Jüdisches Leben
in Bayern

Donauwörth Synagoge

In Donauwörth existierte eine jüdische Gemeinde vom 13. Jahrhundert bis 1518. Eine "Judenschul" wird 1384 erwähnt. Vermutlich handelte es sich um einen Betsaal im sogenannten "Judenhaus" am Marktplatz (heute Rathausgasse 1 / Ecke Sonnenstraße). 1493 musste die jüdische Gemeinde einen neuen Wohnbezirk in der Judengasse und am Judenberg (heute Ölgasse und Ölberg) in der Nähe der Stadtmauer beziehen. Auch dort wurde eine Synagoge bzw. ein Betsaal eingerichtet, über dessen Standort und Aussehen jedoch nichts bekannt ist. Im Zuge der Vertreibung der Juden aus Donauwörth 1518 wurde auch diese Synagoge zerstört.

Im Heimatmuseum Donauwörth wird eine eiserne Türe aufbewahrt, die man nach dem derzeitigen Stand der Forschung mit der spätmittelalterlichen Synagoge in Donauwörth in Verbindung bringen kann. Der Jüdische Historische Verein Augsburg schreibt: "Die Eisentür jedenfalls ist mit verschiedenen Beschlägen kunstvoll gestaltet und zeigt im oberen von zwei Querverstrebungen gebildeten Vierteln unzweifelhaft eine Menora, also einen ursprünglich jüdischen und typischen Leuchter, wie man ihn in verschiedenen Varianten in aller Welt kennt. Vom mittleren Schaft zweigen übereinandergesetzt drei runde, jeweils zwei Arme bildende Bögen ab, während der Schaft selbst in zwei Bögen endet. An der Spitze jeder der acht Bogenenden befindet sich ein Abschluss der relativ deutlich die Funktion als Kerzenhalter bestätigt. Es deutet deshalb daraufhin, dass die Illustration keine gewöhnliche Menora als siebenarmigen Leuchter, sondern die besondere Form des achtarmigen Leuchters darstellt, wie er für das jüdische Weihefest Chanucka erforderlich ist." Eine vergleichbare Türe von 1420 aus dem österreichischen Mödling wurde inzwischen tatsächlich als Synagogentür identifiziert. 


(Patrick Charell)

Literatur

  • Simon Paulus: Zum Schutz des "Kleinen Heiligtums". Zwei mittelalterliche Eisentüren in Donauwörth und Mödling, in: Kalonymos 22 (2019), Heft 2, S. 1-5.
  • Germania Judaica. Bd. III: 1350-1519, Teilband 1, Tübingen 1987, S. 237-240.
  • Germania Judaica. Bd. II: Von 1238 bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts, Teilband 1, Tübingen 1968, S. 167-169.