
Der jüdische Friedhof von Harburg liegt etwa zwei Kilometer westlich der Stadt in der Nähe des "Bocksberges" oberhalb der Burg. Er hat eine Größe von 4390 qm und wurde 1675 angelegt. Die letzte Bestattung fand 1938 statt. Es sind noch 266 Mazzewot (Grabsteine) erhalten.
Lage: Ca. 2 km westlich der Stadt in der Nähe des "Bocksberges" westlich des Schlosses Harburg auf einer Anhöhe (Am Hühnerberg, 86655 Harburg).
Größe: 4390 qm; massive Steinmauer rund um den Friedhof.
Alter: 1675. Im Schutzbrief vom 19. März 1671 versprach der Oettinger Landesherr den Juden den Verkauf eines halben Morgen Ackerlands „unten am großen Höhnerberg gelegen“ zur Anlage eines Begräbnisplatzes für 75 Gulden, die in zwei Raten zu entrichte waren. Die jüdische Gemeindeordnung von 1672 regelte, dass jeder neu aufgenommene Schutzverwandte von seinem Heiratsgut eine auf die Höhe der Mitgift bezogene Gebühr zur Erhaltung des Friedhofs abgeben müsse. Für jede Beerdigung war zudem eine Gebühr an das Oberamt zu bezahlen. 1745 errichtete man eine Mauer, 1833 erweiterte man das Gelände um einen halben Morgen Land.
Einzugsbereich: Harburg, Mönchsdeggingen, Ederheim.
Beerdigungen: 266 teilweise sehr alte Grabsteine sind erhalten. Theodor Harburger fotografierte am 6. August 1930 noch einige Holzgrabmüler. Wahrscheinlich gab es ursprünglich sehr viel mehr Gräber und Grabsteine; einige wurden im Treppenaufgang des Schlosses verbaut, später jedoch wieder auf den Friedhof zurückgebracht. Die letzte Bestattung fand 1938 statt (Julius Nebel).
Besonderheiten: Tahara-Haus im Südwesten des Friedhofs mit einem Ausgang zum Friedhof und einem weiteren nach außen.
Schändungen: 1744 und 1800 verwendeten durchziehende Soldaten hölzerne Grabmale sowie 1744 den Friedhofszaun zum Feuermachen. Weitere Schändungen folgten im April 1937, als 33 Grabsteine umgeworfen wurden, sowie im Jahr 1957.
Dokumentationen:
Eine Fotodokumentation der Grabsteine von 1992 entstand im Auftrag von Rolf Hofmann (Stuttgart) für die Dokumentation von harburgproject "Jüdischer Friedhof Harburg - Schwaben". 1996 veröffentlichten Meir (Mario) Jacoby und Ruth Litai-Jacoby eine Kurzdokumentation des Friedhofs (siehe Literaturangaben), in der sie 50 ausgewählte Steine mit einer Transkription der hebräischen Inschriften vorstellten. Eine Liste (April 2020) der auf dem Friedhof Bestatteten erstellte Rolf Hofmann ebenso wie einen Plan der Verteilung der Grabsteine
Bilder
Adresse / Wegbeschreibung
Am Hühnerberg, 86655 Harburg (Schwaben)
Von der Stadtmitte kommend in Richtung Burg (Straßenschilder: Richtung Schaffhausen/Nördlingen). Burgstraße links an Burg vorbei, aus dem Ort hinaus, nach Ortsende 2. Feldweg rechts ab, folgen bis zur 1. Abzweigung, dann rechts.
Literatur
- Theodor Harburger: Die Inventarisation jüdischer Kunst- und Kulturdenkmäler in Bayern, hg. von den Central Archives for the History of the Jewish People, Jerusalem, und dem Jüdischen Museum Franken – Fürth & Schnaittach, Bd. 2. Fürth 1998, S. 258-260.
- Meir (Mario) Jacoby / Ruth Litai-Jacoby: Jüdischer Friedhof Harburg-Schwaben (Kurzdokumentation). Stuttgart 1996.
- Michael Trüger: Jüdische Friedhöfe in Bayern, Bd. 11: [Ullstadt-Sugenheim, Harburg, Neustädtles, Bad Königshofen]. In: Der Landesverband der Israelit. Kultusgemeinden in Bayern 10, Nr. 68 (Dezember 1995), S. 15-17.
- Israel Schwierz: Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern. Eine Dokumentation. 2. Aufl. München 1992 (= Bayerische Landeszentrale für politische Bildung A85), S. 259f.
Weiterführende Links
- Jüdischer Friedhof Harburg (Alemannia Judaica)
- Jüdischer Friedhof Harburg (Landesverband Israelitischer Kultusgemeinden in Bayern)
- Jüdischer Friedhof Harburg (Zentralarchiv zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland)
- Harburg (Netzwerk Historische Synagogenorte in Bayerisch-Schwaben)
- Harburg (Jüdisch Historischer Verein Augsburg)
- Jüdischer Friedhof Harburg (Bayerischer Denkmal-Atlas)