Der jüdische Friedhof liegt am südlicher Ortsrand von Höchberg. Er hat eine Größe von über 2000 qm und wurde 1821 angelegt. Der ursprüngliche Friedhofsweg stand Pate für die Straße "Am Judengarten". Mehr als 300 Grabsteine sind erhalten. Höchberg war bevorzugter Begräbnisplatz Würzburger Rabbiner, Lehrer und orthodoxer Gemeindemitglieder. Hier liegen u.a. der Distriktsrabbiner Abraham Bär Bing (1752-1841) und sein Nachfolger, der Würzburger "Rav" Seligmann Bär Bamberger (1807-1878), der Gründer der ehemaligen Würzburger Israelitischen Lehrerbildungsanstalt (ILBA) begraben (rechts vom Friedhofseingang).
Lage: Südlicher Ortsrand.
Größe: Ca. 2310 qm; Einfriedung durch eine Bruchsteinmauer.
Alter: 1821; ein Jahr zuvor hatte die Gemeinde das Grundstück erworben. Erweiterung 1875. Der älteste Grabstein stammt aus dem Jahr 1824. Zuvor hatte man die Verstorben auf dem Friedhof von Allersheim beigesetzt.
Einzugsbereich: Bis 1882/83 wurde der Friedhof von der Jüdischen Gemeinde Würzburg mitbenutzt.
Beerdigungen: Zwei Grabfelder; mehr als 300 Grabsteine, darunter viele alte, sind erhalten. Die erste Beisetzung erfolgte am 21. März 1824 (Sophie Rhein, geb. 1791).
Besonderheiten: Die jüngsten Untersuchungen des Friedhofs lassen vermuten, dass bereits im 13. Jahrhundert in Höchberg eine Begräbnisstätte existierte. Denn ein Grabstein gehört nach Text und Schrift ins 13. Jahrhundert; das angegebene jüdische Datum 1. Marcheschwan [50]25 entspricht dem 23. Oktober 1264. Die Herkunft des Steines ist ungewiss; doch es war üblich, Grabsteine von aufgelassenen Friedhöfen zu neueren Anlagen zu bringen und dort entlang der Mauer aufzustellen. Die in Höchberg amtierende Chewra Kadischa gab sich den Namen Ch’K de Gemilat Chassadim (Heilige Gesellschaft der Wohltätigkeit). Neben der Chewra für Männer gab es auch eine für Frauen.
Schändungen: 1938 und 1994.
Bilder
Adresse / Wegbeschreibung
Am Trieb, 97204 Höchberg
Literatur
- Lothar Mayer: Jüdische Friedhöfe in Unterfranken. Petersberg 2010, S. 70-73.
- Theodor Harburger: Die Inventarisation jüdischer Kunst- und Kulturdenkmäler in Bayern, hg. von den Central Archives for the History of the Jewish People, Jerusalem, und dem Jüdischen Museum Franken – Fürth & Schnaittach, Bd. 2. Fürth 1998, S. 296.
- Michael Trüger: Jüdische Friedhöfe in Bayern (5) [Höchberg, Reckendorf, Pappenheim, Rothenburg o.d.T.]. In: Der Landesverband der Israelit. Kultusgemeinden in Bayern 9, Nr. 61 (März 1994), S. 19f.
- Israel Schwierz: Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern. Eine Dokumentation. 2. Aufl. München 1992 (= Bayerische Landeszentrale für politische Bildung A85), S. 71f.
- Naftali Bar-Giora Bamberger: Der jüdische Friedhof in Höchberg. Memor-Buch. Mit einem Beitrag von Hans-Peter Baum Würzburg 1991 (= Schriften des Stadtarchivs Würzburg 8).
- Landkreis Würzburg (Hg.) / Jutta Sporck-Pfitzer: Die ehemaligen jüdischen Gemeinden im Landkreis Würzburg. Würzburg 1988, S. 67.