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Stichwörter: Synagoge


Bezeichnung für Vereinigung, also auch für die Gemeinde; später und im heute üblichen Sprachgebrauch bezeichnet Synagoge das gottesdienstliche Versammlungshaus der Gemeinde

Aus: Siehe der Stein schreit aus der Mauer

(altgr. Versammlung, hebr. Bet Haknesset): Jüdisches Versammlungs- und Gotteshaus. Eine mittelalterliche bis frühneuzeitliche Alltagsbezeichnung war "Schule" oder auch "Judenschul(e)". Die Synagoge, in der die Gemeinde auch ihre profanen Angelegenheiten bespricht, wird durch die Einbringung wenigstens einer Torarolle in den Aron ha-Kodesch und die Anwesenheit eines Minjan zum sakrosankten Ort. Die Synagoge ist ein würdevoller und respektierter Ort des Gebets, die Nachempfindung des Mischkan, in dem zuweilen auch der Religionsunterricht stattfindet und die Schüler einer Jeschiwa diskutieren. Die Größe und Architektur kann je nach Region oder den finanziellen Möglichkeiten einer Kultusgemeinde stark variieren, zumal es im Talmud nur wenige Vorschriften über die bauliche Beschaffenheit einer Synagoge gibt: Gemäß den Auslegungen in der Halacha soll die Synagoge einerseits nach Osten ausgerichtet sein, möglichst frei stehen, wenn möglich das höchste Gebäude am Ort sein - zumindest aber höher als die jüdischen Häuser - und prachtvoll ausgestattet werden. Die Höhenvorgabe wurde manchmal durch eine Wetterfahne oder einen Dachreiter, und bei wenigen großen Synagogen mit beeindruckenden Türmen oder Kuppeln umgesetzt. Allerdings gab es auch vielerorts bis ins 19. Jahrhundert die Anweisung der christlichen Obrigkeit, dass die Synagoge äußerlich bescheiden und unauffällig bleiben sollte. Sehr viele Synagogen in Bayern stehen bzw. standen daher in zweiter Reihe, hinter einem Vorderhaus oder im Gartengrundstück eines Anwesens. Das fränkische Landjudentum vereinte oft aus Kostengründen alle essentiellen Einrichtungen des Gemeindelebens unter einem Dach: Synagoge, Schule, Mikwe, sowie die Wohnung des Vorsängers bzw. Religionslehrers. Im Unterschied zur einfachen Betstube erfüllt die Synagoge gewisse rituelle Anforderungen: Sie enthält an der Ostwand (Richtung Jerusalem: Misrach) eine Toranische oder -Erker mit der Heiligen Lade. Über ihr hängt ein Ner Tamid. Eine Bima ermöglicht die feierliche Lesung der Tora. Vom eigentlichen Betsaal, der den Männern vorbehalten bleibt (Männerschule /-abteilung), ist die Frauenabteilung abgetrennt. Eine Synagogenbibliothek muss (zumindest rudimentär) das Studium der Tora und des Talmud ermöglichen. Männer bedecken eine Synagoge aus Demut vor Gott grundsätzlich nur mit bedecktem Haupt.

Quelle: Israel Schwierz: Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern. Eine Dokumentation. 2. Aufl. München 1992 (= Bayerische Landeszentrale für politische Bildung A85), S. 366. // Vgl. Generaldirektion der staatlichen Archive Bayerns (Hg.) / Cornelia Berger-Dittscheid (Bearb.): Mehr als Steine. Synagogen in Unterfranken. München 2021 (= Staatliche Archive Bayerns – Kleine Ausstellungen 68), S. 18-20, 39-49. // Aryeh Citron: Jüdische Synagogenarchitektur (Engl.), online unter: Chabad.org [12.12.2022].
Aus: Jüdisches Leben in Bayern (hdbg.eu/juedisches_leben)

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