Das ausgehende 18. und das 19. Jahrhundert brachten große Veränderungen für die jüdische Bevölkerung. Einerseits standen Teile der nichtjüdischen Bevölkerung Jüdinnen und Juden durch die Ideen der Aufklärung nun liberaler gegenüber; andererseits entwickelte sich innerhalb des Judentums ab der Mitte des 18. Jahrhunderts die sogenannte Haskala, die jüdische Aufklärung, die von Berlin ausgehend zunächst vor allem Norddeutschland erfasste. Untrennbar ist sie mit Moses Mendelsohn verbunden, der 1783 die erste jüdische Übersetzung der Tora ins Hochdeutsche schuf, geschrieben mit hebräischen Buchstaben und ergänzt durch einen Kommentar (Bi’ur). Ziele der jüdischen Aufklärer (Maskilim) waren unter anderem eine gleichberechtigte Teilhabe der jüdischen Bevölkerung an der Gesellschaft und eine Öffnung gegenüber weltlicher Bildung bei zunehmender Verwendung der deutschen Sprache, während jüdische Traditionen hinterfragt wurden. Dennoch gab es unter den jüdischen Aufklärern bis ins 19. Jahrhundert hinein kaum Personen, die ihre Religion aufgaben oder zum Christentum konvertierten. Nach Bayern gelangten die Ideen der Haskala zunächst über einzelne Gelehrte, die zeitweise in Regensburg, Würzburg und Fürth lebten. Auf der anderen Seite blieben die Landesrabbiner und die bedeutende jüdische Gemeinde Fürth streng der traditionsorientierten, konservativen Richtung verhaftet.
Auch die meist wenig gebildete und in einfachen Verhältnissen lebende jüdische Bevölkerung in den Dörfern, Märkten und Kleinstädten hielt an einer "volkstümlichen Orthodoxie" fest. Gewissenhaft befolgte sie die Religionsgesetze und traditionellen Bräuche. Während im Alltag Jiddisch gesprochen wurde, gingen die Kenntnisse des Hebräischen immer weiter zurück. Jüdische Druckereien wie etwa in Sulzbach produzierten Bücher nicht mehr nur auf Hebräisch, sondern auch auf Jiddisch – oder in zweisprachigen Ausgaben. In einigen Orten Frankens und Schwabens machte der Anteil der jüdischen an der gesamten Bevölkerung 30 bis 40 Prozent aus, und in Demmelsdorf, Zeckendorf, Hagenbach oder Kriegshaber war um 1800 sogar der überwiegende Teil der Bevölkerung jüdischen Glaubens. Besonders in Schwaben entstanden größere jüdische Gemeinschaften, die teilweise auffällige Synagogen errichteten und damit ihren Anspruch auf eine gleichberechtigte Teilhabe unterstrichen. Auch eine gemeinsame Bewirtschaftung der Allmende und eine jüdische Beteiligung im Magistrat oder als Gemeindebevollmächtigte waren im Schwäbischen, u.a. in Ichenhausen und Krumbach-Hürben, bereits vor 1823 möglich.
Eine Sonderstellung in Franken nahm Fürth ein, wo bis zur zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts die größte jüdische Gemeinde Süddeutschlands bestand. Bereits seit 1528 siedelten sich immer mehr Jüdinnen und Juden dort an, wofür die Fürther "Dreiherrschaft" der Markgrafen von Ansbach, der Dompropstei Bamberg und der Reichsstadt Nürnberg günstige Bedingungen bot. Die Blütezeit dieser jüdischen Gemeinde begann im 17. Jahrhundert, als eine Tora-Talmud-Schule (Jeschiwa) und mehrere Synagogen in der Stadt entstanden. Ende des 18. Jahrhunderts war in Fürth mit 22 Prozent fast jeder vierte Bürger jüdischen Glaubens. Um 1880 erreichte die Zahl der jüdischen Bevölkerung mit 3.336 Menschen ihren Höchststand.
Gegen Ende des 18. Jahrhunderts begann sich insgesamt ein großer Wandel anzukündigen. Der preußische Kriegsrat Christian Wilhelm Dohm verfasste 1781 die Schrift "Über die bürgerliche Verbesserung der Juden". Im selben Jahr verkündete Kaiser Joseph II. in Wien das erste "Toleranzpaket" für Teile Österreichs, das die Situation der österreichischen Juden verbessern und dem noch weitere folgten sollten. Der erste europäische Staat, in dem es eine umfassende Gleichstellung für Jüdinnen und Juden gab, war Frankreich, wo ihnen im Zuge der Französischen Revolution bereits 1791 durch die Nationalversammlung das volle Bürgerrecht gewährt wurde. In Bayern sollte es erst nach einem langen Prozess soweit kommen. Als Voraussetzung für diese sogenannte Emanzipation galt ein "Erziehungskonzept" im Hinblick auf Akkulturation, also die Annahme der deutschen Sprache und Kultur bei gleichzeitiger Aufgabe typisch jüdischer Besonderheiten. Das Judentum sollte modernisiert und – wie auch der katholische und der protestantische Glaube – zu einer reinen Konfession, einer "Privatkirchengesellschaft", werden. Durch die auch innerhalb des Judentums angestoßenen Erneuerungsbestrebungen entstanden im 19. Jahrhundert sowohl das Liberale bzw. das Reformjudentum als auch das Konservative bzw. Masorti-Judentum und als Reaktion darauf die Neo-Orthodoxie.
1801 eröffnete Kurfürst Max IV. Joseph durch das Toleranzedikt die Möglichkeit einer Ansiedlung in Altbayern auch für Menschen, die nicht der katholischen Religion angehörten. Für Jüdinnen und Juden galt dies jedoch nicht, sodass sich mit Ausnahmegenehmigung des Kurfürsten zunächst nur einzelne Familien niederlassen konnten. Im Jahr 1804 wurde jüdischen Kindern der Zugang zu öffentlichen Schulen gestattet. Das in der Landesordnung von 1553 erlassene Ansiedlungsverbot wurde 1805 aufgehoben. Im Jahr 1806 löste Kaiser Franz II. das obsolete Heilige Römische Reich auf, nachdem er für sein Haus Habsburg bereits das Kaisertum Österreich geschaffen hatte. Der als besonders diskriminierend empfundene Leibzoll wurde 1807 abgeschafft und die Militärpflicht eingeführt. Durch die im Reichdeputationshauptschluss von 1803 legitimierte Säkularisation und Mediatisierung vergrößerte sich das Gebiet Bayerns bis 1817 um zahlreiche Fürstbistümer, Reichsstifte und Reichsstädte. Nachdem es in Altbayern jahrhundertelang kaum mehr Juden gegeben hatte, lebten mit der Eingliederung fränkischer und schwäbischer Gebiete plötzlich wieder mehr als 50.000 Juden im neu gegründeten Königreich Bayern.
Das am 10. Juni 1813 von König Max Joseph erlassene "Edikt über die Verhältnisse der jüdischen Glaubensgenossen im Königreiche Baiern" gilt heute als Beginn der Emanzipation der Juden in Bayern. Die jüdische Bevölkerung sollte dadurch künftig Rechtssicherheit genießen und in ihrer Religionsausübung frei sein. Allgemein sollte das Edikt eine "bürgerliche Verbesserung" für Jüdinnen und Juden erreichen, indem sie Bürgerrechte sowie die Möglichkeit, Grundbesitz zu erwerben, erhielten. Erstmals konnten sie die bayerische Staatsangehörigkeit erwerben; dafür sollten sie deutsche Familiennamen annehmen. Die jahrhundertelang geltenden Berufsbeschränkungen wurden aufgehoben, eine Aufnahme in den Staatsdienst war ihnen aber nach wie vor versagt.
Neben den zahlreichen Verbesserungen, brachte dieses "Judenedikt" allerdings auch große Nachteile mit sich. Zu den Schattenseiten gehörte vor allem der "Matrikelparagraph" (§ 12): Nur eine streng festgelegte Anzahl jüdischer Menschen durfte demnach an einem bestimmten Ort wohnen. Kontrolliert wurde das in den sogenannten Judenmatrikeln, einem Register, in dem alle am Ort ansässigen jüdischen Familien erfasst wurden. Für jeden Ort stand nur eine bestimmte Anzahl an Matrikelnummern zur Verfügung. Dies schränkte die Bewegungsfreiheit und die Erwerbsmöglichkeiten stark ein und führte im Verlauf des 19. Jahrhunderts zu einer großen Auswanderungswelle nach Osteuropa und in die USA. Sobald ein jüdisches Ehepaar mehrere Kinder hatte, bedeutete dies in der Regel, dass einem Teil der Familie nichts anderes übrig blieb, als den Heimatort zu verlassen. Diskriminierend waren ferner erhebliche Eingriffe in die Autonomie der jüdischen Gemeinden, das Ende der Rabbinatsgerichtsbarkeit, staatliche Regelungen zur Rabbinerausbildung und zum jüdischen Schulwesen sowie ein Verbot von "Hausier-, Not- und Schacherhandel", die bisher die Lebensgrundlage großer Teile der ländlichen Bevölkerung bildeten. In der Bayerischen Verfassung von 1818 wurde das "Judenedikt" in seiner bestehenden Form bestätigt, bereits 1819 war es aber Gegenstand kontroverser Diskussionen im Landtag.
Ebenfalls 1819 kam es zu den "Hep-Hep-Unruhen", die auf Konkurrenz fürchtende christliche Kaufleute in Würzburg zurückgingen und pogromartigen Charakter annahmen. In Bayern betrafen sie hauptsächlich Franken und die Oberpfalz. Für die jüdische Emanzipation bedeuteten die Krawalle einen deutlichen Rückschritt, da weitere Reformvorhaben zunächst nicht umgesetzt, andere sogar zurückgenommen wurden.
(Karin Eben)
Literatur
Friedrich Battenberg: Das europäische Zeitalter der Juden. Darmstadt 1990.
Michael Brenner / Daniela F. Eisenstein (Hg.): Die Juden in Franken. München 2012.
Michael Brenner / Sabine Ullmann (Hg.): Die Juden in Schwaben. München 2013.
Michael Brenner / Stefi Jersch-Wenzel / Michael A. Meyer: Deutsch-jüdische Geschichte in der Neuzeit, Bd. II: Emanzipation und Akkulturation 1780-1871. München 2000.
Germanisches Nationalmuseum Nürnberg (Hg.) / Bernward Deneke / Manfred Treml u.a.: AK Siehe der Stein schreit aus der Mauer. Geschichte und Kultur der Juden in Bayern. Nürnberg 1988.
Rolf Kießling: Jüdische Geschichte in Bayern - Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Berlin u. Boston 2019 (= Studien zur Jüdischen Geschichte und Kultur in Bayern 11).
Haus der Bayerischen Geschichte (Hg.) / Manfred Treml / Josef Kirmeier: Geschichte und Kultur der Juden in Bayern – Aufsätze. München 1988. (= Veröffentlichungen zur Bayerischen Geschichte und Kultur 17).
Haus der Bayerischen Geschichte (Hg.) / Manfred Treml / Wolf Weigand: Geschichte und Kultur der Juden in Bayern, Bd. 2: Lebensläufe. München 1988 (= Veröffentlichungen zur Bayerischen Geschichte und Kultur 18).