Steine… Synagogen-Gedenkband Bayern, Bd. III/2: Unterfranken. Lindenberg im Allgäu 2021, S. 1661.
(hebr. Verteidigung): Illegale Untergrundarmee bzw. Miliz, 1920 als Bürgerwehr jüdischer Siedler in Palästina gegründet. Aus ihr ging 1948 die israelische Armee hervor.
Quelle: Jim G. Tobias / Nicole Grom (Hg.): Gabersee und Attel. Wartesäle zur Emigration. Die jüdischen Displaced Persons Camps in Wasserburg 1946-1950. Nürnberg 2016, S. 160.
(Pl. Haggadot, hebr. Bericht, Erzählung): Liturgischer Text, der während des Seder an Pessach gelesen wird. Unter anderem enthält die Sammlung biblischer Erzählungen auch die Befreiung des Volkes Israel aus der ägyptischen Sklaverei und den Auszug in die Wüste Sinai.
Quelle: Germanisches Nationalmuseum Nürnberg / Bernward Deneke u.a. (Hg.): Siehe der Stein schreit aus der Mauer. Geschichte und Kultur der Juden in Bayern. Nürnberg 1988, S. 512. // Historisches Museum der Pfalz / Cornelia Ewigleben (Hg.): AK Europas Juden im Mittelalter. Speyer 2005, S. 262.
(Hebr. Einführung): Von einer Kultusgemeinde festgelegte Geldsumme, die neu hinzugezogene Gemeindemitglieder für sich und ihre Familien einmalig bezahlen mussten. Sie erwarben damit quasi einen Eigentumsanteil an den Gemeindeeinrichtungen wie der Mikwe, der Synagoge, der Schule usw. Vergleichbar mit modernen Mitgliedsbeiträgen, allerdings fielen unabhängig davon noch die üblichen jährlichen Gebühren wie etwa das Schulgeld an.
Quelle: Wolfgang Kraus, Hans-Christoph Dittscheid, Gury Schneider-Ludorff (Hg.): Mehr als Steine… Synagogen-Gedenkband Bayern, Bd. III/2: Unterfranken. Lindenberg im Allgäu 2021, S. 1661.
(Hebr. Wandel, pl. Halachot): Die Ge- und Verbote aus dem Tanach und der Traditionsliteratur, nach denen das jüdische Leben – der Lebenswandel von Jüdinnen und Juden – gestaltet werden soll.
Quelle: Wolfgang Kraus, Hans-Christoph Dittscheid, Gury Schneider-Ludorff (Hg.): Mehr als Steine… Synagogen-Gedenkband Bayern, Bd. III/2: Unterfranken. Lindenberg im Allgäu 2021, S. 1661.
(Arab. Fünf): Amulett in Form einer ausgestreckten Handfläche mit fünf Fingern, das im Volksglauben der Levante und des Nahen Ostens als Schutzbringer gilt. Häufig wird die Hamsa auch als "Hand der Fatima" oder im jüdischen Zusammenhang "Hand der Miriam" (Schwester des Mose) genannt.
Quelle: Historisches Museum der Pfalz / Cornelia Ewigleben (Hg.): AK Europas Juden im Mittelalter. Speyer 2005, S. 263.
(Hebr. "Der den Königen Heil verleiht"): Ein Segensspruch (hebr. Beracha) zu Beginn des Morgengebets für die politische Obrigkeit. Zum Erweis der Loyalität hing dieses Gebet oft in hebräischer und deutscher Sprache in Synagogen aus, zuweilen mit dem Wappen der Ortsherrschaft verziert.
Quelle: Wolfgang Kraus, Hans-Christoph Dittscheid, Gury Schneider-Ludorff (Hg.): Mehr als Steine… Synagogen-Gedenkband Bayern, Bd. III/2: Unterfranken. Lindenberg im Allgäu 2021, S. 1661.
(Hebr. Bildung, Philosophie): Explizit jüdische Ausprägung der europäischen Aufklärung, die sich Ende des 18. Jahrhunderts von Berlin und Königsberg aus auch nach Osteuropa ausbreitete. Mit dem Wandel der Gesellschaft und dem wissenschaftlichen Fortschritt strebte sie die religiöse Toleranz sowie die rechtliche Gleichberechtigung der Juden in der christlichen Mehrheitsgesellschaft an. Aus der Haskala entstand das Reformjudentum und die jüdische Emanzipation.
Quelle: Generaldirektion der staatlichen Archive Bayerns (Hg.) / Cornelia Berger-Dittscheid (Bearb.): Mehr als Steine. Synagogen in Unterfranken. München 2021 (= Staatliche Archive Bayerns – Kleine Ausstellungen 68), S. 58-64. // Christoph Schulte: Haskala in wenigen Worten (Version I, 2018), in: haskala.net. Das online-Lexikon zur jüdischen Aufklärung, https://www.uni-potsdam.de/de/haskala/haskala-in-wenigen-worten [13.11.2023].
(hebr. Unterscheidung): Gebetsritus am Ausgang des Schabbats mit Wein-, Gewürz- und Lichtsegen, der sowohl in der Synagoge als auch im privaten Heim verrichtet werden kann. Er wird über einem Becher Wein und dem Besamim-Behälter gesprochen, um den Unterschied zwischen dem Schabbat und dem profanen Alltag hervorzuheben.
Quelle: Historisches Museum der Pfalz / Cornelia Ewigleben (Hg.): AK Europas Juden im Mittelalter. Speyer 2005, S. 263. // Israel Schwierz: Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern. Eine Dokumentation. 2. Aufl. München 1992 (= Bayerische Landeszentrale für politische Bildung A85), S. 366.
(hebr. Pionier): 1917 in Russland und Polen entstandene zionistische Organisation, die sich eine Förderung der Einwanderung nach Palästina (Hachschara) und den Aufbau einer gerechten Gesellschaft im Land Israel zum Ziel nahm. Der deutsche Landesverband des Hechaluz wurde im Dezember 1922 in Berlin gegründet.
Quelle: Wolfgang Kraus, Hans-Christoph Dittscheid, Gury Schneider-Ludorff (Hg.): Mehr als Steine… Synagogen-Gedenkband Bayern, Bd. III/2: Unterfranken. Lindenberg im Allgäu 2021, S. 1661.
Vermögen einer frommen oder mildtätigen Stiftung. Auch: Ein von einer Stiftung unterhaltenes jüdisches Armenhaus, Spital oder Herberge für Reisende und Betteljuden.
Quelle: Wolfgang Kraus, Hans-Christoph Dittscheid, Gury Schneider-Ludorff (Hg.): Mehr als Steine… Synagogen-Gedenkband Bayern, Bd. III/2: Unterfranken. Lindenberg im Allgäu 2021, S. 1661.
Gewalttätige Reaktion auf die beginnende Judenemanzipation in den Staaten des Deutschen Bundes (Bayern: Judenedikt 1813). Als maßgebliche Anstifter der Ausschreitungen gelten vor allem Kaufleute oder Handwerker, die vor Ort den vermehrten Zuzug oder den sozialen Aufstieg jüdischer Bürger missbilligten. Der Name "Hep-Hep" leitet sich wohl vom Ruf der Fuhrleute ab, mit dem sie ihre Ochsen antrieben. Die Unruhen begannen am 2. August 1819 in Würzburg und weiteten sich schnell auf alle deutschen Staaten aus, obwohl sie nach heutigem Forschungsstand unorganisiert verliefen. In der Regel wurden Scheiben eingeworfen und jüdische Passanten attackiert, nur in Einzelfällen kam es zur Plünderung von jüdischen Geschäften oder zur Verwüstung von Synagogen. Trotzdem gelten die Hep-Hep-Unruhen als erste weiträumige Judenverfolgung seit dem Mittelalter. Die Obrigkeit begegneten den Krawallen regional unterschiedlich und in der Anfangsphase oft zögerlich, ab September griffen sie energisch gegen aufkommende Unruhen durch. In Wilhelm Hauffs 1826 erschienener Groteske "Die Memoiren des Satans" ist Hephep ein despektierliches Akronym für "Jude", jedoch hat sich der Begriff nirgends sonst durchgesetzt.
Quelle: Wolfgang Häusler: Judenfeindliche Strömungen im deutschen Vormärz. In: Haus der Bayerischen Geschichte / Manfred Treml / Josef Kirmaier / Evamaria Brockhoff (Hg.): Geschichte und Kultur der Juden in Bayern – Aufsätze. München 1988 (= Veröffentlichungen zur Bayerischen Geschichte und Kultur 17), S. 299-312. // Jacob Katz: Die Hep-Hep-Verfolgungen des Jahres 1819. Nachwort von Stefan Rohrbacher. Berlin 1994 (= Dokumente, Texte, Materialien [vom Zentrum für Antisemitismusforschung der technischen Universität Berlin] 8). // Ursula Gehring-Münzel: Das "Hep-Hep"-Pogrom im Jahre 1819. In: Roland Flade: Die Würzburger Juden. Ihre Geschichte vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Würzburg 1987, S. 73-81. // Christoph Daxelmüller: Vom Hausierer zum Unternehmer – Juden in Franken. In: Haus der Bayerischen Geschichte / Werner K. Blessing u.a. (Hg.): AK 200 Jahre Franken in Bayern – Aufsätze. Augsburg 2006 (= Veröffentlichungen zur Bayerischen Geschichte und Kultur 52), S. 80-89.
Trauerrede bzw. Gedächtnisrede des Rabbiners bei der Beerdigung.
Quelle: Wolfgang Kraus, Hans-Christoph Dittscheid, Gury Schneider-Ludorff (Hg.): Mehr als Steine… Synagogen-Gedenkband Bayern, Bd. III/2: Unterfranken. Lindenberg im Allgäu 2021, S.1661.
Im Heiligen Römischen Reich bis zur Säkularisation im Jahr 1803 die Zentralverwaltung eines Bistums, bestehend aus dem Bischof, Diözesankurie und Domkapitel. Im weiteren Sinne bezeichnete der Begriff auch das bischöfliche Territorium als Ganzes. Das Hochstift bildete zwar den Kern der geistlichen Diözese (kirchliche Verwaltungseinheit), war aber zumeist wesentlich kleiner und territorial oft zersplittert.
Quelle: Rainer Leng: Würzburg, Hochstift: Territorium und Struktur, publiziert am 10.03.2010; in: Historisches Lexikon Bayerns [12.12.2022]. // Hochstift, in: Brockhaus Enzyklopädie, Bd. 10. 19. v. n. bearb. Aufl. Mannheim 1989, S. 139. // Dieter J. Weiß: Bamberg, Hochstift: Verwaltung, publiziert am 08.03.2010; in: Historisches Lexikon Bayerns [12.12.2022].
- Bamberg, Hochstift: Territorium und Struktur
- Bamberg, Hochstift: Verwaltung
- Passau, Hochstift: Territorium und Struktur
- Passau, Hochstift: Verwaltung
- Würzburg, Hochstift: Territorium und Struktur
- Würzburg, Hochstift: Verwaltung
- Landstände des Hochstifts Passau
- Landstände des Hochstifts Würzburg
- Feudalismus
- Lehen
- Fürstbischof
Ein sog. Hoffaktor war ein Geschäftsmann, der mit besonderen Privilegien eines Fürsten den (Hof-) Staat mit Luxuswaren, Heereslieferungen oder Krediten versorgte. Die Mehrheit der Hoffaktoren war jüdisch, daher setzte sich in der zeitgenössischen Sprache auch der Begriff "Hofjude" durch. Hoffaktoren hatten besondere Privilegien wie eine erweiterte Reisefreiheit, Steuerrechte sowie einen direkten Zugang zur Obrigkeit. Jüdische Hoffaktorenfamilien waren europaweit durch Verwandtschaft oder Geschäftskontakte gut vernetzt. Sie hatten in der Reichsjudenschaft großen Einfluss, zumal wohlhabende jüdische Hoffaktoren als Mäzene den Bau von Synagogen, Schulen oder die Gründung karitativer Stiftungen förderten. Andererseits blieb ihre Stellung stets sehr fragil: Sie zogen den Neid der Hofgesellschaft auf sich und wurden oft zum Ziel bösartiger Verleumdungen in der schlecht informierten christlichen Bevölkerung. Außerdem blieben sie nur so lange in Stellung, wie sie den Hof mit Krediten und billigen Gütern versorgen konnte, obwohl die Rückzahlung gerade in finanzschwachen Territorien stets schleppend oder gar nicht erfolgte.
Quelle: Rotraud Ries: Hofjuden. Funktionsträger des absolutistischen Territorialstaates und Teil der jüdischen Gesellschaft. In: Dies. / J. Friedrich Battenberg (Hg.): Hofjuden - Ökonomie und Interkulturalität. Die jüdische Wirtschaftselite im 18. Jahrhundert. Hamburg 2002 (Hamburger Beiträge zur Geschichte der deutschen Juden 25), S. 11-39. // Wolfgang Kraus, Hans-Christoph Dittscheid, Gury Schneider-Ludorff (Hg.): Mehr als Steine… Synagogen-Gedenkband Bayern, Bd. III/2: Unterfranken. Lindenberg im Allgäu 2021, S. 1662. // Christoph Daxelmüller: Vom Hausierer zum Unternehmer – Juden in Franken. In: Haus der Bayerischen Geschichte / Werner K. Blessing u.a. (Hg.): AK 200 Jahre Franken in Bayern – Aufsätze. Augsburg 2006 (= Veröffentlichungen zur Bayerischen Geschichte und Kultur 52), S. 80-89.
In der römisch-katholischen Abendmahlsfeier wird die Hostie durch den Priester in den Leib Christi gewandelt (Transsubstantiation), sodass Christus unmittelbar gegenwärtig ist. Im einfachen Volksglauben vergangener Jahrhunderte käme Gewalt gegen eine Hostie damit einem Angriff auf Jesus selbst gleich. Eine immer wieder aufgegriffene, im Kern stets gleiche Verschwörungstheorie besagte, dass Juden eine christliche Magd in ihren Diensten dafür bezahlt hätten, eine Hostie aus der Kirche zu stehlen, um diese mit Nägeln, Messern, Hammern oder Flammen zu "foltern". Der Vorwurf diente immer wieder als Rechtfertigung für Gewalttaten gegen Juden.
Quelle: Historisches Museum der Pfalz / Cornelia Ewigleben (Hg.): AK Europas Juden im Mittelalter. Speyer 2005, S. 263. // Friedrich Lotter: Rintfleisch-Verfolgung 1298, publiziert am 26.10.2009; in: Historisches Lexikon Bayerns [12.12.2022]. // Jörg R. Müller: Armleder-Verfolgungen 1336-1338, publiziert am 17.10.2016; in: Historisches Lexikon Bayerns [12.12.2022].