Die ersten schriftlichen Quellen, die auf eine Synagoge in Lichtenfels verweisen, stammen aus den Jahren 1685 und 1687. Es ist jedoch nicht bekannt, ob sich dieses Gotteshaus innerhalb oder außerhalb der Stadtmauer befand oder, was ebenfalls vermutet wird, ob es sich nur um eine Betstube in einem Privathaus gehandelt hat.
Genaueres weiß man über eine Synagoge, die 1720/21 an das hintere Mühltorhaus des Jakob Jud angebaut wurde. Es handelte sich um einen Fachwerkbau, den die jüdische Gemeinde für ihre Gottesdienste angemietet hatte. Er wurde 30 Jahre später, wohl wegen Baufälligkeit, wieder abgerissen. Offensichtlich trug man sich dann mit dem Gedanken, dieses Haus wieder aufzubauen, denn der Stadtzimmermann Knorr erhielt einen entsprechenden Auftrag. Aus dem Jahr 1757 existiert jedoch auch ein Regierungsdekret, das den Juden die Genehmigung für einen Synagogenbau auf einem abgelegenen städtischen Grundstück zusicherte. Inwieweit diese Vorhaben in die Tat umgesetzt wurden, ist nicht überliefert.
Im letzten Viertel des 18. Jh. erwarben mehrere Juden zusammenhängende Grundstücke in der Badgasse, so dass hier ein großes Gelände für eine Synagoge zur Verfügung stand. Der eingeschossige Massivbau auf rechteckigem Grundriss (heute Judengasse 12) wurde laut Grundsteuerkataster 1806 fertiggestellt; andere Quellen datieren ihn etwas früher auf das Jahr 1798. Eine grundlegende Renovierung des Innenraumes erfolgte bis 1867 und wurde mit einer großen Einweihungszeremonie feierlich abgeschlossen.
In der Reichspogromnacht vom 9. auf 10. November 1938 drang ein Horde von SA-Männern auf Anweisung des NSDAP-Kreisleiters Lorenz Kraus und unter Leitung von Bürgermeister Wilhelm Krauheim in die Synagoge ein, schlug die Fenster ein und zerstörte die Inneneinrichtung mit mitgebrachten Äxten. Torarollen, Messgewänder und Gebetbücher wurden zerrissen und vernichtet. In den frühen Morgenstunden versammelte sich in dem verwüsteten Gebäude eine johlende Menschenmenge. Im Jahr darauf beriet man sich im Stadtrat, ob die Synagoge abgerissen werden sollte, damit man auf dem Grundstück ein Spritzenhaus für die Feuerwehr errichten könnte. Dieses Vorhaben wurde nicht realisiert.
Nach dem 2. Weltkrieg ließ die Stadt Lichtenfels die Synagoge renovieren. 1951 erwarb der Kaufmann Hans Kraus das Gotteshaus und verpachtete es an die Neuapostolische Kirche. Später war darin ein Warenlager untergebracht. 1989 hat man an dem Haus eine Gedenktafel angebracht, die über die wechselvolle Geschichte des Synagoge Auskunft gibt.
Nachdem Juni 2010 Gemeinderat Lichtenfels die Sanierung der ehemaligen Synagoge beschlossen hatte, wurde die Restaurierung im Oktober 2011 abgeschlossen. Das Gebäude der ehemaligen Synagoge dient jetzt als Kultur- und Begegnungsstätte.
(Christine Riedl-Valder)
Bilder
Literatur
- Hager, Angela / Haas, Hans-Christof: Lichtenfels, in: Wolfgang Kraus, Berndt Hamm, Meier Schwarz (Hrsg.): Mehr als Steine... Synagogen-Gedenkband Bayern, Band 1: Oberfranken, Oberpfalz, Niederbayern, Oberbayern, Schwaben. Erarbeitet von Barbara Eberhardt und Angela Hager unter Mitarbeit von Cornelia Berger-Dittscheid, Hans-Christof Haas und Frank Purrmann. Lindenberg i. Allgäu 2007, S. 193-200
- Christine Wittenbauer (Hrg.), Die Lichtenfelser Synagoge. Festgabe zur Eröffnung der ehemaligen Synagoge als Kunst-, Kultur- und Begegnungsstätte, in: Stadtarchiv Lichtenfels (Hg.), Lichtenfelser Hefte zur Heimatgeschichte, Heft 12, Lichtenfels 2011