Die Synagoge in einem bescheidenen, einstöckigen Haus (heute Gartenstraße 4) gab es seit der ersten Hälfte des 19. oder vielleicht schon im 18. Jahrhundert. Über die Ausstattung des Betsaals ist nichts bekannt. Äußerlich unterscheidet sich das Gebäude nicht von der benachbarten Architektur. Wie bei vielen kleinen Landgemeinden steht das Bauwerk in Nordostausrichtung von der Straße rückversetzt in zweiter Reihe. Ungewöhnlich ist allerdings, dass es zwischen zwei angrenzende Häuser regelrecht eingeklemmt ist. Neben der Synagoge waren dort auch die Religionsschule und ein Ritualbad untergebracht.
Im August 1901 startete die Kehilla eine landesweite Kollekte "zur Aufbringung der Mittel für den Bau einer Religionsschule nebst Ritualbad". Entweder wurden diese Einrichtungen erst zu diesem Zeitpunkt in der Gartenstraße 4 eingebaut, oder sie wurden renoviert, oder man hatte (nicht realisierte) Pläne für einen vollständigen Neubau – mit dem aktuellen Kenntnisstand lässt sich diese Frage leider nicht beantworten. Das Synagogengebäude wurde bereits in den 1920er Jahren an die politische Gemeinde Röllbach verkauft, nachdem schon einige Jahre lang kein Minjan mehr zustande gekommen war. Das Novemberpogrom 1938 ging dadurch spurlos an der ehemaligen Synagoge vorüber. In den 1960er und 1970er Jahren wurde sie als Jugendtreff genutzt, seit dem 3. Mai 1990 ist das Haus in Privatbesitz. Die Kernsubstanz ist noch größtenteils im Original vorhanden: 1992 vermerkte Israel Schwierz (*1943), dass an der Eingangstür zur Männersynagoge Spuren der Mesusa gut erkennbar seien. Trotzdem steht das Gebäude nicht auf der Denkmalliste des Freistaates Bayern, der aktuelle Zustand muss noch erfasst werden.
Adresse / Wegbeschreibung
Gartenstraße 4, 63934 Röllbach
Literatur
- Israel Schwierz: Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern. Eine Dokumentation. 2. Aufl. München 1992 (= Bayerische Landeszentrale für politische Bildung A85), S. 117.