Jüdisches Leben
in Bayern

Glossar

Der Verband ist Mitglied im Zentralrat der Juden in Deutschland und umfasst die jüdischen Gemeinden von Amberg, Bamberg, Bayreuth, Hof, Nürnberg, Weiden, Schwaben-Augsburg, Erlangen, Fürth, Regensburg, Straubing und Würzburg/Unterfranken. Dem Landesverband gehören jüdische Gemeinden aus sechs der sieben Regierungsbezirke Bayerns an. Die Gemeinden in Oberbayern gehören dagegen der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern an, die einen eigenen Landesverband im Zentralrat der Juden bildet. Der Zusammenschluss der jüdischen Gemeinden in Bayern. Das Verhältnis zwischen dem Freistaat Bayern und dem Landesverband jüdischer Gemeinden wurde in einem 1997 geschlossenen und 2008 erneuerten Staatsvertrag geregelt. Demnach ist der Landesverband Ansprechpartner der bayerischen Staatsregierung für jüdische Belange.

Organisiertes Gremium der jüdischen Selbstverwaltung in größeren Territorien oder in übergreifenden reichsritterschaftlichen Gebieten im Heiligen Römischen Reich von der Frühen Neuzeit bis ins 19. Jahrhundert, Vertreten durch einen Stedlan bzw. Landes-Barnos.

Quelle: Wolfgang Kraus, Hans-Christoph Dittscheid, Gury Schneider-Ludorff (Hg.): Mehr als Steine… Synagogen-Gedenkband Bayern, Bd. III/2: Unterfranken. Lindenberg im Allgäu 2021, S. 1663.

Nach ihrer Vertreibung aus dem urbanen Raum zum Ende des 15. und im frühen 16. Jahrhundert ließen sich viele jüdische Familien auf dem Land nieder. Sie blieben jedoch nach Möglichkeit im relativen Einzugsbereich der Städte und bevorzugten verkehrstechnisch günstige Orte, in denen sie weiterhin ihren Lebensunterhalt mit Handelstätigkeiten verdienen konnten. Häufig begaben sich Landjuden unter die rechtliche Schutzherrschaft adeliger Grundherren und erwarben für hohe Abgaben einen Schutzbrief (siehe Schutzjude und Judenregal). Nach dem Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) nahmen verschiedene Landesherrschaften zusätzliche Schutzjuden auf, die manchmal aus weit entfernten Gebieten wie Polen-Litauen stammten. Ab dem Ende des 17. Jahrhunderts entwickelten sich in vielen Dörfern blühende jüdische Gemeinden, deren Zahl mancherorts die der christlichen Konfessionen sogar überstieg. Mit der Emigration von insgesamt etwa 11.000 Juden im 19. Jahrhundert, und weil nach Gestattung der freien Wohnortswahl ab 1861 eine Landflucht einsetzte, verarmten viele jüdische Landgemeinden. Einige wurden mit ihren Nachbarn zusammengelegt oder häufig ganz aufgegeben.

Quelle: Wolfgang Kraus, Hans-Christoph Dittscheid, Gury Schneider-Ludorff (Hg.): Mehr als Steine… Synagogen-Gedenkband Bayern, Bd. III/2: Unterfranken. Lindenberg im Allgäu 2021, S. 1663. // Vgl. Christoph Daxelmüller: Vom Hausierer zum Unternehmer – Juden in Franken. In: Haus der Bayerischen Geschichte / Werner K. Blessing u.a. (Hg.): AK 200 Jahre Franken in Bayern – Aufsätze. Augsburg 2006 (= Veröffentlichungen zur Bayerischen Geschichte und Kultur 52), S. 80-89. // Christoph Daxelmüller: Jüdisches Alltagsleben im 19. und 20. Jahrhundert am Beispiel Unterfrankens. In: Haus der Bayerischen Geschichte / Manfred Treml / Josef Kirmaier / Evamaria Brockhoff (Hg.): Geschichte und Kultur der Juden in Bayern – Aufsätze. München 1988 (= Veröffentlichungen zur Bayerischen Geschichte und Kultur 17), S. 287-298.

= Generalsynode der lateinischen Bischöfe unter Leitung des Papstes, benannt nach der Basilika des Hl. Johannes vom Lateran in Rom (Lateranbasilika). Im Mittelpunkt der Konzilien stand stets das Bemühen um eine kirchliche Reform, was immer man darunter jeweils verstand. Bis heute ist unklar, warum von den zahlreichen Generalsynoden im Hochmittelalter nur jene vier, die 1123, 1139, 1179 und 1215 in der Lateranbasilika abgehalten wurden, später in die Reihe der Ökumenischen Konzilien aufgenommen wurden (herkömmliche katholische Zählung).

Das IV. Laterankonzil wurde von Papst Innozenz III. (reg. 1198-1216) bereits kurz nach dem Beginn seines Pontifikats geplant und durch das Rundschreiben "Vineam Domini Sabaoth" am 19. April 1213 einberufen. Zur Eröffnungszeremonie am 11. November 1215 versammelten sich über 400 Bischöfe – darunter die vornehmsten Vertreter der lateinischen Hierarchie im Osten – mehr als 800 Äbte und Prioren, Gesandte der meisten Könige und vieler Stadtrepubliken. Ein Hauptthema war der Aufruf zum (V.) Kreuzzug, um das Heilige Land mit den biblischen Stätten um Jerusalem von den muslimischen Sarazenen zurückzuerobern. Außerdem beschäftigte sich das Laterankonzil intensiv mit der Wiederherstellung der Ordensdisziplin und strukturellen Reformen im kanonischen Recht, mit dem Ziel einer sittlichen Verbesserung des Klerus. Unter anderem wurde der Handel mit Reliquien verboten und die zukünftige Ausbildung der Seelsorger in den Diözesen verbessert. Diskutiert wurde auch die Rechtmäßigkeit des römisch-deutschen Königs Friedrich II. aus dem Geschlecht der Staufer, der erst 1220 zum Kaiser gekrönt wurde. Die wohl auch aus Gründen einer ängstlichen Seelsorge erlassenen Bestimmungen gegen Juden trugen zu ihrer entmenschlichenden Ausgrenzung im christlichen Europa bei: Neue kanonische Gesetze (Kirchenrecht) verboten den regulären Handel zwischen Christen und Juden, schlossen sie von allen öffentlichen Ämtern aus und, wichtigster Punkt, ordneten eine diskriminierende Zwangs-Kennzeichnung durch die Kleidung an.

Quelle: Werner Maleczek: Laterankonzil, IV. (125). In: Lexikon des Mittelalters, Bd. V.: Hiera-Mittel bis Lukanien. München / Zürich 1991, Sp. 1742-1744.

(Auch Leibmaut oder "Judengeleit"): Sonderabgabe bzw. Aufschlag für Juden beim Übertreten einer herrschaftlichen Landesgrenze oder dem Benutzen mautpflichtiger Straßen und Brücken.

Quelle: Michael Silberstein: Wolf Breidenbach und die Aufhebung des Leibzolls in Deutschland, mit besonderer Rücksicht auf Nassau, zumeist nach archivalische Urkunden. In: Zeitschrift für die Geschichte der Juden in Deutschland, Jg. 5 (1892), Heft. 2, S. 126–145.

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Angehöriger des Stammes Levi und gleichzeitig der zweiten "Schicht" des jüdischen Volkes. Die Leviim (dt. Leviten) unterstützen die Kohanim (Priester) bei ihrer Arbeit und waschen ihnen vor dem Segnen des Volkes die Hände.

Quelle: Germanisches Nationalmuseum Nürnberg / Bernward Deneke u.a. (Hg.): AK Siehe der Stein schreit aus der Mauer. Geschichte und Kultur der Juden in Bayern. Nürnberg 1988, S. 512.

Bestattung, Leichenbegräbnis

Quelle: Wolfgang Kraus, Hans-Christoph Dittscheid, Gury Schneider-Ludorff (Hg.): Mehr als Steine… Synagogen-Gedenkband Bayern, Bd. III/2: Unterfranken. Lindenberg im Allgäu 2021, S. 1663.

(hebr. Dattelpalmzweig): Feststrauß, der zum Laubhüttenfest (Sukkot) aus einer Zitrusfrucht (Etrog), dem besagten Palmzweig, Myrte und Bachweide gebunden wird.

Quelle: Historisches Museum der Pfalz / Cornelia Ewigleben (Hg.): AK Europas Juden im Mittelalter. Speyer 2005, S. 264.

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