Die frühe jüdische Gemeinde feierte ihre Gottesdienste in Privathäusern. Am 15. November 1296 wurde eine Synagoge am östlichen Rand des Hauptmarktes errichtet. Das Grundstück hatten Samuel ben Salomo und seine Frau Belet gestiftet, die Baukosten wurden aus Spendengeldern bestritten. Über den Baumeister vermerkt das Nürnberger Memorbuch lediglich, dass er kurz nach Abschluss der Arbeiten gestorben sei. Baufunde lassen vermuten, dass es sich ähnlich der 1174/75 in Worms errichtetem Männersynagoge um einen zweischiffigen Bau mit Mittelstützen handelte. Der Fußboden wurde mit Steinfließen ausgelegt, auf einer Estrade stand die hölzerne Bima, später durch einen Nachfolger aus Stein ersetzt. Gleichzeitig erhielten die Innenwände bogenförmige Nischen. Da 1298 eine eigene Vorbeterin für Frauen in Nürnberg belegt ist, wurden zu dieser Zeit wohl Gottesdienste separat gefeiert. In der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts ermöglichte eine Stiftung von Jechiel und Rahel bat Samuel den Bau einer Frauensynagoge samt Mikwe. Eine anachronistische Abbildung aus dem Jahr 1744 zeigt zwei getrennte Gebäude, in Wahrheit wurde wohl ein Anbau mit Durchbrüchen zum Betsaal errichtet. Die erste Nürnberger Synagoge wurde nach dem Pestpogrom 1349 abgebrochen, auf den Trümmern stiftete Kaiser Karl IV. die Marienkirche bzw. Kirche Unserer Lieben Frau, bis 1355 erbaut vom Prager Hofarchitekten Peter Parler (heute Hauptmarkt 14). Das "Männleinlaufen", ein Glockenspiel mit Figuren des Kaiser und der sieben Kurfürsten, ist eine beliebte Attraktion für Gäste aus aller Welt. (Patrick Charell)
Bilder
Literatur
- Barbara Eberhardt / Hans-Christof Haas / Cornelia Berger-Dittscheid: Nürnberg. In: Wolfgang Kraus, Berndt Hamm, Meier Schwarz (Hg.): Mehr als Steine... Synagogen-Gedenkband Bayern, Bd. 2: Mittelfranken. Erarbeitet von Barbara Eberhardt, Cornelia Berger-Dittscheid, Hans-Christof Haas und Angela Hager unter Mitarbeit von Frank Purrmann und Axel Töllner mit einem Beitrag von Katrin Keßlerm Lindenberg im Allgäu 2010, S. 466-505.
- Kuno Ulshöfer: Zur Situation der Juden im mittelalterlichen Nürnberg. In: Haus der Bayerischen Geschichte / Manfred Treml / Josef Kirmaier / Evamaria Brockhoff (Hg.): Geschichte und Kultur der Juden in Bayern – Aufsätze. München 1988 (= Veröffentlichungen zur Bayerischen Geschichte und Kultur 17), S. 147-160.