Biografien
Menschen aus Bayern

Seligmann Bär Bamberger Rabbiner

geb. 06.11.1807, Wiesenbronn
gest. 10.13.1878, Würzburg

Wirkungsort: Würzburg

Seligmann Bär Bamberger machte 1834 erstmals in der Öffentlichkeit von sich reden, als er sich auf einer Tagung der unterfränkischen Kultusgemeinden deutlich gegen die Reformbewegung stellte. Als Distrikts- und Stadtrabbiner von Würzburg wurde Bamberger zu einem der führenden Vertreter der jüdischen Orthodoxie in Deutschland. Gleichzeitig förderte er die religiöse Bildung der Jugend, verfasste Schul- und Lehrbücher, hielt Vorträge und engagierte sich auch bei der Neuausgabe hebräischer Gebetsbücher. Seine größte Errungenschaft ist zweifellos die Gründung der "Israelitische Erziehungs- und Unterrichtsanstalt" 1856 und die "Israelitische Lehrerbildungsanstalt in Würzburg" (ILBA) im Jahr 1864. In Palästina organisierte er die Finanzierung und den Bau des ersten jüdischen Krankenhauses. Seligman Bär Bamberger war mit Kela Wormser (1804-1881) verheiratet. Aus der Ehe gingen neun Kinder hervor, Bambergers Söhne führten die Familientradition fort und wurden ebenfalls Rabbiner.

Seligmann Bär Bamberger wurde als Sohn der Judith geb. Hatzfeld (Daten unbekannt), Tochter des Rabbiners Moses Löw Hatzfeld, und des Kaufmanns und Rabbiners Simon (Sim’ha) Bamberger (1770-1826) in Wiesenbronn bei Kitzingen geboren. Er wuchs in den Traditionen des fränkischen orthodoxen Landjudentums auf. Von 1823 bis 1828 besuchte er die Jeschiwa in Fürth. Nach fünf Jahren Studium ging Bamberger im Alter von nur 20 Jahren als ausgebildeter Rabbiner in sein Heimatdorf zurück. Da er jedoch als Privatgelehrter ohne Amt war, betrieb er dort für seinen Lebensunterhalt eine kleine Warenhandlung. Mit 22 Jahren heiratete er Kela Wormser (1804-1881), die Tochter des Seckel Wormser, Rabbiner von Fulda (Hessen). Seine Frau führte fortan das Geschäft und er widmete sich ganz dem Studium. Sein Ruf als Gelehrter verbreitete sich bald über die bayerischen Landesgrenzen hinweg. Zahlreiche Schüler aus dem deutschen Aschkenas pilgerten zu Rabbiner Bamberger, der jedoch kein Geld für seinen Unterricht nahm.

Das erste Mal trat Rabbiner Seligmann Bär Bamberger im Jahr 1836 für eine breitere Öffentlichkeit in Erscheinung. In diesem Jahr wollte die bayerische Regierung im Streit zwischen der Orthodoxie und dem staatlich geförderten liberalen Reformjudentum eine einheitliche Linie gewinnen. In jedem der Bezirke versammelten sich Rabbiner, Lehrer und hochrangige Gemeindemitglieder zu großen Versammlungen. Auf der Tagung im Bezirk Unterfranken ergriff Rabbiner Bamberger für die orthodoxen "Toratreuen" das Wort und sprach mit soviel Elan und Charisma, dass der Würzburger Stadt- und Distriktsrabbiner Abraham Bär Bing auf ihn aufmerksam wurde. Er wünschte sich den jungen Mann als seinen Nachfolger im Rabbineramt, um die konservative Linie des Würzburger Rabbinats gegen die stärker werdenden liberalen Kräfte zu behaupten. 1836 nahm er bereits als Abraham Bings offizieller Stellvertreter an einer von der bayerischen Regierung einberufenen jüdischen Notabelnversammlung teil. Nach Bings endgültigen Rückzug wurde im Februar 1840 eine Wahl angesetzt, auf der Seligmann Bamberger mit 310 von 500 Stimmen gewann. Am 10. September 1841 konnte er die neugebaute Synagoge (Domerschulstraße 21) einweihen.

Um der zunehmenden kulturellen Assimilierung etwas entgegenzusetzen, legte Distriktsrabbiner Seligmann Bär Bing größten Wert auf die (orthodoxe) religiöse Erziehung der Jugend. Zunächst gründete er eine Jeschiwa, aber die paar Schulstunden, die er neben seinen anderen Pflichten geben konnte, schienen ihm nicht ausreichend. Daher eröffnete er 1856 die zunächst private "Israelitische Erziehungs- und Unterrichtsanstalt". Es handelte sich hierbei um eine sechsklassige Volksschule für Jungen und Mädchen. Es folgte 1864 das erste Lehrerseminar, die "Israelitische Lehrerbildungsanstalt in Würzburg" (ILBA), die zur Ausbildung jüdischer Religionslehrer diente. Im 20. Jahrhundert leitete und modernisierte Jakob Stoll die ILBA zu einem deutschlandweit vorbildlichen Pädagogikinstitut. Bis 1884 befand sie sich in der Kettengasse 6 und bis in die 1930er Jahre in der Domerpfaffengasse (heute Bibrastraße 6). Zur religiösen Unterweisung verfasste Bamberger zahlreiche populäre Lehrbücher, außerdem hielt er jeden Shabbat Vorträge. Er schickte regelmäßig Geld nach "Eretz Israel" (Gelobtes Land) und regte den Bau des ersten jüdischen Krankenhauses in der damaligen osmanischen Provinz Palästina an. Außerdem verfasste Bamberger drei Bücher, in denen er in einfacher Sprache für Laien die jüdischen Gesetze und Mitzwot erklärte. Noch 1871 verfasste er die Streitschrift "Korebe Emeth" gegen die jüdische Reformbewegung.

Distriktsrabbiner Seligmann Bär Bamberger starb am zweiten Tag des Laubhüttenfestes 1878 während des Gottesdienstes und wurde in Höchberg auf dem dortigen Jüdischen Friedhof begraben. Aus seiner Ehe mit Kela Wormser waren neun Kinder hervorgegangen. Seine älteste Tochter Rachel Rivka (1831-1898) heiratete Pinchas Seligmann Fromm (1822-1898), den Rabbiner von Bad Homburg (Hessen). Simcha Bamberger (1832-1897) wurde Rabbinatsrichter in Aschaffenburg, Moses Löb Bamberger (1838-1899) zum Rabbiner in Bad Kissingen. Nathan Bamberger (1842-1919) führte das Amt seines Vaters nach seinem Tod für zwei Jahre kommissarisch weiter, bevor er 1880 offiziell zu dessen Nachfolger in Würzburg gewählt wurde. Dessen Sohn Selig Pinchas Bamberger (1871-1961) wurde Rabbiner in Hamburg, er emigrierte nach der NS-Machtübernahme nach Palästina.

Literatur

  • Ursula Gehring-Münzel: Die Würzburger Juden von 1803 bis zum Ende des Ersten Weltkriegs. In: Ulrich Wagner (Hg.): Geschichte der Stadt Würzburg, III/1–2: Vom Übergang an Bayern bis zum 21. Jahrhundert. Würzburg 2007, S. 499-528 und 1306-1308, hier: S. 513–519.
  • Roland Flade (Hg.): Die Würzburger Juden. Ihre Geschichte vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Würzburg 1987.
  • Shaul Esh (Hg.): The Bamberger Family. The Descendants of Rabbi Seligmann Bamberger, the "Würzburger Rav".Jerusalem 1964.

GND: 11884976X