Juden in Emetzhofen sind seit dem letzten Viertel des 16. Jahrhunderts belegt, sollen dort aber bereits früher gelebt haben. Der evangelische Pfarrer Michael Leutenberger notierte 1661, als er die Verheerungen des Dreißigjährigen Krieges beklagte: "Ermetzhofen hat 26 Haushalten, 4 Judenhäuser und sind an jetzt noch 19 öde Plätze daselbst zufinden". Wohl ab 1654, aber mit Sicherheit seit den 1680er Jahren existiert der bedeutende jüdische Verbundfriedhof von Emetzhofen am südöstlichen Ortsrand, der 1777 um den angrenzenden Schulacker erweitert wurde. Er wurde auch von den Gemeinden in Archshofen (Baden-Württemberg), Burgbernheim, Giebelstadt, Gnodstadt, Ickelheim, Uffenheim, Bad Windsheim und der freien Reichsstadt Rothenburg ob der Tauber frequentiert. Das Baujahr des Taharahauses ist nicht bekannt. 1727/28 wurde ein Begräbnisverein (Chevra Kadischa) gegründet; die Urkunde unterschrieben sieben Männer aus Ermetzhofen, acht aus Welbhausen, einer aus Weigenheim und einer aus Uffenheim.
Zu Beginn des 18. Jahrhunderts bestand die Kultusgemeinde aus zehn Gebäuden mit achtzehn Haushalten, in denen 77 Männer, Frauen und Kinder lebten. Erst 1743 errichtete sie ein erstes freistehendes Synagogengebäude. Der Weg, an dem sich die Synagoge, das Schulgebäude und etliche Wohnhäuser in jüdischem Besitz befanden, hieß seitdem im Volksmund „Judengasse“.
Die wirtschaftliche und rechtliche Situation blieb jedoch lange Zeit mehr als prekär: Weil in Ermetzhofen mehrere Lehensgüter lagen, gab es im Dorf markgräflich-Ansbachische, Schwarzenbergische, Seckendorffische und möglicherweise auch Windsheimische Schutzjuden, die dadurch unterschiedlichen Regeln und Gesetzen unterworfen waren. Einschränkungen legten ihnen auch die Grafen von Seckendorff auf. Ihr „hochfürstliches Oberamt“ beschränkte 1750 allen jüdischen Besitz in Ermetzhofen auf maximal sieben Anwesen, und bestätigte dieses Dekret noch einmal 1764. Aus einem drei Jahre später angelegten Verzeichnis von 1767 geht hervor, dass die zehn jüdischen Familienväter, von denen mindestens vier nur in einer Haushälfte lebten, mit einer durchschnittlichen Grundstücksgröße von 15 Morgen (ca. fünf Hektar) die kleinsten Anwesen im Ort besaßen.
Erst nach der Gründung des Königreichs Bayern begann sich die Lage langsam zu verbessern. Die Regierung wies der israelitischen Kultusgemeinde 1808 ein Flurstück namens „Langenwasen“ als separate Viehweide zu, weil die gemeinsame Nutzung der Dorfweide hatte zwischen Christen und Juden immer wieder zu Streit geführt hatte. Von vierzehn jüdischen Familien, die 1819 im Dorf immatrikuliert waren, gaben fünf „Feldbau“ als Erwerbsberuf an – eine Seltenheit, da in den meisten Gebieten Frankens nur wenige Juden genug Grundbesitz hatten, um darauf Landwirtschaft betreiben zu können.
In der Neuordnung der bayerischen Rabbinate wurde Ermetzhofen zunächst dem Distrikt Ansbach zugeteilt, nach dessen Teilung kam es 1838 zu Welbhausen und ab 1880 wieder zu Ansbach, wo es bis zuletzt verblieb. Armut und hohe Schulden machten die Umsetzung der neuen staatlichen Hygiene- und Lehrvorschriften (1828/29) fast unmöglich: Die vorhandenen Ritualbäder erwiesen sich als zwar ungenügend, aber eine moderne Warmwassermikwe wurde erst 1872 in einem neu erworbenen Gemeindehaus (heute: Hausnummer 101) eingebaut. Für einen akademisch geschulten Lehrer blieb Stelle in Ermetzhofen finanziell unattraktiv. Auch deswegen wurde das Amt des Religionslehrers mit dem eines jüdischen Volksschullehrers zusammengelegt, der die jüdischen Kinder aus dem Ort, und ab den 1830er Jahren auch jene aus Burgbernheim unterrichtete. Wohl aus Gründen anhaltender Finanzknappheit musste die Gemeinde im Jahr 1854 die nördliche Hälfte des Schulgebäudes verkaufen, mit Ausnahme des oberen Stocks und des Kellers. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts waren die Juden im Ort fest integriert; mündlichen Überlieferungen zufolge verdankt ihnen Ermetzhofen den Bau seiner Bahnübergänge, und 1876 wählte die Bürgerschaft den Kaufmann Moses Stark in den Gemeindevorstand.
1898 forderten die Juden aus Uffenheim den Bau eines neuen und größeren Taharahauses auf dem Ermetzhofer Friedhof. Gemeindevorstand Gabriel Stark wandte sich empört an das Bezirksamt: Das vorhandene Leichenhaus sei völlig zweckmäßig, da die Toten dort nicht aufgebahrt, sondern nur gewaschen und für die Beerdigung gekleidet würden. Gleichzeitig sprach Stark den Uffenheimern das Recht auf eine kostenlose Nutzung des Friedhofes überhaupt ab. Uffenheim erhielt Unterstützung aus Rothenburg und die Ermetzhofener forderten nun, dass auswärtige Tote in einem „verlötheten oder verpichten Sarge“ auf ihren Friedhof gebracht würden. Erst im Jahr 1900 wurde ein Kompromiss gefunden, Uffenheim konnte weiter den Friedhof benutzen, doch das alte Taharahaus steht noch heute.
1902 gab sich die Kultusgemeinde neue Statuten, die der Ansbacher Bezirksrabbiner Dr. Pinchas Kohn korrigierte und 1903 im Druck publizierte. In der Weimarer Republik engagierten sich Mitglieder der Kultusgemeinde im Radlerverein, im Verein Frohsinn und im Gesangverein. Doch auch antisemitische Strömungen waren bereits spürbar; im Dezember 1926 wurde der Friedhof geschändet.
Mit Beginn der nationalsozialistischen Herrschaft litten die jüdischen Geschäftsleute unter Boykottaufrufen und mussten sich vorwiegend vom Ertrag ihrer kleinen Felder ernähren. Etliche Jüdinnen und Juden verließen den Ort, bis 1938 sank ihre Zahl auf neunzehn. Bereits im Oktober zwangen die Machthaber die verbliebenen jüdischen Familien zum Verkauf ihrer Anwesen weit unter Wert. Die Novemberpogrome folgten auch in Ermetzhofen dem üblichen Muster, wobei die Männer mehrere Wochen im Konzentrationslager Dachau festgehalten und die Frauen mit ihren Kindern bereits am 11. November aus dem Ort vertrieben wurden. Der Friedhof erlitt schwere Beschädigungen. Grabsteine aus dem unteren Teil wurden 1939 beim Bau der Straße nach Obermühl zur Auffüllung der Trasse verwendet, auf der freien Fläche bauten Kriegsflüchtlinge während des II. Weltkriegs Gemüse an.
Als im April 1945 der ehemalige jüdische Ermetzhofener Ludwig Adler als US-Soldat in sein Heimatdorf kam, veranlasste er, dass einstige Mitglieder der NSDAP den jüdischen Friedhof nach Möglichkeit wiederherrichteten und die Synagoge putzten. Der Friedhof wurde 1959 instandgesetzt und 1979 unter Denkmalschutz gestellt. Eine Gedenkplatte erinnert an das ermordete Ehepaar Stark. Die Ermetzhoferin Lydia Reinhardt erhielt 1998 für ihr Engagement um die Aufarbeitung der jüdischen Geschichte ihres Heimatdorfes, und für ihre Kontaktpflege zu ehemaligen jüdischen Ortsbewohnern den Ehrenbrief und die Ehrennadel des Bezirks Mittelfranken.
(Patrick Charell)
Bilder
Bevölkerung 1910
Literatur
- Freilandmuseum Franken Bad Windsheim / Herbert May (Hg.): Lang gegrindet - Jüdisches Leben in Franken. Bad Windsheim 2022, S. 8.
- Barbara Eberhardt / Cornelia Berger-Dittscheid: Ermetzhofen. In: Wolfgang Kraus, Berndt Hamm, Meier Schwarz (Hg.): Mehr als Steine... Synagogen-Gedenkband Bayern, Bd. 2: Mittelfranken. Erarbeitet von Barbara Eberhardt, Cornelia Berger-Dittscheid, Hans-Christof Haas und Angela Hager unter Mitarbeit von Frank Purrmann und Axel Töllner mit einem Beitrag von Katrin Keßler. Lindenberg im Allgäu 2010, S. 225-237.
- K. statistisches Landesamt: Gemeindeverzeichnis für das Königreich Bayern. Nach der Volkszählung vom 1. Dezember 1910 und dem Gebietsstand von 1911. München 1911 (= Hefte zur Statistik des Königreichs Bayern 84), S. 201.