Jüdisches Leben
in Bayern

Glossar

(Pl. Machsorim): Gebetbuch mit einer Sammlung von Gebeten für bestimmte Feiertage nach dem Mondkalender.

Quelle: Historisches Museum der Pfalz / Cornelia Ewigleben (Hg.): AK Europas Juden im Mittelalter. Speyer 2005, S. 264.

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(hebr. Schild Davids, im dt. meist Davidstern, nicht zu verwechseln mit dem NS-"Judenstern"): Sechszackiges Hexagramm, ein uraltes Schutz-Zeichen zur Abwehr böser Mächte, das in allen drei monotheistischen Weltreligionen bekannt ist. Die Ursprünge verlaufen sich im Zweistromland. Als "Brauerstern" war das Hexagramm im süddeutschen Raum bis ins 19. Jahrhundert weit verbreitet. Möglichweise besteht ein Zusammenhang mit dem ursprünglich zunftfreien Status des Brauerberufs, den auch Juden bis ins 15. Jahrhundert ausüben konnten. Für die Kohärenz der Dichte jüdischer Gemeinden mit dem Vorkommen des Brauersterns in Franken hat die Forschung bislang keine endgültig befriedigende Erklärung gefunden. Jedenfalls entwickelte sich der Davidstern, wohl ausgehend von der einflussreichen Kultusgemeinde in Prag (1492 nachgewiesen), neben dem Judenhut zum spezifisch jüdischen Symbol auf Siegeln und Druckerzeichen, wurde jedoch weiterhin auch von Nichtjuden verwendet. Erst ab dem 17. Jahrhundert entwickelt sich der Magen David allmählich zum Hauptsymbol des Judentums: In der Aufklärung machten ihn jüdische Gelehrte der Aufklärung (Haskala) zum identitätsstiftenden Religionssymbol. Sein Aufbau wurde mit Bezügen zur Geschichte des Volkes Israel interpretiert. 1897 wählten ihn die Zionisten zu ihrem politischen Emblem. Heute ist der Magen David u.a. Bestandteil der israelischen Staatsflagge.

Quelle: Wolf Stegemann / Johanna Eichmann OSU (Hg.): Der Davidstern. Zeichen der Schmach - Symbol der Hoffnung. Ein Beitrag zur Geschichte der Juden. Dorsten-Wulfen 1991. // Matthias Trum: „Das Khals Siegel siehet einem Bierzeichen nicht ungleich“. Der Davidstern und die Zunftzeichen und Symbole des Brauer- und Mälzerhandwerks. In: Jüdisches Museum München / Lilian Harlander u. Bernhard Purin (Hg.): AK Bier ist der Wein dieses Landes. Jüdische Braugeschichten. München 2016, S. 33-52. // Michael Grünwald: Zoigl-Stern vom Schafferhof. In: Haus der Bayerischen Geschichte / Richard Loibl (Hg.): „Wirtshaussterben? Wirtshausleben!“. Regensburg 2022 (= HdBG Magazin 8), S. 107 // Bernward Deneke u.a.: Vorinformationen zum Judentum. In: Germanisches Nationalmuseum Nürnberg / Bernward Deneke u.a. (Hg.): Siehe der Stein schreit aus der Mauer. Geschichte und Kultur der Juden in Bayern. Nürnberg 1988, S. 511.

Der Name Makkabi bzw. Maccabi leitet sich von den Makkabäern ab (hebr. Makkabbim), die in einem kriegerischen Aufstand gegen das Seleukidenreich in Judäa das Priesterkönigtum der Hasmonäer in Judäa errichteten - bis zum Beginn der römischen Herrschaft im Jahr 6 nach Christus das letzte souveräne jüdische Königreich. Die Maccabi World Union (MWU, deutsch "Makkabi-Weltunion") wurde 1921 auf dem 12. Zionistenkongress in Karlsbad gegründet, erster Präsident war der Deutsche Heinrich Kuhn. Der internationale jüdische Sportverband sollte ursprünglich eine jüdische Identität stärken und die Jugend für den Zionismus körperlich ertüchtigen. Der Verband hatte zunächst in Wien seinen Sitz, 1926 wechselte er nach Brünn und 1929 nach Berlin. 1929 hatte die Maccabi World Union bereits 100.000 Mitglieder in 22 Regionen. 1935 musste der Sitz gezwungenermaßen nach London verlegt werden und siedelte 1946 nach Ramat Gan bei Tel Aviv über. Heute besteht die MWU aus sechs Föderationen, mit 72 Landesverbänden und hunderten Ortsvereinen. Vor allem letztere engagieren sich auch aktiv in der Antisemitismusbekämpfung und leisten wertvolle Sozialarbeit.

Quelle: Makkabi-Vereine in Deutschland: (https://makkabi.de/ortsvereine). // Internetpräsenz der Makkabi-Weltunion (https://www.maccabi.org/).

Das "Marktschutzrecht" war ein königliches Privileg der Judenschaft im Heiligen Römischen Reich. Es ermöglichte jüdischen Pfandleihern bzw. Geldhändlern den Ankauf oder die Beleihung jedes im Augenschein unverdächtigen Gutes, sofern das Geschäft in der Öffenlichkeit vollzogen wurde. Sollte es sich dann nachträglich als Diebesgut herausstellen, brauchten sie den Erwerb nicht nachweisen und mussten dem Eigentümer nur ihren Ankaufspreis erstatten. Streng verboten war jedoch die Annahme von (geweihtem) Kirchengut. Dies galt als Sakrileg und wurde schwer geahndet. Das Marktschutzrecht zählte zu den fest etablierten Rechtsnormen und blieb jahrhundertelang gültig. Der juristische Begriff selbst stammt jedoch aus der Neuzeit.

Quelle: Harald Rainer Derschka: Der Schwabenspiegel. Übertragen in heutiges Deutsch mit Illustrationen aus alten Handschriften. München 2002.

In der Folge des Bayerischen Judenedikts von 1813 wurden gemäß § 12 die jüdischen Familien in den Orten und Städten in Verzeichnissen (Matrikeln / "Judenmatrikeln") erfasst. Die Anzahl der am Ort wohnberechtigten Familien wurde dadurch festgeschrieben. Diese rigide Politik, die kaum einen Wohnortwechsel zuließ, hatte in erster Linie das Ziel, die Anzahl der Familien konstant zu halten oder gar zu verringern. Dies führte im Lauf des 19. Jahrhunderts bis zur Aufhebung des Edikts 1861 zu vermehrter Auswanderung und konservierte vor Ort die interne soziale Hierarchie, weil die wohlhabenderen Schichten über Generationen hinweg maßgeblichen Einfluss auf ihre Gemeinden nehmen konnten. Die Matrikellisten sind heute eine wertvolle historische Quelle.

Quelle: "Edikt über die Verhältnisse der jüdischen Glaubensgenossen im Königreiche Baiern", 10. Juni 1813. In: Königlich-Baierisches Regierungsblatt 1813, XXXIX. Stück, Sp. 921-932. Bayerische Staatsbibliothek, 4 Bav. 693, Beibd. 8.

(Pl. Mazzot, dt. Matze, Matzenbrot): Ungesäuertes Fladenbrot, meist aus Mehl und Wasser ohne Salz, das gemäß dem biblischen gebot (Ex 12,34 und Deut 16,3) zum Andenken an den Auszug der Israeliten aus Ägypten am Seder-Abend gegessen wird.

Quelle: Historisches Museum der Pfalz / Cornelia Ewigleben (Hg.): AK Europas Juden im Mittelalter. Speyer 2005, S. 264.

(Pl. Maz(z)ewot): Jüdischer Grabstein bzw. Grabmal, wird ein Jahr nach der Bestattung gesetzt. 

Quelle: Christoph Daxelmüller: "Der gute Ort". Jüdische Friedhöfe in Bayern. Augsburg 2009 (Hefte zur Bayerischen Geschichte und Kultur 39), S. 68. // Israel Schwierz: Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern. Eine Dokumentation. 2. Aufl. München 1992 (= Bayerische Landeszentrale für politische Bildung A85), S. 366. // Lothar Mayer: Jüdische Friedhöfe in Mittel- und Oberfranken. Petersberg 2012, S. 222-225.

Übernahme und rechtliche Integration eines zuvor reichsunmittelbaren Territoriums (Immediatstände) in ein größeres, benachbartes oder umgebendes Territorium zum Zweck der Gebietsabrundung und -erweiterung. Die entmachteten Eliten wurden nach Möglichkeit in die neue Verwaltungsstruktur einbezogen, was den Übergang der Herrschaft erleichterte. Ohne die Mediatisierung wäre das Entstehen moderner Staaten unmöglich gewesen.

Quelle: Michael Puchta: Mediatisierung, publiziert am 19.8.2021; in: Historisches Lexikon Bayerns [12.12.2022]. // Marcus Junkelmann: 1815 - Ende einer Epoche. In: Haus der Bayerischen Geschichte / Margot Hamm u.a. (Hg.): AK Napoleon und Bayern. Augsburg 2015 (= Veröffentlichungen zur Bayerischen Geschichte und Kultur 64), S. 34-43. // Wolfgang Schuster: Bayern 1799-1819. In: Haus der Bayerischen Geschichte / Wolfgang Jahn u.a. (Hg.): AK Adel in Bayern. Ritter, Grafem, Industriebarone. Augsburg 2008 (= Veröffentlichungen zur Bayerischen Geschichte und Kultur 55), S. 226f. // Manfred Treml: Die Säkularisation und ihre Folgen. In: Haus der Bayerischen Geschichte / Josef Kirmeier u.a. (Hg.): Glanz und Ende der alten Klöster. Säkularisation im bayerischen Oberland 1803. Katalog zur Ausstellung im Kloster Benediktbeuern 1991. München 1991 (= Veröffentlichungen zur Bayerischen Geschichte und Kultur 21), S. 122-132.

(hebr. Lehrer, Pl. Melamdim): Jüdischer (Religions-)lehrer in einer traditionellen Cheder, die von Knaben zwischen 5 und 13 Jahren besucht wird. Der Religionslehrer wurde in einer Jeschiwa ausgebildet und lehrte neben den Grundzügen der TOra-Talmud auch Lesen und Schreiben. Oft übernahm er auch andere Gemeindedienste, etwa das Amt des Vorsängers (Chasan) oder Schächters (Schochet). Als der bayerische Staat im frühen 19. Jahrhundert das Kontrollmonopol über das Unterrichtswesen beanspruchte und die akademische Ausbildung der Pädagogen zur gesetzlichen Vorgabe machte, wurde der klassische Melamed durch den modernen jüdischen Religions- und Volksschullehrer ersetzt.

Quelle: Wolfgang Kraus, Hans-Christoph Dittscheid, Gury Schneider-Ludorff (Hg.): Mehr als Steine… Synagogen-Gedenkband Bayern, Bd. III/2: Unterfranken. Lindenberg im Allgäu 2021, S. 1664.

Abgeleitet vom Almemor (Bima) als seinem ursprünglichen Aufbewahrungsort. Das Memorbuch ist das Gedenkbuch der jüdischen Gemeinden mit Eintragungen der Märtyrer während der Zeiten der Judenverfolgungen. Es besteht aus drei Teilen: 1. Gebetssammlung 2. Nekrologium von Personen allgemeiner jüdischer oder lokaler Bedeutung 3. Martyrologium. Der 2. und 3. Teil wurde innerhalb des Gottesdienstes zum Gedenken verlesen. Vor allem das Martyrologium des Nürnberger Memorbuchs ist eine wichtige historische Quelle zur Kreuzzugsverfolgung (1096), zum Rintfleischpogrom (1298), und zu den Pestpogromen (1348/49).

Quelle: Wolfgang Kraus, Hans-Christoph Dittscheid, Gury Schneider-Ludorff (Hg.): Mehr als Steine… Synagogen-Gedenkband Bayern, Bd. III/2: Unterfranken. Lindenberg im Allgäu 2021, S. 1664.

(hebr. Lampe, Leuchter, pl. Menorot): Bezeichnet ursprünglich den siebenarmigen Leuchter in der Stiftshütte, später dem Allerheiligsten im Jerusalemer Tempel. In der Spätantike wurde die Menora ein beliebtes Motiv der jüdischen Kunst, seit 1948 ist sie das offizielle Emblem des Staates Israel.

Quelle: Historisches Museum der Pfalz / Cornelia Ewigleben (Hg.): AK Europas Juden im Mittelalter. Speyer 2005, S. 264. // Israel Schwierz: Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern. Eine Dokumentation. 2. Aufl. München 1992 (= Bayerische Landeszentrale für politische Bildung A85), S. 367.

(hebr. Türpfosten, Pl. M(e)susot): An Häusern und Wohnungen praktizierender Juden sind Kapseln mit einer Pergamentrolle am oberen Drittel des rechten Türpfostens eines profanen Hauseingangs. Auf dem Pergament stehen die ersten zwei Abschnitte des jüdischen Glaubensbekenntnisses aus dem Machsor, der Kernsatz des Judentums: "Höre Israel!" (Schma Israel). In traditionellen Häusern ist an jeder Tür eine Mesusa angebracht und gewährt das koschere Essen und Trinken, auch an Türen zu Schlafräumen muss eine solche Kapsel hängen. In der Regel ist die Mesusa schief angebracht, da nur "Gott die Dinge geraderücken kann". Manche gläubigen Juden küssen die Mesusa beim Betreten eines Raumes, indem sie die Fingerspitzen der rechten Hand an die Mesusa und dann zum Mund führen. Nur wenn ein jüdisches Haus dauerhaft von Nichtjuden bezogen wird, ist es statthaft die Mesusot vorher zu entfernen.

Quelle: Wolfgang Kraus, Hans-Christoph Dittscheid, Gury Schneider-Ludorff (Hg.): Mehr als Steine… Synagogen-Gedenkband Bayern, Bd. III/2: Unterfranken. Lindenberg im Allgäu 2021, S. 1664. // Israel Schwierz: Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern. Eine Dokumentation. 2. Aufl. München 1992 (= Bayerische Landeszentrale für politische Bildung A85), S. 367.

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(hebr. Forschung, Auslegung): Rabbinische Schriftauslegung, die auf die Halacha oder Haggada Bezug nimmt. Die in Art und Form einer oft predigthaften oder legendenartigen Texte sind eine nicht wortwörtliche, aber auf das innere Wesen des Religionsgesetzes ausgerichtete Bibelerklärung.

(Hebr. Sammelplatz des Wassers, Pl. Mikwaot - dt. Mikwen, ugs. auch "Tauche" o. "Ducke"): Rituelles Tauchbad mit "lebendigem Wasser" (Bach-, Fluss-, Grund- oder Regenwasser). Eine Mikwe ist nicht für die generelle Körperhygiene gedacht, sondern erfüllt kultische Zwecke. Sowohl Frauen wie Männer nutzen die Mikwe, letztere beispielsweise vor den Hohen Feiertagen. Verheiratete Frauen nach der monatlichen Menstruation vollständig eintauchen (im fränkischen Sprachraum auch als "ducken" bezeichnet), um für ihren Ehemann wieder rituell rein zu werden. Die Nutzung erfolgt immer streng nach Geschlechtern getrennt.

In der Mikwe wird auch Geschirr rituell gereinigt, wenn es durch eine Verletzung der religiösen Hygienevorschriften unrein (hebr. trefe) geworden ist. Bis weit in das 19. Jahrhundert hinein befanden sich Mikwen im Untergeschoss von Synagogen, jüdischen Schulen und Privathäusern (daher auch "Kellermikwe"). Vor allem wegen neuer staatlicher Hygieneregeln ab Ende der 1820er Jahre wurden die bayerischen Mikwen den finanziellen Möglichkeiten entsprechend modernisiert, mit Heizkörpern nachgerüstet oder gleich neu errichtet. Heute sind Mikwen hochmoderne Einrichtungen, für die jedoch weiterhin strenge Vorschriften gelten.

Quelle: Wolfgang Kraus, Hans-Christoph Dittscheid, Gury Schneider-Ludorff (Hg.): Mehr als Steine… Synagogen-Gedenkband Bayern, Bd. III/2: Unterfranken. Lindenberg im Allgäu 2021, S. 1664. // Historisches Museum der Pfalz / Cornelia Ewigleben (Hg.): AK Europas Juden im Mittelalter. Speyer 2005, S. 264. // Germanisches Nationalmuseum Nürnberg / Bernward Deneke u.a. (Hg.): AK Siehe der Stein schreit aus der Mauer. Geschichte und Kultur der Juden in Bayern. Nürnberg 1988, S. 512.

(hebr. Ritus, Brauch, religiöse Tradition): Minhagbücher sind die in den Gemeinden angelegten Sammlungen mit den örtlichen oder regionalen Überlieferungen, vor allem auch zu Gewohnheiten beim Vollzug des Gottesdienstes (Gemeindeordnung / Gottesdienstordnung).

Quelle: Germanisches Nationalmuseum Nürnberg / Bernward Deneke u.a. (Hg.): AK Siehe der Stein schreit aus der Mauer. Geschichte und Kultur der Juden in Bayern. Nürnberg 1988, S. 512.

Versammlung von zehn religiös volljährigen Männern, die für einen Gottesdienst erforderlich sind. In Reformgemeinden zählen auch Frauen zum Minjan.

Quelle: Christoph Daxelmüller: "Der gute Ort". Jüdische Friedhöfe in Bayern. Augsburg 2009 (Hefte zur Bayerischen Geschichte und Kultur 39), S. 68. // Wolfgang Kraus, Hans-Christoph Dittscheid, Gury Schneider-Ludorff (Hg.): Mehr als Steine… Synagogen-Gedenkband Bayern, Bd. III/2: Unterfranken. Lindenberg im Allgäu 2021, S. 1664.

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(hebr. [Gottes] Wohnstätte, dt. Stiftshütte): Ursprünglich ein transportables Heiligtum der Israeliten aus der Zeit des Exodus, dann die Bezeichnung für das Allerheiligste im Tempel zu Jerusalem. Im übertragenden Sinne ein heiliger Raum (d.h. die Synagoge), in dem Gott durch die Gebete der jüdischen Glaubensgemeinschaft präsent ist.

Quelle: Pentateuch und Haftaroth. Zürich 1984, Bd. II, S. 296.

Die Mischna ist ein Teil des Talmud und enthält religiöse Gesetze und Vorschriften. Sie wurde um 200 v. Chr. von Rabbiner Jehuda ha-Nasi geordnet und niedergeschrieben. Die Mischna enthält insgesamt sechs Ordnungen, die in einzelne Traktate gegliedert sind. Jedes Traktat umfasst seinerseits mehrere Kapitel.

Quelle: Historisches Museum der Pfalz / Cornelia Ewigleben (Hg.): AK Europas Juden im Mittelalter. Speyer 2005, S. 265.

(hebr. Osten): Gebetsrichtung nach Jerusalem, durch das Misrachfenster in der Synagoge oder eine Misrachtafel bzw.-wand in Privathaushalten angezeigt.

Quelle: Wolfgang Kraus, Hans-Christoph Dittscheid, Gury Schneider-Ludorff (Hg.): Mehr als Steine… Synagogen-Gedenkband Bayern, Bd. III/2: Unterfranken. Lindenberg im Allgäu 2021, S. 1664.

Buchstabenwort aus Merkas Ruchani (hebr. Geistiges Zentrum): 1902 gegründete religiös-zionistische Bewegung, die sowohl die säkulare Haltung der Zionisten als auch die antizionistische Position der jüdischen Orthodoxie ablehnte.

Quelle: Jim G. Tobias / Nicole Grom (Hg.): Gabersee und Attel. Wartesäle zur Emigration. Die jüdischen Displaced Persons Camps in Wasserburg 1946-1950. Nürnberg 2016, S. 162.

(Hebr. Pflicht, pl. Mizwot oder Mizwas): Religiöse Gebote, deren Einhaltung ein gottesfürchtiges Leben ausmachen. Der Talmud schreibt neben den Zehn Geboten (Dekalog) insgesamt 613 universelle Mizwot vor, beispielsweise die Beschneidung, feststehende Riten an den Feiertagen, die Einhaltung der Kaschrut, Gebete vor bestimmten Handlungen, aber auch soziale sowie ethische Verhaltensregeln. Alle einzelnen Mizwot stehen gleichwertig nebeneinander, aber man unterscheidet leichte (kalot) und schwere (chamurot) Gebotsverstöße. Mit der Zeremonie der Bar Mizwa (hebr. Sohn des Gebots) wird ein dreizehnjähriger Junge religiös mündig, das heißt er verpflichtet sich vor Gott zur Einhaltung der Gebote. Eine der bekanntesten Aufzählungen und Erläuterungen der 613 Mitzwot ist das "Sefer HaMitzwot", verfasst vom sephardischen Rechtsgelehrten Maimonides (um 1136-1204) aus Cordoba. Weitere Mizwot werden auch von einzelnen Rabbinern festgelegt, sind aber dann nicht allgemein anerkannt. In Zeiten der Not dürfen Jüdinnen und Juden sämtliche Gebote brechen, mit Ausnahme des Verbotes von Mord, Unzucht und Götzenanbetung. Die Mitzwot teilen sich auf in 365 Verbote (entsprechend den Tagen im Kalenderjahr) und 248 Gebote (entsprechend den Gliedern des Menschen). Die verschiedenen Gruppierungen des ultraorthodoxen Judentums richten ihren ganzen Alltag nach den Mizwot aus, was jedoch in einer westlich-säkularen Gesellschaft nur unter großen Schwierigkeiten bzw. Einschränkungen möglich ist.

Quelle: Wolfgang Kraus, Hans-Christoph Dittscheid, Gury Schneider-Ludorff (Hg.): Mehr als Steine… Synagogen-Gedenkband Bayern, Bd. III/2: Unterfranken. Lindenberg im Allgäu 2021, S. 1664.

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Alltagsbezeichnung im Mittelalter und der Frühen Neuzeit für den Betsaal einer Synagoge, der bis heute in konservativen Gemeinden nur den männlichen Gemeindemitgliedern vorbehalten ist.

Quelle: Aryeh Citron: Jüdische Synagogenarchitektur (Engl.), online unter: Chabad.org [12.12.2022].

(Pl. Mohalim): Ein ausgebildeter Beschneider, der nach jüdischer religiöser Sitte die Beschneidung (hebr. Brit Mila) der Neugeborenen in der Synagoge vornimmt. neben der fachlichen Eignung wird auch ein einwandfreier Lebenswandel gemäß den halachischen Geboten vorausgesetzt. Beschneider tragen die Namen der Beschnittenen und ihrer Eltern sowie das Datum der Beschneidung oft in ein eigenes Mohelbuch ein (heutzutage vermehrt digital), was für die genalogische Forschung wichtig ist.

Quelle: Christoph Daxelmüller: "Der gute Ort". Jüdische Friedhöfe in Bayern. Augsburg 2009 (Hefte zur Bayerischen Geschichte und Kultur 39), S. 68. // Wolfgang Kraus, Hans-Christoph Dittscheid, Gury Schneider-Ludorff (Hg.): Mehr als Steine… Synagogen-Gedenkband Bayern, Bd. III/2: Unterfranken. Lindenberg im Allgäu 2021, S. 1664. // Antje Yael Deusel: Mein Bund, den ihr bewahren sollt. Religionsgesetzliche und medizinische Aspekte der Beschneidung. Freiburg/Basel/Wien 2012.

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