Im hier gezeigten Ausschnitt beschreibt Dr. Johanna Moritz die anfänglichen Befürworter und Gegner des Nationalparks Bayerischer Wald. Zudem schildert sie, wie die Kritik am Nationalpark zunahm, als sich dort der Borkenkäfer verbreitete. Außerdem spricht sie darüber, wie sie der Name Bibelriether belastete und weshalb sie in der Schule gemobbt wurde.
Dieser Clip ist Teil des folgenden Interviews:
Lebensgeschichtliches Zeitzeugeninterview mit Dr. Johanna Moritz, geführt am 24.09.2022 in Grafenau, über ihre berufliche Karriere, Hans Bibelriether als ihren Vater und Unterstützer des Nationalparks Bayerischer Wald, die Bedeutung von Horst Stern und Bernhard Grzimek für die Nationalparkidee, die Befürworter und Gegner des Nationalparks, den Eingriff des Menschen in die Natur, die Entwicklung des Tierschutzgedankens, die Tierhaltung in Zoos und Zirkusbetrieben sowie über die Kontrolle einer tierschutzgerechten Tierhaltung.
Biogramm
Dr. Johanna Moritz wurde 1961 in München als ältestes von fünf Kindern von Dr. Hans Bibelriether, des ersten Leiters des Nationalparks Bayerischer Wald, und seiner Frau Gertraud geboren. Johanna Moritz bestand das Abitur am Gymnasium Grafenau und studierte in München Tiermedizin. Nach der Promotion über ein Thema aus der Fischparasitologie und Tätigkeiten u.a. in der Pharmaindustrie wechselte sie 1992 als „Tierschutztierärztin“ in den Dienst des Landes Baden-Württemberg, wo sie 1995 die Prüfung zur Amtstierärztin („Kreisexamen“) ablegte. Nach Tätigkeiten in den Veterinärämtern Konstanz, Stuttgart und Böblingen sowie im Regierungspräsidium Stuttgart wechselte sie 1998 in den Veterinärdienst des Freistaats Bayern. Nach Tätigkeiten im Tierschutzreferat des Bayerischen Staatsministeriums für Arbeit und Sozialordnung und des Staatsministeriums für Verbraucherschutz sowie im Veterinäramt Passau wurde sie mit dem Aufbau einer Facheinheit für Tierschutz am Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit beauftragt, die sie seit 2005 leitet und die als fachlicher Ansprechpartner für die bayerischen Veterinärbehörden in Fragen des Tierschutzes dient.
Inhalte
Geboren 1961 – Unterschiedliche Funktionen von Nationalparken und Naturparken – Verhältnis zu ihrem Vater Hans Bibelriether – Aufwachsen Hans Bibelriethers in ärmlichen Verhältnisse auf einem Bauernhof in Mittelfranken – Frühe Begeisterung des Vaters für Vögel und Pflanzen – Seine Erfahrungen zum Ende des Zweiten Weltkriegs – Sein Studium in Würzburg und seine Tätigkeit am Forstamt München – Hans Bibelriethers Faszination für die Wildnis als Grund für seinen Umzug in den Bayerischen Wald – Seine Beziehung zu Hubert Weinzierl – Seine Freundschaft mit Horst Stern – Moritz' Begeisterung für Horst Sterns Filme über die Tiernutzung – Horst Sterns Unzufriedenheit mit seinem Lebenswerk – Bibelriethers Zufriedenheit mit seinem Lebenswerk – Frühe lokale Fürsprecher für den Nationalpark Bayerischer Wald – Kritik am Nationalpark Bayerischer Wald aufgrund des Borkenkäferbefalls – Staatsforstverwaltung, Jägerschaft und „Waldler“ als frühe Gegner des Nationalparks – Name „Bibelriether“ als Belastung für Johanna Moritz – Mobbingerfahrung in der Grundschule in Spiegelau aufgrund von Dialektbarrieren, ihrer regionalen Herkunft und ihrer Konfession – Unterschiedliche mediale Berichterstattung zum Nationalpark Bayerischer Wald – Etablierung der Nationalparkidee durch Bernhard Grzimeks Filme und Fernsehsendungen – Horst Sterns Kritik an großen Rothirschbeständen im Nationalpark – Plädoyer für das bewusste Eingreifen des Menschen in die Natur aufgrund der steigenden menschlichen Flächenbenutzung – Kompliziertes Gleichgewicht zwischen den menschlichen Tierschutzvorstellungen und dem Tod in der Natur – Kritik an der Wilderei von Nashörnern in Afrika – Arbeit als Tierärztin und in der Pharmaindustrie – Beginn der Arbeit für den Tierschutz als Tierärztin – Steigende öffentliche Bedeutung des Tierschutzes in der Nutztierhaltung – Einstellung zur Tierhaltung in Zirkusbetrieben – Mensch-Tier-Beziehung als entscheidendes Kriterium für eine gute Tierhaltung – Bedeutung von Zoos für die Ausbildung von Tierliebe – Kritik an der Zwangsvergesellschaftung von Tieren – Umstrukturierung deutscher Zoobetriebe von einer quantitativen zu einer qualitativen Tierhaltung – Appell für einen direkten Mensch-Tier-Kontakt – Hans Bibelriethers Kampf für einen naturbelassenen Nationalpark – Bibelriethers christlicher Glaube als Motivation für sein Handeln – Einführung von Mindestanforderungen für die Haltung von Säugetieren in Zoos 1978 – Moritz' Tätigkeit bei der Kontrolle von Mindestanforderungen in Zoos im Jahre 1998 – Unterschiedliche Eignung verschiedener Tiergruppen für die Zirkushaltung – Löwenhaltung im Tierpark Hellabrunn – Spezifisches Wissen zur Lebensweise von Tieren notwendig für eine tierschutzgerechte Haltung – Diskussion über das Schmerzempfinden von Fischen und mögliche Auswirkungen daraus für die Fischwirtschaft – Moralisches Abwägen zwischen Tradition und Tierschutz – Kritik am Langstreckentransport von Zuchttieren – Hof- und Weideschlachtungen als tierwohlorientiertere Alternativen zur konventionellen Tierschlachtung – Appell für eine positive und naturnahe Lebenseinstellung trotz Naturkatastrophen.
Daten
Interview: Dr. Michael Bauer
Kamera: Thomas Rothneiger