Jüdisches Leben
in Bayern

Glossar

(hebr. Richter, Pl. Dajanim): Den Landes-Rabbinern, die bis ins frühe 19. Jahrhundert zugleich oberste Richter (Av bet-Din) in innerjüdischen Streitfragen waren, standen in größeren Bezirken oft zwei oder mehrere Dajanim zur Seite. In deutschsprachigen, christlichen Texten werden sich oft als "Vizerabbiner" bezeichnet.

Quelle: Wolfgang Kraus, Hans-Christoph Dittscheid, Gury Schneider-Ludorff (Hg.): Mehr als Steine… Synagogen-Gedenkband Bayern, Bd. III/2: Unterfranken. Lindenberg im Allgäu 2021, S. 1660.

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(griech. "diaspeire" = zerstreuen): Der Begriff "Diaspora" bezeichnet im Judentum die Zerstreuung des Volkes Israel in der Antike, die mit der Verschleppung durch die Assyrer (8. Jh. v.Chr.) einsetzte und mit der Zerstörung des Tempels in Jerusalem durch die Römer im Jahr 70 ihren Höhepunkt fand. Die Vertreibung führte zu neuen jüdischen Siedlungsgebieten im Mittelmeerraum und in Babylonien. Die Erinnerung an den räumlichen Ursprung des Judentums blieb jedoch über die Jahrhunderte hinweg erhalten und war ein Grund für die Wiederansiedlung in Palästina seit dem 19. Jahrhundert.

(lat. discriminatio = Unterscheidung): Willkürliche rechtliche, wirtschaftliche und/oder soziale Benachteiligung von Einzelpersonen, sozialen Gruppen, Ethnien, Kulturen etc. aufgrund einer negativen, meist klischeebeladenen Vorverurteilung. Dabei richtet sich die Abwertung immer gegen eine abstrakte Gruppe, die pauschal charakterisiert wird (z.B. "Die Juden", "Der Spanier"), ohne jede Berücksichtigung des Individuums.

Quelle: Gerd Schneider / Christiane Toyka-Seid: Das junge Politik-Lexikon von www.hanisauland.de, Bonn: Bundeszentrale für politische Bildung 2023.

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Von der Wende zum 19. Jahrhundert bis 1825 entstandene Verwaltungseinheit im Königreich Bayern zur Gewährleistung der Seelsorge und des Ritus im dörflich geprägten Landjudentum. Ein Bezirksrabbinat umfasste den Sitz des Rabbiners und eine Anzahl von Filialen. Obwohl sich die Vertreter der jüdischen Kultusgemeinden bei der Gliederung der Bezirke / Distrikte einbringen konnten, hatte letztendlich der zuständige Regierungskreis die alleinige Entscheidungsgewalt. Die Bezirke bzw. Distrikte waren nicht mit den teils jahrhundertealten Einflussbereich der Verbundfriedhöfe übereinstimmend. Sie konnten sich mit Zustimmung der Regierung in ihrer Struktur verändern oder sogar auflösen, wenn ein Rabbinatsitz erlosch oder der Rabbiner nicht angesehen genug war. Nach 1945 übernahmen die insgesamt 12 Israelitischen Kultusgemeinden in Bayern de facto die Aufgaben der alten Bezirksrabbinate, indem sie jeweils von ihrem städtischen Mittelpunkt aus weitreichende Gebiete betreuen.

Quelle: Vgl. Monika Berthold-Hilpert: Das Land- und Distriktsrabbinat Schwabach – Ein Überblick. In: Der Rabbinatsbezirk Schwabach. Würzburg 2009, (Franconia Judaica 4), S. 16.

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Rabbiner, der neben seinem Minjan die weiteren zugehörigen Gemeinden eines Distriktsrabbinats als Filialen betreute. Er wurde dabei oft von einem Dajan unterstützt.

Quelle: Vgl. Monika Berthold-Hilpert: Das Land- und Distriktsrabbinat Schwabach – Ein Überblick. In: Der Rabbinatsbezirk Schwabach. Würzburg 2009, (Franconia Judaica 4), S. 16.

Bezeichnung für Zivilpersonen, die während des Zweiten Weltkriegs aus ihrer Heimat vertrieben und verschleppt wurden, unter anderem ehemalige Zwangsarbeiter, Häftlinge der Konzentrationslager und Kriegsgefangene. Sie kamen in DP-Lagern unter, entweder verteilt über ein Stadtgebiet, oder in ehemaligen Kasernen, auf Großbauerhöfen etc. Die Zahl der jüdischen DPs in den westlichen Besatzungszonen wird zwischen 50.000 und 75.000 Personen geschätzt. Aufgrund ihres besonderen Verfolgungsschicksals richtete die amerikanische Militärregierung für jüdische DPs eigene Lager ein, in denen auf einige Zeit oft ein neues Gemeindeleben entstand (DP-Gemeinde).

Quelle: Wolfgang Kraus, Hans-Christoph Dittscheid, Gury Schneider-Ludorff (Hg.): Mehr als Steine… Synagogen-Gedenkband Bayern, Bd. III/2: Unterfranken. Lindenberg im Allgäu 2021, S. 1660. // Juliane Wetzel, Displaced Persons (DPs), publiziert am 26.03.2013; in: Historisches Lexikon Bayerns, https://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Displaced_Persons_(DPs) [13.11.2023].

Von süddt. "ducken" = hinknien oder untertauchen: Meist von Christen gebrauchtes frühneuzeitliches Synonym für Ritualbad (Mikwe).

Quelle: Wolfgang Kraus, Hans-Christoph Dittscheid, Gury Schneider-Ludorff (Hg.): Mehr als Steine… Synagogen-Gedenkband Bayern, Bd. III/2: Unterfranken. Lindenberg im Allgäu 2021, S. 1660.

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