Jüdisches Leben
in Bayern

Ebrach Gemeinde

Als erstes Kloster der Zisterzienser rechts des Rheins wurde Ebrach im Jahr 1127 von den Edelfreien Brüdern Berno und Richwin gegründet. Im Lauf der Jahrhunderte wurde die Abtei durch verschiedene fränkische Adelsfamilien reich beschenkt und mit Gütern ausgestattet. Es gehörte zu den reichsten Abteien Frankens und hatte größere Verwaltungssitze ("Amtsschlösser") in Mainstockheim, Sulzheim, Oberschwappach und Burgwindheim. Obwohl die Ebracher Äbte immer wieder die Reichsunmittelbarkeit für ihr Kloster anstrebten, blieb es unter der Herrschaft des Hochstifts Würzburg. Daher wurden die verschiedenen Austreibungen und Niederlassungsverbote der Würzburger Fürstbischöfe jeweils auch auf dem Gebiet der Abtei durchgesetzt. Das bedeutet, dass spätestens ab 1560 allen Juden der Aufenthalt generell verboten blieb. Es ist nach aktuellem Forschungsstand nicht sicher, ob Ebrach davor jemals eigene Schutzjuden aufgenommen hat bzw. dies überhaupt konnte. Zum Beispiel erwähnt eine 1695 gedruckte Sammlung der päpstlichen und königlich-kaiserlichen Privilegien der Abtei Ebrach mit keiner Silbe das Judenregal. Allerdings belegt ein Judeneid aus Mönchsondheim von 1643, dass sich auf dem grundherrschaftlichen Territorium des Klosters zumindest so regelmäßig jüdische Händler aufhielten, dass sie juristisch relevant wurden. Nach der Säkularisation 1803 fielen die Klostergüter an den bayerischen Staat. Mit dem Recht auf Freizügigkeit siedelten sich ab 1861 vereinzelt jüdische Personen an, eine Gemeinde entstand aber zu keiner Zeit. (Patrick Charell)

Bevölkerung 1910

Literatur

  • Winfried Schenk: Mainfränkische Kulturlandschaft unter klösterlicher Herrschaft. Die Zisterzienserabtei Ebrach als raumwirksame Institution vom 16. Jahrhundert bis 1803. Würzburg 1988 (= Würzburger Geographische Arbeiten 71), hier v.a. S. 38-57, 124-152 u. 385.
  • Alfred Frank: Die Zisterzienserabtei Ebrach, einst das schönste und reichste Kloster Frankens. In: Heimatbeilage zum Amtlichen Schulanzeiger es Regierungsbezirks Oberfranken 71 (Dezember 1979).
  • K. statistisches Landesamt: Gemeindeverzeichnis für das Königreich Bayern. Nach der Volkszählung vom 1. Dezember 1910 und dem Gebietsstand von 1911. München 1911 (= Hefte zur Statistik des Königreichs Bayern 84), S. 141.