Die Glossare des HdBG

Judenedikt 1813 (Bayern) Detailansicht

Stichwörter: Bayerisches Judenedikt, Judenedikt, Judenedikt 1813, Judenedikt 1813 (Bayern)


Durch das Toleranzedikt von 1803 und das Religionsedikt von 1809, welche die Gleichberechtigung der beiden christlichen Konfessionen festlegten, hatte die katholische Kirche in Altbayern ihren Sonderstatus verloren. Das Bayerische Judenedikt war Teil eines rigiden Staatskirchentums, mit dem das neue Königreich Bayern alle religiösen Aspekte im Geiste der Montgelas-Reformen kontrollieren wollte. Das Edikt gewährte am 10. Juni 1813 den bayerischen Juden erste bürgerliche Rechte - etwa das Recht, Immobilien und den Bürgertitel zu erwerben, außerdem das Recht auf freie Religionsausübung und den Rechtsschutz als gleichgestellte Untertanen. Es ermöglichte den Zugang zur Landwirtschaft und den Handwerksberufen. Das Edikt enthielt auch massive Einschränkungen: Im Sinne eines staatlichen Zentralismus französischer Ordnung hob das Edikt die juristische Selbstverwaltung der jüdischen Gemeinden auf und regulierte das Religions- und Schulwesen. Mit dem Matrikelparagraphen wurde die Zahl der jüdischen Haushalte pro Ort auf Jahrzehnte hinweg zwingend festgelegt. Neue Kultusgemeinden konnten nur an einem Ort mit mindestens 50 jüdischen Familien entstehen. Federführend war hier Maximilian Graf von Montgelas (1759-1838), der große Staatsreformer und Minister des ersten bayerischen Königs Maximilian I. Joseph. Das Edikt wurde in weiten Teilen Frankens erst ab 1817 umgesetzt, nach den Wirren der Napoleonischen Kriege und der Neuordnung Europas. Das Edikt wurde erst 1861 abgeschafft.

Quelle: Sabine Ullmann: Judentum (19. Jahrhundert), publiziert am 23.05.2023; in: Historisches Lexikon Bayerns, http://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Judentum_(19._Jahrhundert) [13.11.2023]. // Stefan Schwarz: Die Juden in Bayern im Wandel der Zeiten. München / Wien 1963, S. 77-180. // Christoph Daxelmüller: Jüdisches Alltagsleben im 19. und 20. Jahrhundert am Beispiel Unterfrankens. In: Haus der Bayerischen Geschichte / Manfred Treml / Josef Kirmaier / Evamaria Brockhoff (Hg.): Geschichte und Kultur der Juden in Bayern – Aufsätze. München 1988 (= Veröffentlichungen zur Bayerischen Geschichte und Kultur 17), S. 287-298. // Bayerische Landeszentrale für politische Bildungsarbeit, München / Manfred Treml (Hg.): Geschichte des modernen Bayern. Königreich und Freistaat. 3. neu bearb. Auflage. München 2006, S. 36f.
Aus: Jüdisches Leben in Bayern (hdbg.eu/juedisches_leben)