Im hier gezeigten Ausschnitt berichtet Heide Langguth von den Diskussionen mit ihrem Vater in ihrer Jugendzeit, dessen Abneigung gegen alles Amerikanische und die Verkörperung des eigenen Aufbegehrens durch Frisur und Mode.
Dieser Clip ist Teil des folgenden Interviews:
Lebensgeschichtliches Zeitzeugeninterview mit Heide Langguth, geführt am 17.03.2011 in Egling-Neufahrn im Rahmen des Projekts Geschichte der Gewerkschaften, über ihre Kindheit in der Nachkriegszeit, ihre Studienzeit in Tübingen und München, ihre Politisierung im Umfeld der Studentenbewegung der 1960er Jahre, ihren beruflichen Werdegang und ihre Karriere im Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) Bayern.
Biogramm
1945 in Kreuzwertheim am Main geboren, nach dem Abitur ab 1967 Studium der Politikwissenschaft und Germanistik in Tübingen, München und Frankfurt am Main, mit dem Abschluss des Staatsexamens, 1974-1982 wissenschaftliche Tutorin und Referentin an der Universität Oldenburg, 1982-1989 wissenschaftliche Referentin beim Europäischen Parlament, ab 1989 Abteilungsleiterin im Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) Bayern, zuständig für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Frauenpolitik, Europa, Migration und Integration sowie für Kultur- und Medienpolitik, 2002-2010 Stellvertretende Vorsitzende des DGB Bayern, ab 2010 Ruhestand.
Inhalte
1945 geboren in Kreuzwertheim – aufgewachsen im Spessart – Volksschule – Gymnasium in Aschaffenburg – Nachkriegszeit als prägendes Erlebnis – Betreuung der jüngeren Geschwister – nach dem Abitur Au-pair-Mädchen in Frankreich – Arbeit bei der Modeschmuckfirma Langani in Stuttgart – Kritik an den Arbeitsbedingungen: Konflikte mit der Chefin – Studium in Tübingen: Geschichte, Philosophie, Politik, Soziologie, Germanistik – „Spiegel-Affäre“ – Demonstration am Stuttgarter Hauptbahnhof als erster Kontakt mit politischen Ereignissen – studentische Aktionen – Rudolf Fickel – Themen: Vietnamkrieg, bessere Studienbedingungen, andere Bildungspolitik, Aufarbeitung der NS-Diktatur – 1968 Demonstration gegen den Vietnamkrieg in Berlin – „Kapital-Schulungen“ auf Basis der marxistischen Literatur – Gründung der „Kritischen Universität“ – Studium in München – 1970 Tod des Vaters – Staatsexamen für Lehramt an Gymnasien in Frankfurt – Engagement beim Sozialistischen Deutschen Studentenbund (SDS) – Kontakt zur „Kritischen Justiz“, IG-Metall-Gewerkschaftsszene, Jungsozialisten (Jusos) – Anstellung des Ehemanns in der PR-Abteilung der IG Metall – Umzug nach Marburg – Umzug nach Oldenburg: Job als Hilfswissenschaftlerin an der Universität – politische Meinungsverschiedenheiten mit dem Vater: Kritik des Vaters am Vietnamkrieg, aber auch an der Studentenbewegung – Rudi Dutschke – Verständnis der Mutter – erster Kontakt zu den Gewerkschaften in Oldenburg: Kooperationsstelle zwischen Universität und Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) – Hoch-Zeit der italienischen Arbeiterbewegung – Mitglied in der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) – Scheidung – Umzug nach Brüssel und Arbeit in der Union des partis socialistes – Anstellung im Büro des Europaabgeordneten Heinz Oskar Vetter (SPD) – große Bedeutung der Europäischen Union (EU): Einbindung Deutschlands in die Gemeinschaft mit früheren Gegnern – 1989 Abteilungsleiterin beim DGB: Presse- und Öffentlichkeitsarbeit – Fritz Schösser – 1994 Sitz im Rundfunkrat des Bayerischen Rundfunks – Frauenpolitik als neues Aufgabenfeld – Gleichstellung in Bayern: gesetzliche Gleichberechtigung, aber strukturelle Diskriminierung – 1994 Beschäftigungspakt – Edmund Stoiber – 2002 Stellvertretende Vorsitzende des DGB Bayern – Werner Neugebauer – IG Metall – Josef Falbisoner – Ver.di – Schwerpunkte: interregionale Gewerkschaftsräte, Netzwerke mit österreichischen und tschechischen Gewerkschaften, Gesetzesvorhaben auf europäischer Ebene, Gleichstellungsarbeit – immer noch schwierige, aber verbesserte Lage der Frauen innerhalb der Gewerkschaften – Luise Clemens – rauer Umgangston: Fähigkeit zum „Einstecken“ musste vorhanden sein – Posten als Stellvertretende Vorsitzende nur durch Eigeninitiative errungen – Problem und Kunst der Gewerkschaften: Ausarbeitung von Forderungen, die alle Einzelinteressen der Arbeitnehmer vereinen – Rückgang der Mitgliederzahlen durch längere Schulausbildung, Studium – lange Zeit schlechte Organisation der Computerbranche – schwerere Organisation durch Ausdifferenzierung und Deregulierung: Befristung, Leiharbeit – Gewerkschaften als politische Organisationen – Änderung der sozialen Verantwortung eines Unternehmers – bei Großbetrieben weg vom „pater familias“, hin zur Leitung durch ausländische Mutterkonzerne – mittelständische Betriebe: oft durch EU-Vorgaben erzwungene Maßnahmen auch gegen die sozialen Vorstellungen der Betriebsleitung – Zerstörung der gesunden Wirtschaftsstrukturen durch die Liberalisierung der Finanzmärkte – in Deutschland eher konsensuale statt konfliktorientierte Politik der Gewerkschaften – Sonderstellung des DGB Bayern – sowohl Vernunft als auch Risikobereitschaft nötig für die Gewerkschaftsarbeit – Otto Wiesheu – Edmund Stoiber – Erwin Huber – die bayerische Mentalität als harmonisierendes Element – Bayerischer Senat: Lobby-Arbeit – Gewerkschaften nötig als Schutzorganisation für die Schwächeren – Kritik: mehr Interaktion auf der europäischen Ebene nötig, stärkere Zuwendung zu allen Gesellschaftsgruppen – die „Zugewandtheit zum Leben“, Frechheit und Dickschädligkeit als Charakteristika für Bayern – Klischees von Bayern – „Laptop und Lederhose“, zum Teil auch Neid.
Daten
Interview: Georg Schmidbauer M.A.
Kamera: Georg Schmidbauer M.A.