Jüdisches Leben
in Bayern

Mönchsdeggingen Synagoge

Von 1684 bis 1734 versammelte sich die jüdische Gemeinde in einem ein Betraum, der in einem Wohnhaus aus dem 16. Jahrhundert eingerichtet wurde (Anwesen Nr. 79, heute Albstraße 20). Ein zweites Gebäude enthielt bis 1828 die Synagoge und bis 1827 auch eine Religionsschule (Anwesen Nr. 52 [oder 58?] Ecke Römer- / Raiffeisenstraße, gehört heute zu Römerstraße 11). Wegen Raummangels ließ die Kultusgemeinde das Gebäude niederlegen und an seiner Stelle bis 1828 eine neue Synagoge errichten, die bis zur Auflösung der jüdischen Gemeinde 1879 in Gebrauch stand.


Um die Erhaltung der Spuren der jüdischen Geschichte bemühte sich bis zu seinem Tod der evangelische Kirchdiener Johann Friedrich Wiedemann (1897-1991). Er hatte den jüdischen Friedhof am 27. Juni 1939 der israelitischen Kultusgemeinde Nördlingen abgekauft und ihn vor einer geplanten Zerstörung in der NS-Zeit bewahrt. Am Gebäude der ehemaligen Mikwe wurde 1994 eine Erinnerungstafel an Johann Friedrich Wiedemann angebracht. Wiedemann hatte auch die Denkmäler für die Synagogen aufstellen lassen. Eine Gedenktafel erinnert an die frühere Synagoge in der Albstraße 20. Ein Gedenkstein für die 2. und 3. Synagoge wurde im Frühjahr 2005 wieder aufgestellt, nachdem er einige Jahre "verschwunden" war (ein benachbarter Bauer hatte ihn bei Glatteis umgefahren und aus Scham versteckt). Der Stein trägt die Inschrift: "In diesem Obstgarten Hs. Nr. 52 alter Ordnung stand von 1734 bis 1828 die zweite und von 1828 bis 1879 die dritte Synagoge der im letztgenannten Jahre aufgelösten Israelitischen Kultusgemeinde Deggingen". Anlässlich der Ausstellung "Geschichte und Kultur der Juden in Bayern" 1988/1989 erstellte das Haus der Bayerischen Geschichte eine Exkursion in Nordschwaben (Mönchsdeggingen-Nördlingen).


(Patrick Charell)

Bilder

Literatur

  • Benigna Schönhagen (Hg.): "Ma tovu ... Wie schön sind deine Zelte, Jakob ...". Synagogen in Schwaben. München 2014, S. 121.
  • Theodor Harburger: Die Inventarisation jüdischer Kunst- und Kulturdenkmäler in Bayern, hg. von den Central Archives for the History of the Jewish People, Jerusalem, und dem Jüdischen Museum Franken – Fürth & Schnaittach, Bd. 3. Fürth 1998, S. 389-393.
  • Israel Schwierz: Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern. Eine Dokumentation. 2. Aufl. München 1992 (= Bayerische Landeszentrale für politische Bildung A85), S. 269.