Der jüdische Friedhof Schnaittach liegt am nordöstlichen Ortsrand am Krankenhausweg. Es sind drei unterschiedliche Friedhofsanlagen mit verschiedenen Größen erhalten: Friedhof I: 4800 qm; Friedhof II: 2040 qm; Friedhof III: 1920 qm. Friedhof I wurde zu Beginn des 16. Jahrhunderts angelegt, Friedhof II 1834 und Friedhof III 1897. Es sind noch etwa 180 Grabsteine erhalten.
Lage: Am nordöstlichen Ortsrand am Krankenhausweg.
Größe: Friedhof I: 4800 qm; Friedhof II: 2040 qm; Friedhof III: 1920 qm.
Alter: Friedhof I (zwischen Krankenhausweg 9 und 7, dreieckige Grundfläche) wurde um 1500 angelegt und ist erstmals 1537 urkundlich erwähnt; Friedhof II: Kaufvertrag vom 16. Februar 1834 über den Erwerb eines Ackers oberhalb der Erlanger Straße von den Viehhändlern Johann und Michael Schnelbögel; Friedhof III: 1897. Mit einem Teil der Steine des zwischenzeitlich abgetragenen Tahara-Hauses erbaute man hier ein neues Haus. Die erste Beisetzung auf dem dritten Friedhof erfolgte am 5. April 1907 (Regina Aischberg). Um das Eigentumsrecht am Friedhof stritten sich bis zum Beginn des 18. Jahrhunderts die Gemeinden der Medinat Oschpa, was immer wieder zu Unstimmigkeiten über den Unterhalt des Friedhofs führte. 1710 wies schließlich ein Schiedsgericht der Gemeinde Schnaittach den Alleinbesitz und das Hausrecht über den Friedhof zu. 1757 legten die vier Gemeinden beim Friedhof einen Quellbrunnen an, 1762 wurden der Friedhof erweitert, mit einer Mauer umgeben und ein Tahara-Haus errichtet. 1887 bemühte man sich um die Instandsetzung des verfallenen alten Friedhofs.
Einzugsbereich: Fürth (bis 1607), Regensburg (bis 1822), Verstorbene der „Medinat Oschpah“ (Ottensoos, Schnaittach, Forth, Hüttenbach) und aus anderen Gemeinden.
Beerdigungen: Insgesamt sind ca. 180 Grabsteine erhalten, auf Friedhof I jedoch nur noch ein einziger, auf Friedhof II viele sehr alte und schöne Grabsteine. Die letzten Bestattungen waren die des Chajim Strauss am 27. Juni 1938 und die des am 16. Januar 1952 in Schnaittach verstorbenen Heinrich Freimann. Die letzte Beisetzung auf Friedhof III fand 1964 statt.
Besonderheiten: Kleines Tahara-Häuschen mit Wohnung des Friedhofswärters.
Schändungen: Während des Nazi-Terrors schändete man alle Grabsteine auf Friedhof II und verkaufte sie als Baumaterial. Im Oktober 1933 wurden auf einem der Friedhöfe acht Grabsteine umgeworfen. Heute steht hier ein 1993 errichteter Gedenkstein und ein kleines Mahnmal mit Fragmenten geschändeter Mazzewot.
Fotodokumentation „Steinerne Zeugnisse“:
Israel Schwierz hat uns großzügigerweise die Originalfotografien zu seiner 1988 erschienenen Dokumentation „Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern“ überlassen. Dafür gilt ihm unser großer Dank. Diese Fotografien stellen gerade im Hinblick auf die in vielen Fällen in den letzten 25 Jahren sehr rasch fortgeschrittene Verwitterung der Grabsteine eine wertvolle Quelle dar.
In der epigrafischen Datenbank epidat des Steinheim-Instituts sind Inschriftzen zu folgenden Friedhöfen erfasst: Friedhof I, Friedhof II und Friedhof III.
Bilder
Adresse / Wegbeschreibung
Krankenhausweg (12), 91220 Schnaittach
In Schnaittach befinden sich drei nebeneinander liegende jüdische Begräbnisstätten. Vom Marktplatz aus in die Erlanger Straße und dann rechts in die Krankenhausweg einbiegen. Dem Verlauf in einer weiten Kurve folgen: Links und rechts liegen die Eingänge der Friedhöfe.
Literatur
- Lothar Mayer: Jüdische Friedhöfe in Mittel- und Oberfranken. Petersberg 2012, S. 170-175.
- Michael Trüger: Jüdische Friedhöfe in Bayern (27) [Schnaittach, Memmelsdorf i. Ufr., Osterberg]. In: Der Landesverband der Israelit. Kultusgemeinden in Bayern 15, Nr. 84 (Dezember 2000), S. 12-13.
- Theodor Harburger : Die Inventarisation jüdischer Kunst- und Kulturdenkmäler in Bayern, hg. von den Central Archives for the History of the Jewish People, Jerusalem, und dem Jüdischen Museum Franken – Fürth & Schnaittach, Bd. 3. Fürth 1998, S. 680-687.
- Israel Schwierz: Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern. Eine Dokumentation. 2. Aufl. München 1992 (= Bayerische Landeszentrale für politische Bildung A85), S. 188-190.
- Walter Tausendpfund / Gerhard Philipp Wolf: Die jüdische Gemeinde von Schnaittach. Aus dem wechselvollen Leben der Juden im Herrschaftsgebiet Rothenberg (Altnürnberger Landschaft, Mitteilungen, 30. Jg. Sonderheft 1981/II). Nürnberg 1981, S. 52-55.
- Germania Judaica II, 2, S. 335-336; III, 1, S. 510-511.
Weiterführende Links
- Jüdische Friedhöfe Schnaittach (Landesverband Israelitischer Kultusgemeinden in Bayern)
- Jüdische Friedhöfe Schnaittach (Alemannia Judaica)
- Jüdische Friedhöfe Schnaittach (Zentralarchiv zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland)
- Jüdischer Friedhof Schnaittach (I) (Bayerischer Denkmal-Atlas)
- Jüdischer Friedhof Schnaittach (II) (Bayerischer Denkmal-Atlas)
- Jüdischer Friedhof Schnaittach (III) (Bayerischer Denkmal-Atlas)
- Jüdische Friedhöfe Schnaittach (Wikipedia)