Jüdisches Leben
in Bayern

Schornweisach Gemeinde

In Schornweisach, heute ein Ortteil von Uehlfeld, gab es im 17. Jahrhundert eine jüdische Gemeinde. Die 1839 im Jahresbericht des Historischen Vereins für Mittelfranken erschienen Arbeit von M. Fuchs über die erste Ansiedlung von Juden in Mittelfranken führt aus: "In Schornweisach haben sich die Israeliten wahrscheinlich gleich nach dem 30jährigen Kriege angesiedelt . Indeß ist diese Annahme durch schriftliche Aufzeichnung nicht zu begründen, da selbst in dem israelitischen Gemeindebuch weder von der ersten Ansiedlung der Juden, noch von dem Orte, woher sie kamen, noch von der Ursache ihrer Wanderung etwas aufgeführt ist. Daß sie früh oder in großer Anzahl sich niederließen, beweist das Gemeindebuch dadurch, daß es schon im Jahre 1704 eine Synagoge im Hause des gegenwärtigen Besitzers, Leonhard Gräbner, erwähnt. Die Gemeinderechnungen 1705-1718 weisen schon 21 ansässige Judenfamilien nach".

Die damalige Größe der Gemeinde deutet darauf hin, dass bereits im 17. Jahrhundert jüdische Familien in Schornweisach lebten. Fraglich bleibt aber, ob bereits 1620 die Schornweisacher Gemeinde ihre Toten auf dem jüdischen Friedhof in Ullstadt beerdigten.

Nach einer bei Johann Fleischmann auszugsweise abgedruckte Pfarrchronik von Schornweisach von 1738 ist zu vermuten, dass es nach 1712 in Schornweisach einen eigenen Friedhof gegeben habe. Gegen diese "Neuerung" protestierten der Ortsgeistliche und die Gemeinde, wobei es von Seiten des Geistlichen zu Handgreiflichkeiten und Tätlichkeiten gegenüber jüdischen Trauernden gekommen sei. Der Friedhof habe dann nach Interventionen der christlichen Obrigkeit wieder aufgegeben werden müssen. Das Datum ist allerdings nicht bekannt.

Die Matrikellisten der 1820er Jahre ermöglichen einen kleinen Querschnitt in die Sozialstruktur einer kleinen jüdischen Landgemeinde. Für Schornweisach waren zehn Stellen vorgesehen, was einer Gemeindegröße von etwa 40 Personen entsprechen dürfte. Diese zehn Haushalte sind etwa über zehn Prozent der 85 Feuerstellen in Schornweisach, die das Handbuch für den Rezatkreis 1820 ausweist. Die Gemeindegröße blieb konstant, da sowohl das Protestantische Kirchenjahrbuch für das Königreich Bayern von 1812 als auch die Katholische Pfarr-Topographie 1836 36 Juden im Ort zählten. Die Schutzstellen wurden 1825 und 1851 um je eine Stelle erweitert.

Jacob Wolf Schönfranck, 1737 geboren, hatte seit 1768 einen Schutzbrief und handelte mit Schnittwaren. Isaac Moises Lehnemann (später Lehmann), war 1742 geboren, hatte seit 1771 einen Schutzbrief und handelt ebenfalls mit Galanteriewaren. Ephraim Joel Weißenfeld (geb. 1791, Schutzbrief 1819) handelte mit Spezereiwaren. Moises Isaac Sandfelder (geb. 1749, Schutzbrief 1782) war Viehhändler ebenso wie Abraham Moises Steinfeld (1751 geb., Schutzbrief 1787). Jacob Löw Kühn (geb. 1768, Schutzbrief 1800) handelt mit Schnittwaren. Isaac Abraham Schönmüller (geb. 1773, Schutzbrief 1801) war Viehhändler. Moises Hirsch Siegeskron (geb. 1776, Schutzbrief 1815) handelte mit Schnittwaren und Hopfen im offenen Laden. Wolf Isaac Lehnemann (geb. 1789, Schutzbrief 1816) handelte mit Eisen, Hopfen und Vieh. Bei Joseph Weisenfeld (geb. 1798, Schutz seit 1822) war als Nahrungszweig eingetragen: "Feldbau, den er selbst betreibt" ebenso wie bei Kallmann Sandfelder (geb. 1793, Schutz seit 1825). Joel (Julius) Weissenfeld (geb. 1823, Matrikelstelle seit 1851) war Weber. Über die Matrikelstellen hinaus wurde 1857 der 1829 in Schornweisach geborene Isaak Schönmüller, ein Metzger, aufgenommen. Alle aufgelisteten Matrikelstelleninhaber waren in Schornweisach geboren.

Vom Viehhändler Steinfeld gibt es schon eine Notiz von 1816, als das Landgericht Neustadt im Intelligenzblatt des Rezat-Kreises anzeigte, dass "auf Antrag des Handelsjuden Abraham Moses von Schornweisach soll das dem Christoph Beier daselbst zugehörige walzende Grundstück von 3/4 Morgen Feldes im Rimberg" zur Begleichung einer Schuld versteigert werden,

Da 1838 der Lehrer von Schornweisach mit Namen Uffenheimer in der Bayreuther Zeitung erwähnt wurde, kann man davon ausgehen, dass es eine Religionsschule vor Ort gab. Uffenheimer wird als Lehrer, Vorbeter und Schächter tätig gewesen sein. Er war zumindest kein gebürtiger Schornweisacher. Der Name ist in den mittelfränkischen Matrikellisten in Ansbach, Colmberg, Lehrberg und Lenkersheim zu finden.

1887, 1888 und 1889 wird Schornweisach noch im Statistischen Jahrbuch des Deutsch-Israelitischen Gemeindebunds aufgeführt, allerdings ohne weitere Angaben. 1892 fehlt der Name bereits.

Von den in Schornweisach geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen: Elisa (Elise) Kahn geb. Schönfrank (1859), Ricka (Rika) Kaiser geb. Schönfrank (1866), Moritz (Moses) Kühn (1855), Albertine Neuland geb. Lehmann (1866), Jette Prager geb. Schönmüller (1862).   

Literatur

  • Gesellschaft für Familienforschung in Franken / Staatliche Archive Bayerns (Hg.): Staatsarchiv Nürnberg - Die Judenmatrikel 1813-1861 für Mittelfranken (gff digital, Reihe A: Digitalisierte Quellen, 1 = Staatliche Archive Bayerns, Digitale Medien, 1), Nürnberg 2003
  • Schwierz, Israel: Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern, 2. Aufl. München 1992, S. 192
  • Fleischmann, Johann: Ehemalige Begräbnisstätten bei Rehweiler und Schornweisach, in Johann Fleischmann: Mesusa 3. Spuren jüdischer Vergangenheit an Aisch, Aurach, Ebrach und Seebach. Die jüdischen Friedhöfe von Zeckern, Walsdorf, Aschbach, Uehlfeld, Mühlhausen, Lisberg, Burghaslach und Reichmannsdorf, Mühlhausen 2002, S. 384 f.