Zwar haben in der Stadt Eltmann Juden weder ständig noch in größerer Anzahl gelebt, es sind allerdings aus den letzten sechs Jahrhunderten einige Dokumente im Stadtarchiv erhalten geblieben, welche die Anwesenheit von Juden bzw. deren Bedeutung für die Stadt belegen. Im Stadtbuch aus dem 15. und 16. Jahrhundert ist am 8. März 1463 vermerkt, dass ein Hanns Geyßler d.Ä. einem Juden namens "Gotschalck" verschuldet war und sich verpflichtete, die Restsumme bis Ostern zu begleichen. Da kein Ort genannt wird, hatte Gottschalk vielleicht in Eltmann gelebt. Das Stadtgerichtsbuch nennt Juden "zu Ebelsbach" (1532), "von Lympach" (1541) sowie "Josephen Juden witwin von Knetzkawe" (1542), die jeweils Schulden Eltmanner Bürger einklagten. Ein "Seckle Jude" (1539) hat vielleicht auch in Eltmann gewohnt.
Albrecht Eitel von Wirsberg erteilte dem Rat der Stadt Eltmann von seinem Amtssitz auf der Wallburg aus am 6. November 1578 eine ausführliche schriftliche Lektion (in: StadtAE, Eltmann III H 20). Die Stadtväter hatten sich an Wirsberg mit der Bitte gewandt, er solle einem seiner in Gunzendorf ansässigen Schutzjuden befehlen, zwanzig Gulden zurückzugeben, die dieser beim Kartenspiel dem Sohn eines Eltmanner Bürgers abgenommen habe. Nach einer ausführlichen Untersuchung ergab sich für den Amtmann jedoch folgender Sachverhalt: Der zwanzigjährige Metzgerssohn habe zwar in der bewussten Nacht in einem Eltmanner Wirtshaus den angeklagten Juden genötigt, mit ihm zu spielen, doch nach einiger Zeit habe letzterer, nachdem er insgesamt etwa 2 ½ Gulden gewonnen habe, von sich aus das Spiel beendet. "Do hat der Jung Metzker einen andern frembden Juden der ein Landlauffer und ubernacht alhie im wirtshauß als er aus dem welschlandt gezogen, benachtet, der Zuvor Nie alhie gewesen, auch Niemandt wo er daheim Ist weis, angefasset, und mit solchen Juden gespielet". Als der Wirsbergische Schutzjude den jungen Mann nochmals gebeten habe, er möge doch nicht weiter das Geld seines Vaters verschleudern, habe dieser ihn "bößlich angefarn, was es Ime angehe, das gelt sey sein, […] wols Im wol betzallen, das sein vater nit erfahr oder mergk". Danach habe der Metzgerssohn das meiste Geld an jenen "welschländischen", das heißt fremden Juden verloren, der am nächsten Morgen mit unbekanntem Ziel Eltmann wieder verlassen habe. So sehe sich der Adelige auch außerstande, seinem Schutzjuden das gewonnene Geld wieder abzunehmen, da er ehrlich gespielt habe und es "der Metzkher anderst, und uber vilfeltige verwarnung, nit haben wollen“. Im modernen Deutsch: Der Bursche hat es nicht anders haben wollen.
Überhaupt sei dies, so die deutlichen Worte des Amtmanns, sicher nicht das erste Spiel des jungen Metzgers gewesen, der "one zweifel seinem vatter die schelms Possen mer […] gerissen haben wirdt". Dieser hätte seinen Sohn besser erziehen sollen, denn der werde mit dem Spielen wohl nicht mehr aufhören. Jedenfalls gelte das Recht in dieser Hinsicht für Juden wie Christen gleichermaßen: "Zu Wirtzburgk, Pambergk, Nurnbergk, oder In andern fleckhen, do dergleichen sich teglich mit Christen und Juden Zutrege, wirdt auch nit der brauch sein wan er daß gelt verspielt das mans Im widerschafft".
Sparsame Beamte wie der Eltmanner Stadtschreiber Brendel nahmen gelegentlich die Dienste jüdischer Handwerker in Anspruch, da sie als nicht-zünftige Arbeiter („Pfuscher“) billiger waren als ihre christliche Konkurrenz und teilweise auch näher am Ort lebten. Eine Quittung belegt 1780 den Auftrag an einen "Judenbuchbinder" aus Bischberg für das Einbinden der neuen Würzburger Landesverordnungen (StadtAE, Eltmann IV Bgm 306, Beleg Nr. 39). Dieser unterschrieb in hebräischen Kursivbuchstaben als "Schimschon ben Bezalel Bischberig". Wahrscheinlich handelt es sich bei ihm um den 1786 auf dem jüdischen Friedhof bei Walsdorf beerdigten "Simon Zoller".
Im Jahr 1805 legten sämtliche Eltmanner Metzger aus unterschiedlichen Gründen ihr Handwerk nieder; die Notlösung, durch eine Art Genossenschaft mehrerer Gastwirte und Metzger die Fleischversorgung der Stadt zu sichern, scheiterte wiederholt an internen Unstimmigkeiten. Die Stadt verpflichtete darauf 1812 den "Judenmetzger" Lämlein aus Ebelsbach als offiziellen Schlachter – anderen Juden, die ebenfalls Fleisch verkauften, blieb der Handel in Eltmann dagegen verboten. Fünf Jahre später bescheinigte der Rat, dass Lämlein "das Städtchen selbst in der kritischsten Zeit, wo in samtlichen Hauptstädten sowohl, als auf dem Lande der Mangel an Fleisch nur allzusichtbar ware, mit dem nöthigen Fleisch Bedürfnis versehen habe" und er daher "noch fernerhin in dem Schlachten dahier zu schützen seye" (StadtAE, Eltmann II 13); jedoch unter der Einschränkung, "daß […] hieraus auf keinen Fall einiges Recht für ihn erwachse, sich für je und allzeit dahier aufzuhalten". Als die Juden mit Einführung des Bayerischen Judenedikts 1813 erstmals feste Familiennamen annehmen mussten, wählte Lämlein also nicht von ungefähr den Namen Fleischmann.
Als Pfeiffer Bachmann (1788-1865) eine Tuchhandlung in Eltmann eröffnen wollte, wurde ihm dies 1832 nur gewährt, weil es keine christliche Konkurrenz gab und Bachmann auch nicht in der Stadt selbst wohnen wollte. Er durfte schließlich sein Geschäft behalten, als ein weiterer Laden öffnete, und zahlte dafür neben den Steuern noch 30 Gulden in die kommunale Armenkasse. Die für Pfeiffer Bachmann zeitlebens unmögliche Ansässigmachung konnte der Eltmanner Rat 1862 dessen Sohn nicht mehr verweigern, nachdem im Jahr zuvor der Matrikelparagraph abgeschafft und den Juden die volle Freizügigkeit innerhalb Bayerns gewährt worden war. Anselm Bachmann (1820–1889), der die Ausbildung zum Tuchmachermeister erfolgreich abgeschlossen hatte, erwarb für sich und seine Familie ein Wohn- und Geschäftshaus in der Schottenstraße, in dem er die von seinem Vater gegründete Textilhandlung weiterführte. 1879 übergab er die Leitung des Geschäfts an seinen 1852 geborenen Sohn Simon, der seinerseits mit seiner Familie das seinem Elternhaus gegenüberliegende Haus bewohnte. 1913 zog die Familie nach München.
Nach dem Ende der NS-Diktatur richteten die UNRAA zusammen mit der US-Armee in Eltmann eine kleine jüdische Gemeinde sog. "Displaced Persons" (DPs) ein, die aus den befreiten Lagern im Osten kamen. Dafür wurde privater Wohnraum requiriert, das Gemeindezentrum befand sich im "Baselshof" (Bamberger Straße). Die DP-Gemeinde verwaltete sich nach dem üblichen Schema unter dem gewählten Vorsitz von Salomon Szafran und einem Herrn Klein in wieten Teilen selbstständig, versorgt von der UNRRA; sie gründete einen eigenen Sportverein (Makabi Eltmann) und versammelte sich im Baselshof zum Gebet in einem Betraum. Die Gemeinde umfasste im Januar 1946 insgesamt 35 Personen. Die Zahl wuchs mit Schwankungen durch Verlegungen etc. bis Juli 1947 auf 61 Jüdinnen und Juden an. Als am 14. Mai 1948 der Staat Israel gegründet wurde, lebten 35 Juden in Eltmann. Durch die Abwanderung nach Israel, Amerika und andere Länder schrumpfte auch in Eltmann die DP-Gemeinde und wurde im Verlauf des Jahres 1950 aufgelöst. Keine Spuren haben sich von ihr erhalten.
Bevölkerung 1910
Literatur
- K. statistisches Landesamt: Gemeindeverzeichnis für das Königreich Bayern. Nach der Volkszählung vom 1. Dezember 1910 und dem Gebietsstand von 1911. München 1911 (= Hefte zur Statistik des Königreichs Bayern 84), S. 220.