Ein Hinweis auf die jüdische Präsenz in Eichenhausen findet sich erstmals 1552, als sich die Sprecher der Landjudenschaft im Oberland und Grabfeld über die Höhe ihrer Abgaben beschwerten: Ein "Simon von Eichenhausen" und ein "Isaac von Sulzdorf". Im 1712 erbauten Schloss nahm der evangelische Adelige Johann Michael von Schauenfels 1752 jüdische Familien auf, nachdem er das Schloss vom katholischen Vorbesitzer Julius Gottlieb Voit von Salzburg erworben hatte. In der Gutsanlage waren auch die Mikwe und die Synagoge untergebracht. Kurz vor seinem Tod erließ Schauenfels am 22. Juni 1757 eine Judenordnung, die unter anderem vorsah, dass die Juden nicht den Dorfbrunnen benutzen durften. 1763 lebten zwölf Familien im Schlossgut, rund 30 Jahre waren es zehn.
1813 lebten 66 Jüdinnen und Juden im Ort. Vier Jahre später trugen sich 1817 elf jüdische Familienvorstände in die im Königreich Bayern vorgeschriebene Judenmatrikel ein, zu denen acht Jahre später drei weitere Haushalte hinzukamen. Die Eichenhäuser Juden lebten zu dieser Zeit meistens vom Schnittwarenhandel, betätigten sich aber auch als Zahnarzt, Kerzenmacher und später als Viehhändler. 1832 und 1833 beschwerte sich der Eichenhäuser Kultusvorsteher Jeidel Veilchenblau, dass die Juden zwar alle Abgaben und Gemeindelasten tragen müssten, aber nicht die Gemeinderechte besäßen. Eine Ausnahme stellte die Unterstützung auch der jüdischen Armen durch die christliche Sozialfürsorge dar. Rund zehn Jahre später hatte der Hausier- und Nothandel im jüdischen Erwerbsleben an Bedeutung verloren: 1844 waren 15 Juden – drei Meister, elf Gesellen und ein Lehrling – als Schuhmacher, Metzger, Sattler, Schneider, Seifensieder, Baumwollweber und Schreiner tätig.
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (Plan-Nr. 64 im Schlossgut), eine Religionsschule und ein rituelles Bad. Die Toten der Gemeinde wurden seit 1762 auf dem jüdischen Bezirksfriedhof in Kleinbardorf beigesetzt.
1833 unterrichtete ein Vorsänger die jüdischen Religionsschülerinnen und -schüler in einem Privathaus. Zwei Jahre später bildeten die jüdischen Kultusgemeinden Eichenhausen und Rödelmaier einen gemeinsamen Schulsprengel. Da die Eichenhäuser Gemeinde durch Abwanderung zunehmend schrumpfte, schlug Kultusvorsteher Samuel Hirschhorn im Oktober 1891 die Vereinigung der beiden Kultusgemeinden vor. 1895 scheiterte das Projekt vorerst am Widerstand des Kissinger Rabbiners, der die Eigenständigkeit der beiden Gemeinden bevorzugte.
Einige Jahre später sprach sich Bamberger 1903 nicht mehr gegen eine Vereinigung der beiden Gemeinden aus, die aber nicht zwangsweise erfolgen sollte. Zu Streitigkeiten in der Gemeinde kam es zur selben Zeit, weil Gemeindemitglieder sich weigerten, ihren Anteil an der Besoldung des Religionslehrers zu entrichten, der in der von Eichenhausen und Rödelmaier unterhaltenen Religionsschule tätig war. Als Anfang 1905 nur noch acht religiös mündige Juden zur Kultusgemeinde Eichenhausen gehörten, setzte Rabbiner Seckel Bamberger durch, dass sich die jüdischen Kultusgemeinden Eichenhausen und Rödelmaier vereinigten. Im August 1908 wurde die Vereinigung von der unterfränkischen Regierung bestätigt.
Ende 1910 besuchten nur zwei Sonntagsschülerinnen den Religionsunterricht. Daraufhin beendete der Neustädter Lehrer Gerson Bergenthal seine Tätigkeit als "Verweser" der Eichenhäuser Religionsschule, und die jüdischen Schülerinnen und Schüler mussten fortan den Religionsunterricht in Bad Neustadt a.d.Saale besuchen.
Da trotz der Vereinigung der beiden Gemeinden nur selten die für den Gottesdienst notwendigen zehn religionsmündigen Männer vorhanden waren, schlug Gerson Weinstock im April 1912 vor, die jüdischen Gottesdienste in Neustadt zu besuchen oder Eichenhausen mit der jüdischen Kultusgemeinde in Neustadt zu vereinen. Diesen Vorschlag lehnte Rabbiner Bamberger ab, da der lange Weg nach Neustadt nicht den Religionsgesetzen entspreche. Während des Ersten Weltkriegs fiel Theodor Rosenstock am 29. September 1915, an den Inschriften auf einer Gedenktafel neben der Eichenhäuser Dorfkirche und am Kriegerdenkmal im Kleinbardorfer Friedhof erinnern.
1934 gehörten die Eichenhäuser Karl Rosenstock und Samuel Veilchenblau als steuerpflichtige Mitglieder zur jüdischen Kultusgemeinde, die zwei Jahre später, im März 1936, nur noch aus vier Jüdinnen und Juden bestand. Nach dem Tod des Vorstehers Karl Rosenstock im Herbst 1936 begann die Auflösung der jüdischen Kultusgemeinde Eichenhausen, die offiziell erst im April 1938 abgeschlossen war. Der Shoah fielen fünf in Eichenhausen geborene Jüdinnen und Juden und eine jüdische Person, die während der NS-Zeit im Ort gelebt hatte, zum Opfer.
(Stefan W. Römmelt)
Bevölkerung 1910
Literatur
- Gerhard Gronauer / Cornelia Berger-Dittscheid: Eichenhausen mit Rödelmaier. In: Wolfgang Kraus, Hans-Christoph Dittscheid, Gury Schneider-Ludorff (Hg.): Mehr als Steine… Synagogen-Gedenkband Bayern, Bd. III/2: Unterfranken Teilband 2.1. Erarbeitet von Cornelia Berger-Dittscheid, Gerhard Gronauer, Hans-Christof Haas, Hans Schlumberger und Axel Töllner unter Mitarbeit von Hans-Jürgen Beck, Hans-Christoph Dittscheid, Johannes Sander und Elmar Schwinger, mit Beiträgen von Andreas Angerstorfer und Rotraud Ries. Lindenberg im Allgäu 2021, S. 684-698.
- K. statistisches Landesamt: Gemeindeverzeichnis für das Königreich Bayern. Nach der Volkszählung vom 1. Dezember 1910 und dem Gebietsstand von 1911. München 1911 (= Hefte zur Statistik des Königreichs Bayern 84), S. 236.