Jüdisches Leben
in Bayern

Ergoldsbach Gemeinde

Im Frühjahr 1946 richtete die US-Militärverwaltung zusammen mit der UNRRA in Ergoldsbach eine Auffangstation für befreite jüdische Displaced Persons (DPs) aus den Lagern im Osten ein. Für ihre Unterbringung wurde privater Wohnraum im Ort beschlagnahmt, eine kleine Außengemeinde Entstand im Ortsteil Neufahrn. Die Gemeinde verwaltete sich mit einem gewählten Komitee größtenteils selbst, den Vorsitz hatten David Rubin, Josef Jaskierowitz, Moritz Danziger. Das Verwaltungszentrum befand sich im Gatshaus "Dörnbacher Hof" (Dörnbacher Straße 2). Über kulturelle, sportliche oder religiöse Einrichtungen ist soweit noch nichts bekannt. Die kleine DP-Gemeinde zählte im März 1946 gerade einmal 30 Mitglieder, doch bis Februar 1947 wuchs ihre Zahl auf 127 Mitglieder - allerdings zählten dann auch die DPs im nahe gelegenen Langquaid zur Gemeinde. Im Januar 1948 gehörten 137 Jüdinnen und Juden zur DP-Gemeinde Ergoldsbach, die jedoch nach der Gründung des Staates Israel im Mai des Jahres größtenteils abwanderten und sich im Heiligen Land, Amerika oder andernorts eine neue Heimat suchten. Wohl im Laufe des Jahres 1949 wurde die Gemeinde aufgelöst und die Unterkünfte den Eigentümern zurückgegeben. Heute erinnert nichts mehr an die kurzlebige jüdische Nachkriegsgemeinde. (Patrick Charell)

Literatur

  • Israel Schwierz: Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern. Eine Dokumentation. 2. Aufl. München 1992 (= Bayerische Landeszentrale für politische Bildung A85), S. 338.