Stichwörter: Judenrecht, Judenregal, Judenregal syn. Judenschutz, Schutzjude
(Regal, pl. Regalien = Hoheitsrecht): Bereits der römisch-deutsche Kaiser Heinrich IV. (1056-1106) nahm die jüdische Bevölkerung des des Heiligen Römischen Reiches 1103 in den allgemeinen Landfrieden auf, als der Schutz lokaler Fürsten während des I. Kreuzzuges versagt hatte. Im Jahr 1236 erklärte der Kaiser Friedrich II. aus dem Geschlecht der Staufer (reg. 1212-1250) alle Reichsjuden zu königlichen bzw. kaiserlichen "Kammerknechten" (lat. servi camerae regis). Dadurch standen sie – theoretisch – unter dem direkten Schutz des höchsten Monarchen der Christenheit. Da Juden ansonsten nicht auf das althergebrachte Sippen- und Stammesgefüge bauen konnten, war dieser Schutz eine lebenswichtige Voraussetzung. Dafür mussten sie jährlich ein festgelegtes Schutzgeld bezahlen, dazu meist noch weitere Abgaben und Sondersteuern. Der König/Kaiser konnte sein "Nutzungsrecht" an den Juden an Fürsten, Bischöfe, Grafen und Städte verpfänden, verkaufen oder sogar verschenken. Das "Ius recipiendi iudaeos" (das Recht, Juden aufzunehmen) ging so mit der Zeit auf die Territorialfürsten über, gegen eine Gebühr und einen Anteil der Einnahmen. Im Jahr 1548 wurde auch den Reichsrittern in einer neuen "Reichspoliceyordnung" das Judenregal verliehen. Der Judenschutz institutionalisierte sich im Lauf der Jahrhunderte: Fürsten, Grundherren oder eine städtischen Obrigkeit erteilten Schutzjuden, ihren Familien und Hausbedienten ein verbrieftes temporäres Niederlassungsrecht, verbunden mit ihrem Rechtsschutz, manchmal auch verbunden mit besonderen Handelsprivilegien. Das Schutzgeld betrug in der Regel ein Vielfaches der Abgaben ihrer christlicher Untertanen und war damit für die Orts- und Landesherren eine willkommene Einnahmequelle.
Quelle: Wolfgang Kraus, Hans-Christoph Dittscheid, Gury Schneider-Ludorff (Hg.): Mehr als Steine… Synagogen-Gedenkband Bayern, Bd. III/2: Unterfranken. Lindenberg im Allgäu 2021, S. 1662 und 1666 // Christoph Daxelmüller: Vom Hausierer zum Unternehmer – Juden in Franken. In: Haus der Bayerischen Geschichte / Werner K. Blessing u.a. (Hg.): AK 200 Jahre Franken in Bayern. Augsburg 2006 (= Veröffentlichungen zur Bayerischen Geschichte und Kultur 52), S. 80-89 // Sabine Ullmann: Judenschutz, publiziert am 21.08.2017; in: Historisches Lexikon Bayerns (https://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Judenschutz) [12.12.2022]. // Ludwig Schnurrer: Die Juden in den kleineren fränkischen Reichsstädten. In: Haus der bayerischen geschichte / rainer A. Müller (Hg.): AK Reichsstädte in Franken. Aufsätze 2: Wirtschaft, Gesellschaft und Kultur. München 1987 (= Veröffentlichungen zur Bayerischen Geschichte und Kultur 15,2), S. 84- 99. // Vgl. Roland Flade: Die Würzburger Juden. Ihre Geschichte vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Würzburg 1987, S. 15.
Aus: Jüdisches Leben in Bayern
(hdbg.eu/juedisches_leben)