Jüdisches Leben
in Bayern

Dinkelsbühl Synagoge

Über ein mittelalterliches Gotteshaus ist nichts bekannt. Wahrscheinlich versammelten sich die Juden von Dinkelsbühl in einem privaten Betraum, von dem sich aber keine Spuren erhalten haben.

Jahrhundertelang lebten keine oder nur vereinzelt jüdische Familien in der Reichsstadt, erst im späten 19. Jahrhundert bildete sich wieder eine Gemeinde. Wohl schon ab 1864 stellte die Familie Hamburger im Obergeschoss ihres Hauses in der Klostergasse 5 einen Betraum zur Verfügung. Über die Einrichtung gibt es keine Aufzeichnungen. Zeitzeugen berichteten jedoch, dass der Betsaal in eine Männer- und Frauenabteilung geteilt war - eine Frauenempore war baulich nicht umsetzbar, die beiden Räume wurden sicherlich mit einem Holzgitter voneinander abgetrennt. Eine von Manfred Anson aufgefundene Sitzbank lässt darauf schließen, dass die reformierte Mittelfränkische Synagogenordnung von 1839 entsprechend umgesetzt worden war. Im Erdgeschoss befand sich vorübergehend auch eine Mikwe, die bis in die 1920er Jahre benutzt wurde. Mit Vertrag vom 17. November 1938 verkaufte der Immobilienhändler Ernst Wieth im Auftrag des nun in Pforzheim lebenden Adolf Hamburger das Haus für 6000 RM an ein Dinkelsbühler Ehepaar. Das denkmalgeschützte Gebäude besteht noch heute und ist inzwischen ein Wohnhaus. 


(Patrick Charell)

Bilder

Adresse / Wegbeschreibung

Klosterstraße 5, 91614 Dinkelsbühl

Literatur

  • Barbara Eberhardt: Dinkelsbühl. In: Wolfgang Kraus, Berndt Hamm, Meier Schwarz (Hg.): Mehr als Steine... Synagogen-Gedenkband Bayern, Bd. 2: Mittelfranken. Erarbeitet von Barbara Eberhardt, Cornelia Berger-Dittscheid, Hans-Christof Haas und Angela Hager unter Mitarbeit von Frank Purrmann und Axel Töllner mit einem Beitrag von Katrin Keßler. Lindenberg im Allgäu 2010, S. 175-179.
  • Theodor Harburger: Die Inventarisation jüdischer Kunst- und Kulturdenkmäler in Bayern, hg. von den Central Archives for the History of the Jewish People, Jerusalem, und dem Jüdischen Museum Franken – Fürth & Schnaittach, Bd. 2. Fürth 1998, S. 166.