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Rintfleisch-Verfolgung 1298 (Pogrom) Detailansicht

Stichwörter: Rintfleisch-Pogrom, Rintfleisch-Verfolgung, Rintfleisch-Verfolgung 1298 (Pogrom), Rintfleischpogrom, Rintfleischverfolgung


Von Röttingen (Lkr. Würzburg) 1298 ausgehender Judenpogrom, das vor allem Franken betraf. Ihren Namen erhielt die Verfolgungswelle von ihrem Anführer, "Rintfleisch", der sicher kein Adliger, sondern Metzger und/oder Scharfrichter war. Die Rintfleisch-Verfolgung zählt zu den ersten flächendeckenden Judenpogromen seit dem Ersten Kreuzzug und stellte den Auftakt zu den großen Verfolgungswellen der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts dar. Anlass waren vielfach Schulden von Christen bei Juden. Die reiche historiographische Überlieferung nennt dagegen meist angebliche jüdische Hostienfrevel als Grund für die Verfolgung. Die Rintfleisch-Verfolgung fand auf dem Höhepunkt des Thronstreits zwischen Adolf von Nassau (reg. 1292-1298) und Albrecht von Österreich (reg. 1298-1308) statt, als zahlreiche Adelige sich auf Heerfahrt befanden und dann der Königswahl und Krönung Albrechts beiwohnten.

Quelle: Friedrich Lotter: Rintfleisch-Verfolgung 1298, publiziert am 26.10.2009; in: Historisches Lexikon Bayerns (https://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Rintfleisch-Verfolgung,_1298) [12.12.2022].
Aus: Historisches Lexikon Bayerns

Wegen eines angeblichen Hostienfrevels wurden am 20. April 1298 alle Juden der Stadt Röttingen (Lkr. Würzburg) verbrannt. Von Röttingen aus erfasste eine Welle der Gewalt Franken, die Oberpfalz und andere Teile Altbayerns. Ein marodierender Mob aus "Judenschlägern" unter der Anführung eines "gewissen Adeligen, der König Rintfleisch genannt wurde" konnte wegen einem territorialen Machtvakuum, das sich durch den Thronstreit zwischen Albrecht I. von Österreich und Adolf von Nassau gebildet hatte, mehr oder weniger ungehindert durch das Land ziehen. Außerhalb der stark befestigten Reichsstädte wurden mindestens 3441 Juden in 44 "Blutstädten", die im Nürnberger Memorbuch aufgelistet werden, grausam ermordet (andere Quellen sprechen von bis zu 5000 Toten). Der römisch-deutsche König Albrecht I. ließ "Rintfleisch" und weitere Anführer der Massaker schließlich verbannen, nach einer anderen (späteren und eventuell tendenziösen) Quelle hingegen festnehmen, enteignen und aufhängen. Die Städte, in denen Juden getötet wurden, mussten demnach an den König eine Geldstrafe zahlen.

Quelle: Friedrich Lotter: Rintfleisch-Verfolgung 1298, publiziert am 26.10.2009; in: https://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Rintfleisch-Verfolgung,_1298 [12.12.2022].
Aus: Jüdisches Leben in Bayern (hdbg.eu/juedisches_leben)

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