Der jüdische Friedhof liegt oberhalb des früheren Ermreuther „Viehtriebes“ am Hang („Heimbühl“), ca. 1,5 km nordwestlich des Ortes. Er hat eine Größe von 2640 qm. Er wurde 1711 angelegt und mehrmals erweitert. Es sind noch 215 Grabsteine erhalten, der älteste stammt von 1730.
Lage: Oberhalb des früheren Ermreuther „Viehtriebes“ am Hang („Heimbühl“), ca. 1,5 km nordwestlich des Ortes.
Größe: 2640 qm; an drei Seiten von einer Steinmauer, an der Südseite von einem Drahtzaun umgeben.
Alter: 1711 am „Heimbühl“ (Plan-Nr. 573) angelegt. Die Jüdische Gemeinde erwarb von der Gutsherrschaft ein ödes Stück Land. Erweiterungen erfolgten 1797 und 1862. Für die zweite Erweiterung kaufte die Gemeinde bereits 1844 zwei angrenzende Felder. Bis 1711 bestatten die Ermreuther Juden ihre Toten in Baiersdorf.
Der „Lehensconfirmationsbrief“ der Herren von Künsberg vom 24. März 1764 bestätigte, dass die Juden jedes Jahr an Michaelis zwei rheinische Gulden als Erbzins und Steuer für ihren Totenacker an die Dorfherrschaft zahlen mussten, beim Ableben des Dorfherren kamen weitere fünf Gulden hinzu. Für einen Juden über 20 verlangte man 1 Gulden, für einen Jugendlichen 30 Kreuzer als Grabgeld; die Leiche eines Kindes unter zehn Jahren kostete noch immer 15 Kreuzer. Nicht zur Ermreuther Gemeinde gehörende Juden hatten ein doppeltes Bestattungsgeld zu entrichten.
Einzugsbereich: Gräfenberg, Igensdorf.
Beerdigungen: 215 Grabsteine sind erhalten, der älteste stammt von 1730, der jüngste von 1932, die Mehrzahl der Grabsteine wurde im 19. Jahrhundert geschaffen. Die in den Jahren 1936 und 1937 beigesetzten Personen (aus Bayreuth) erhielten keine Grabsteine mehr. Zu diesen gehörte auch der Ladenbesitzer, Hausierhändler und Landwirt Wilhelm Schwarzhaupt, der am 1. Dezember 1937 beigesetzt wurde. Sein Anwesen steht bis heute im Nachbarort Forth; sogar die Geschäftsbeschriftung ist noch zu lesen: „Tuch- & Schnittwarenhandlung Wilhelm Schwarzhaupt“.
Besonderheiten: 1993 nahm man an etlichen umgefallenen und vom Umstürzen bedrohten Grabsteinen Stabilisierungsmaßnahmen vor, die sich später als unvorteilhaft erwiesen. Denn im Zuge der Arbeiten entstanden irreparable Schäden.
Schändungen: Im März 1936 wurden 19 Grabsteine umgeworfen.
Bilder
Adresse / Wegbeschreibung
91077 Neunkirchen am Brand
Von Neunkirchen am Brand kommend durch den ort fahren bis zur Kreuzung Ermreuther Hauptstraße/Herrenbergstraße/Dachstatter Straße. Hier links abbiegen in die Herrengasse und ca. 1 km folgen, kurz vor dem christlichen Friedhof rechts in einen Feldweg abbiegen (Zweite Seitenstraße au der rechten Seite). Bis zur Gabelung folgen, dann zu Fuß ca. 250 steil den Hügel hinauf.
Literatur
- Lothar Mayer: Jüdische Friedhöfe in Mittel- und Oberfranken. Petersberg 2012, S. 82-87.
- Michael Schneeberger: Jüdische Landgemeinden in Bayern, Teil 18: „Es ist die Heimat seit 500 Jahr“ – Die Geschichte der Juden von Ermreuth. In: Jüdisches Leben in Bayern. Mitteilungsblatt des Landesverbandes der Israelitischen Kultusgemeinden in Bayern 21, Nr. 104 (September 2007), S. 43-50, hier vor allem S. 43-44.
- Theodor Harburger: Die Inventarisation jüdischer Kunst- und Kulturdenkmäler in Bayern, hg. von den Central Archives for the History of the Jewish People, Jerusalem, und dem Jüdischen Museum Franken – Fürth & Schnaittach, Bd. 2. Fürth 1998, S. 178-179.
- Georg Knörlein: Jüdisches Leben im Forchheimer Land. Haigerloch 1998, S. 8f.
- Michael Trüger: Jüdische Friedhöfe in Bayern (6) [Baiersdorf, Unsleben, Ermreuth, Bechhofen]. In: Der Landesverband der Israelit. Kultusgemeinden in Bayern 9, Nr. 62 (Juni 1994), S. 13-14, hier S. 14.
- Karl Dill: Jüdische Friedhöfe in Oberfranken. Heimatbeilage zum Amtlichen
Schulanzeiger des Regierungsbezirks Oberfranken Nr. 187. Bayreuth 1992, S. 29–39. - Israel Schwierz: Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern. Eine Dokumentation. 2. Aufl. München 1992 (= Bayerische Landeszentrale für politische Bildung A85), S. 217-219.
- Klaus Guth: Jüdische Landgemeinden in Oberfranken (1800–1942), ein historisch-topographisches Handbuch. Bamberg 1988 (= Landjudentum in Oberfranken. Geschichte und Volkskultur 1), S. 152-160.
Weiterführende Links
- Jüdischer Friedhof Ermreuth (Landesverband Israelitischer Kultusgemeinden in Bayern)
- Jüdischer Friedhof Ermreuth (Alemannia Judaica)
- Jüdischer Friedhof Ermreuth (Kompetenz-Netzwerk)
- Jüdischer Friedhof Ermreuth (Zentralarchiv zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland)
- Jüdischer Friedhof Ermreuth (Synagoge Ermreuth)
- Jüdischer Friedhof Ermreuth (Bayerischer Denkmal-Atlas)