Jüdisches Leben
in Bayern

Pegnitz Gemeinde

Das heutige Pegnitz ist eine planmäßige Gründung der Landgrafen von Leuchtenberg, die erst später mit dem deutlich älteren "Begniz", der "Altenstadt" zusammenwuchs. 1355 verlieh ihr Kaiser Karl IV. (reg. 1346-1378) die Stadtrechte. Erst in den Jahren 1455, 1512, 1520 und 1590, 1626 sowie 1629 werden niedergelassene Juden urkundlich erwähnt. Eine eigene Gemeinde mit einem Minjan ist jedoch nicht nachweisbar. Nahe dem Ortsteil Rosenhof soll es einen heute vollständig abgegangenen jüdischen Friedhof gegeben haben, was wenigstens ein Hinweis auf dauerhaftes und organisiertes jüdisches Leben wäre wenn nicht auch hier die belastbaren Quellen fehlen. Im Verlauf des 19. und 20. Jahrhunderts lebten nur vereinzelt jüdische Personen im Städtchen.

Als in Bayreuth, einer zentralen Anlaufstelle für DPs aus dem Osten, der verfügbare Wohnraum knapp wurde, verlegte das jüdische Selbstverwaltungskomitee weitere Neuankömmlinge in neu gegründete DP-Gemeinden im Umland. Als auch im nahen Pottenstein der Platz knapp wurde, entstand in Pegnitz eine weitere kleine DP-Gemeinde. Ab Januar 1947 nahmim Neuhofer Weg 2 ein gewähltes Gremium aus fünf Personen seinen Sitz. Es setzte sich aus dem Päsidenten Viktor Klein (Gründungsmitglied der DP-Gemeinde Pottenstein), seinem Stellvertreter Jechijel Braines, dem Sekretär Karol Morgensztern, dem Kulturreferenten Leon Gutman sowie dem Wirtschaftsbeauftragten Feliks Plawner zusammen. In der Schloßstraße 2 befand sich ein Gemeinde- und Betraum. Mit 86 Personen erreichte die DP-Gemeinde im September 1947 ihre größte Mitgliederzahl. Allerdings schrumpfte die Gemeinde bereits vor der Gründung des Staates Israel im Mai 1948, weil viele Familien die freiwerdenden Plätze in den günstiger gelegenen großen DP-Lagern und -gemeinden bevorzugten. Im Frühjahr 1948 etwa zog der Wirtschaftsreferent Plawner mit seiner Familie nach Fürth, um dort ihre Emigration nach Israel zu planen. Als dies nicht gelang, zogen sie in die USA. Im März 1949 lebten nurmehr 39 DPs in Pegnitz, die Gemeinde löste sich im lauf des Jahres wohl eher sang- und klanglos auf.

Bevölkerung 1910

Literatur

  • Jim G. Tobias: Vorübergehende Heimat im Land der Täter. Jüdische DP-Camps in Franken 1945-1949. Nürnberg 2002, S. 160f.
  • Israel Schwierz: Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern. Eine Dokumentation. 2. Aufl. München 1992 (= Bayerische Landeszentrale für politische Bildung A85), S. 231.
  • K. statistisches Landesamt: Gemeindeverzeichnis für das Königreich Bayern. Nach der Volkszählung vom 1. Dezember 1910 und dem Gebietsstand von 1911. München 1911 (= Hefte zur Statistik des Königreichs Bayern 84), S. 161.