Wahrscheinlich als Folge der Vertreibung der jüdischen Gemeinde aus Nördlingen 1499 ließen sich jüdische Familien in Ederheim nieder. Bereits 1507 und 1537 fanden wieder Vertreibungen statt. Als Ederheim in Oettingischen Besitz übergegangen war, entstand 1674 eine neue Gemeinde, die eine Schule errichten durfte (1688). Das Wohngebet der jüdischen Familien befand sich im "Judenbuck", einem Teil der derzeitigen Dorfstraße. Die Gemeinde besaß einen Synagoge, ein Schulgebäude und ein Ritualbad. Die Gemeinde gehörte zum Rabbinatsbezirk Wallerstein und beschäftigte einen Lehrer, der meist auch als Vorbeter und Schächter tätig war. Die Toten wurden zur Bestattung nach Harburg, später nach Wallerstein gebracht. 1736 wurde eine Synagoge erbaut, bis 1827 existierte ein Ritualbad in der heutigen Schulstraße 3.
1806 lebten 25 jüdische Familien in Ederheim. Das Judenedikt von 1813 setzte durch die feste Matrikelliste dem weiterem Wachstum ein Ende. Weil die alte Mikwe nicht mehr den staatlichen Hygienevorgaben entsprach, wurde nach 1827 ein neues Ritualbad in der heutigen Dorfstraße 17 errichtet.
Nach den Angaben bei Alemannia Judaica verteilten sich 1835/40 die in Ederheim ansässigen jüdischen Familien auf folgenden Häuser: Emanuel Altmeier (?), Löw Abraham Einstein (Dorfstraße 24), Samuel Wolf Ettinger, nach 1833 Löw Abraham Einstein (Dorfstraße 21), David Einstein (Dorfstraße 17), Judas Oettinger (?), Mendl Bär Kitzinger (Dorfstraße 13), Jakob Hirsch Weiler (?), Moises Aron Altmeyer (Dorfstraße 11), Hirsch Einstein (Dorfstraße 8), Jakob Hirsch Bößwenger (Dorfstraße 1), Moses Abraham Einstein (?), Elias Neuburger (Hauptstraße 17), Joseph Levi Sonnenberger (Hauptstraße 19), Abraham Ephraim Ettinger (Hauptstraße 34), Samson Altmayer (Hauptstraße 40), Abraham Ephraim Ettinger (Hauptstraße 44), Seligmann Salomon Ball (Hauptstraße 46), Ephraim Levi Ettinger (Dorfstraße 39), Loew Einstein (Dorfstraße 40; Gebäude gehörte seit 10.10.1833 der jüdischen Gemeinde), Isak Wolf Schweisheimer (?), Seligmann Hartstein (?), Hirsch Moises (?), Salomon Moses Ettenheimer (Dorfstraße 34), Abraham Rosenberger (Dorfstraße 34), Abraham Sternglanz (Dorfstraße 32), Seligmann Sternglanz (?), Jakob Hirsch Weiler (Dorfstraße 30), Moses Braunschweiger (Hauptstraße 43), Samson Löw Rosenberger (?), Samson Altmeyer (Hauptstraße 37).
Die jüdische Gemeinde galt nach Einschätzung des Wochenblatts "Der Israelit" vom Februar 1847 als sehr fromm. Ihre Stimmen hätten bei der Wahl des orthodoxen Bezirksrabbiners David Weißkopf (1798-1882) den Ausschlag gegeben. Nach 1850 gab es einen starken Rückgang der Zahl der Gemeindemitglieder.
1862 lebten noch 17 Familien mit 62 Personen in Ederheim. Die Zeitschrift "Der Israelit" Jg. 11 Nr. 14 (1870) veröffentlichte das Ergebnis einer Sammlung zur Unterstützung der Juden in Palästina ab. Die Kultusgemeinde unter ihrem Vorstand Salomon Oettinger spendete dabei 25 Gulden; die Namensliste umfasst noch über zehn Familien, darunter einen Lehrer Außerdem gab es einen Beerdigungsverein und einen Frauenverein. Am 26. April 1874 löste sich die jüdische Gemeinde auf und schloss sich der neu gegründeten IKG Nördlingen an. Das Synagogengebäude wurde an die politische Gemeinde Ederheim verkauft, die es zu einer Scheune umbaute. Die letzte jüdische Familie verließ Ederheim 1879. Seitdem waren keine Juden mehr in Ederheim ansässig.
Von den in Ederheim geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen: Hina Einstein geb. Schweisheimer (*1859), Moritz Heilbronner (*1861), Eugen Schweisheimer (*1858), Julius Schweisheimer (*1863), Moritz Schweisheimer (*1862). Anfang der 1950er-Jahre wurden letzte Reste des Gebäudes beseitigt. Die "Judenschule" wurde 1950/52 abgebrochen. Noch heute sind dort frühere jüdische Wohnhäuser erhalten; die Gebietsbezeichnung "Judenbuck" erinnert in der mündlichen Überlieferung an das frühere jüdische Zentrum in Ederheim. Die ehemalige Gemeinde ist auch Teil der digitalen Bavarikon-Sammlung Das jüdische Erbe Bayerisch-Schwabens. Kultur und Alltag des Landjudentums von 1560-1945, die 2025 mit einem Festakt in der Augsburger Synagoge online gegangen ist.
(Patrick Charell)