In den Dokumenten des Klosters Langheim wird für 1591 eine Synagoge in Zeckendorf erwähnt, jedoch wird weder der Standort genannt, noch gibt es Angaben über das Aussehen. Ab dem Jahr 1600 fanden die Gottesdienste außerhalb in einem Wohnhaus an der Landstraße nach Scheßlitz statt, auf einem Lehensgrund des Klosters Langheim. In diesem Gebäude waren ein Betraum mit 28 Betstühlen, ein Unterrichtsraum, eine Wohnung für den Schulmeister sowie Zimmer für weitere 22 Bewohner untergebracht. Auch die jüdischen Bewohner von Demmelsdorf und Burgellern besuchten hier die Gottesdienste. Für ihren persönlichen Betstuhl hatten die Gläubigen jedes Jahr an Michaeli (20. September) dem Kloster Langheim Abgaben zu leisten.
Anfang des 18. Jahrhunderts bot der einfache Betraum nicht mehr genug Platz für die größer werdende Gemeinde, außerdem war das Gebäude inzwischen weitgehend baufällig. Deshalb entschloss sich die Zeckendorfer Kultusgemeinde um 1720 zu einem Neubau. Dank der großzügigen finanziellen Unterstützung durch Mayer Levi aus Augsburg, einem gebürtigen Zeckendorfer, konnte die neue Synagoge bis 1723 errichtet werden; aufgrund größerer Auseinandersetzungen zwischen einzelnen Gemeindemitgliedern erfolgte ihre Einweihung jedoch erst vier Jahre später. Im neuen Gotteshaus, das nach dem Vorbild der Synagoge in Bamberg gestaltet war, gab es 56 Männersitze und für die Frauen 28 Plätze auf der Empore und 20 Sitze im Erdgeschoss des Betsaales. Bereits 1742 wurde dieses Gebäude jedoch durch einen Brand völlig vernichtet. So musste die Kultusgemeinde schon nach 15 Jahren erneut die Kosten für einen Synagogenbau aufbringen. Gegen das neue Haus, das schließlich auf einem Grundstück des Hochstifts Bamberg errichtet wurde (heute Haus-Nr. 18), hatten die christlichen Dorfbewohner vergeblich protestiert. Bei dem Bau handelte es sich um ein Steinhaus auf rechteckigem Grundriss mit zwei vorgelagerten Eingängen im Norden (Männerzugang) und Westen (Frauenzugang). Die Birna stand in der Mitte des Betsaales und behielt auch in der Folgezeit ihren zentralen Platz bei. Dieser Umstand ist ein Hinweis auf die anhaltend orthodoxen Gesinnung der Gemeinde. Die Mitglieder der Demmelsdorfer Kultusgemeinde kamen vor der Fertigstellung ihrer eigenen Synagoge 1748 ebenfalls zum Beten hierher.
Ausführlichere Nachrichten über die Synagoge von Zeckendorf gibt es erst wieder in der „Uebersicht über die Verhältnisse der israelitischen Kultusgemeinde Zeckendorf“ aus dem Jahr 1909, eine Erhebung, die die politische Gemeinde durchführte. Ihr zufolge wurden in der Synagoge jeden Samstag vier, jeden Feiertag drei, sowie Montag und Donnerstag je zwei Gottesdienste veranstaltet. 1912 hat man das Gotteshaus renoviert. Als 1929 eine weitere Wiederherstellung nötig wurde, konnte diese von der Gemeinde, die nur noch aus vier steuerpflichtigen Juden bestand, nicht mehr allein gestemmt werden. 1933 besuchten noch fünf Kinder den Religionsunterricht in der Synagoge. Einer Beschreibung des Innenraumes aus dem Jahr 1935 zufolge, verfügte der Betsaal damals unter anderem über 35 Frauen- wie 34 Männerplätze und besaß einen Toraschrein aus Holz.
Die Synagoge blieb in der Reichspogromnacht 1938 von den Übergriffen der Bamberger SS-Trupps, die in der ganzen Region wüteten, verschont. Ihre Inneneinrichtung wurde jedoch am 10. November 1938 von der NSDAP-Ortsgruppe Scheßlitz zertrümmert. Die Nationalsozialisten zwangen anschließend die ortsansässigen Juden, die zerstörten Möbel und weitere Utensilien aus ihrem Gotteshaus auf Wagen zu verladen und außerhalb des Ortes zu verbrennen. 1939 kam die politische Gemeinde in den Besitz des Synagogengebäudes und des Friedhofs. Im gleichen Jahr wurde das Gotteshaus abgerissen und die Steine verkauft.
Das Grundstück der einstigen Synagoge gehört heute zum Teil zu einer öffentlichen Anlage, zum Teil wurde es den angrenzenden Grundstücken (Talstraße 19 und 23) zugeschlagen.
(Christine Riedl-Valder)
Bilder
Literatur
- Angela Hager / Hans-Christof Haas: Zeckendorf, in: Wolfgang Kraus, Berndt Hamm, Meier Schwarz (Hg.): Mehr als Steine... Synagogen-Gedenkband Bayern, Bd. 2: Mittelfranken. Erarbeitet von Barbara Eberhardt, Cornelia Berger-Dittscheid, Hans-Christof Haas und Angela Hager unter Mitarbeit von Frank Purrmann und Axel Töllner mit einem Beitrag von Katrin Keßler. Lindenberg im Allgäu 2010, S. 221-227.
- Theodor Harburger: Die Inventarisation jüdischer Kunst- und Kulturdenkmäler in Bayern, hg. von den Central Archives for the History of the Jewish People, Jerusalem, und dem Jüdischen Museum Franken – Fürth & Schnaittach, Bd. 3. Fürth 1998, S. 796-799.