Haus der Bayerischen Geschichte (Georg Schmidbauer M.A.)
Referenzjahr
1984
Im hier gezeigten Ausschnitt berichtet Friedrich Mayet über die Vorgehensweise bei der Rekonstruktion des Goldenen Saals in Augsburg und die vorhandenen Arbeitsunterlagen.
Dieser Clip ist Teil des folgenden Interviews:
Thematisches Zeitzeugeninterview mit Friedrich Mayet, aufgenommen am 01.04.2016 in Oberammergau, über die Vergabeverfahren bezüglich der Rekonstruktionsaufträge des Goldenen Saals und des südwestlichen Fürstenzimmers im Augsburger Rathaus, die Vorgehensweise bei der Rekonstruktion, die vorhandenen Arbeitsunterlagen, den spezifischen „Goldenen-Saal-Stil“ und das ambivalente Verhältnis von Rekonstruktion und Denkmalpflege.
Friedrich Mayet, geboren 1960, ist Holzbildhauermeister in Oberammergau und wurde nach der Ablegung seiner Meisterprüfung 1984 vom Verein zur historischen Wiederherstellung des Goldenen Saals im Augsburger Rathaus e.V. mit der Wiederherstellung der Decke, einer Portalfigur sowie des südwestlichen Fürstenzimmers im Augsburger Rathaus beauftragt, das nun wieder mit kunstvollen Schnitzereien geschmückt ist. Diese Arbeit war Teil eines jahrelangen Rekonstruktionsprozesses des Saales, der mittels Fotovorlagen durchgeführt wurde. Der Verein hat im Lauf der Jahrzehnte mittels Werbeaktionen ca. 1,6 Millionen Euro zur Finanzierung der Rekonstruktion des im Zweiten Weltkrieg völlig zerstörten Goldenen Saals gesammelt. An dieser Rekonstruktion war u.a. Friedrich Mayet beteiligt, dessen berufliche Ausrichtung und Arbeitsweise durch die Arbeit am Goldenen Saal-Projekt nachhaltig geprägt wurde. Mayet war darüber hinaus an der Rekonstruktion des Hochaltars in der Mannheimer Jesuitenkirche und an Rekonstruktionsprojekten in Potsdam beteiligt.
Inhalte
Geboren 1960 – Familientradition Bildhauerberuf – Zustandekommen des Kontaktes mit dem Verein zur historischen Wiederherstellung des Goldenen Saals im Augsburger Rathaus e.V. 1984 – Wettbewerbsteilnahme mit Arbeitsgemeinschaft aus Vergoldern und Bildhauern – Vorgehensweise bei der Rekonstruktion – Aufwändige Vorarbeit – Vorlagen zur Orientierung/Arbeitsunterlagen – Anwendung historischer Methoden und Verwendung historisch vorgegebener Materialien – Deckenarbeit bei einer Deckenhöhe von ca. 14 Metern – Arbeit in der Werkstatt und im Goldenen Saal – Dauer der Fertigstellung eines ‚Frucht-Gehänges‘ im Randbereich der Decke – Traditionelle bildhauerische Vorgehensweisen – Historisch vorgegebene Materialien – Rolle der Denkmalpflege – Konkrete Arbeitsergebnisse aus der Zuständigkeit Mayets – Arbeitsschritte zur Herstellung der Portalfiguren – Entwicklungsprozess und Diskurse um die Portalfiguren – Arbeit mit der Expertenkommission von Prof. Alois Machatschek – Arbeitskoordination unter den Handwerkern – Produktives Arbeitsklima im Projekt – Einarbeitung in den „Goldenen-Saal-Stil“ – Merkmale des „Goldenen-Saal-Stils“ – Interpretationsspielraum bei der Rekonstruktion – Schwierigkeiten bei der Rekonstruktion aufgrund des Fehlens korrekter Vorlagen – Fehler in den Proportionen der Deckenkonstruktion – Unzureichende Herangehensweise zur Erfassung der Konstruktionsprinzipien – Kritik am Ergebnis: „zu perfekt, zu maschinell“ – Unterschied der verwendeten Nussholz-Bretter zum historischen Vorbild – Vergabeverfahren zum Rekonstruktionsauftrag des südwestlichen Fürstenzimmers – Arbeitsvorgang im Fürstenzimmer – Arbeitsunterlagen und Materialien zur Rekonstruktion des Fürstenzimmers – Herausforderungen bei den Rekonstruktionen – Rolle der Erfahrung im Bildhauerberuf – Interpretationsleistung bei der Rekonstruktion nach Zeichnungen und Fotos – Kunstbegriff – Leistung der damaligen Künstler/Handwerker – Bildhauerarbeit des Fürstenzimmers als Einzelleistung – Stil des Fürstenzimmers im Vergleich zum „Goldenen-Saal-Stil“ – Bildhauerische Herausforderung im Fürstenzimmer – Prägung des Berufslebens und der Arbeitsweise durch Arbeit am Goldenen Saal – Zeitdruck bei der Rekonstruktion des Goldenen Saals – Zusammenarbeit mit der Expertenkommission in der Anfangsphase – Originalteile des Goldenen Saals – Stolz auf Mitwirkung an bedeutendem Projekt – Bewertung der Entscheidung zur Rekonstruktion des Goldenen Saals und zum gewählten Zeitpunkt – Verhältnis der Rekonstruktion zur Denkmalpflege heute – Kritiker der Rekonstruktion – Persönliches Bild von Bayern – Meinung zum Umgang mit Flüchtlingen und Asylbewerbern heute.