Seit 1736 gibt es Nachrichten über jüdische Familien in Trabelsdorf. Sie standen unter dem Schutz der Freiherren Marschalk von Ostheim, die seit 1664 im Besitz des Ortes waren und vermutlich die Ansiedlung von Juden von Anfang an unterstützt hatten. Weil sie als Ritterschaftliche Schutzjuden keine Abgaben an das Landesrabbinat und den Gemeindeverband leisten wollten, wurden sie vom Fürstbistum Bamberg immer wieder mit Handelsbeschränkungen belegt, zuletzt im Jahr 1799. Erst unter Fürstbischof Franz Ludwig von Erthal (amt. 1779-1795) durften sie wieder an den Frühlings- und Herbstmessen teilnehmen. Die Judenschaft von Trabelsdorf besaß keinen eigenen Friedhof, sondern benützte den zwei Kilometer entfernt liegenden jüdische Friedhof von Lisberg zur Bestattung ihrer Toten.
Nach dem Ende des Alten Reiches 1806 fielen auch die Juden der ritterschaftlichen Gebiete, wie z.B. in Trabelsdorf, unter die Herrschaft des Königreichs Bayern. In dem 1813 von der Regierung verabschiedeten Matrikelparagrafen hat man die rechtlichen Verhältnisse der jüdischen Bevölkerung und die Anzahl der für jeden Ort wohnberechtigten Juden neu festgelegt. In Trabelsdorf durften demzufolge 15 jüdische Familien wohnen. 1811 gehörten der jüdischen Gemeinde 63 Mitglieder an. Sie erreichte 1840 mit 80 Personen, das waren etwa 20 Prozent der Gesamtbevölkerung, ihren Höchststand. In der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts verringerte sich durch die vermehrte Abwanderung in die Großstädte und die Emigration nach Übersee die Zahl der Gemeindemitglieder. Ihren Lebensunterhalt verdienten sich die Trabelsdorfer Juden als Händler und Handwerker. Seit 1825 gehörten sie zum Distriktsrabbinat Bischberg, dessen Sitz 1826 nach Burgebrach verlegt wurde.
Von 1826 bis 1869 besuchten die Kinder der jüdischen Gemeinden Trabelsdorf, Lisberg, Walsdorf und Kolmsdorf den Religions- und Sprachunterricht der 1826 neu gegründete israelitischen Schule in Kolmsdorf. Da 1869 keine Juden mehr in Kolmsdorf wohnten, wurden nun Religionsschulen in Trabelsdorf und in Walsdorf eingerichtet. Der seit 1839 amtierende Lehrer Joseph Loeb hielt dreimal die Woche Unterricht in der Trabelsdorfer Synagoge für die Kinder in Lisberg und Trabelsdorf und dreimal die Woche in Walsdorf. Unter seinem ab 1884 tätigen Nachfolger Simon Goldstein musste der Schulraum in der Synagoge aufgrund der gestiegenen Schülerzahl vergrößert werden. Trotz wachsender Schwierigkeiten bei der Besetzung der Lehrerstelle hat man die Religionsschule im Ort noch einige Jahrzehnte weiter betrieben.
Nach dem Tod des Burgebracher Rabbiners Dr. Hartwig Werner im Jahr 1905 wurde sein Distriktsrabbinat aufgelöst und der überwiegende Teil der von ihm betreuten Gemeinden, so auch Trabelsdorf, dem Bamberger Rabbinat und dem dortigen Rabbiner Dr. Adolf Eckstein unterstellt. Ab 1904 schlossen sich die wenigen jüdischen Familien aus dem benachbarten Lisberg der Trabelsdorfer Kultusgemeinde ein. Insgesamt hatte die Gemeinde danach wieder elf religionsmündige männliche Mitglieder für einen Minjan. Zwei Jahre später schlossen sich die Gemeinden von Trabelsdorf und Walsdorf zusammen, weil erneut zu wenige religionsmündige Juden vor Ort lebten. 1910 gehörten zur Gemeinde noch 37 Personen. Aufgrund des wirtschaftlichen Wandels und der ungebrochenen großen Abwanderung verringerte sich die jüdische Bevölkerung in den Dörfern zusehends; auch die Zusammenlegung der Landgemeinden brachte auf Dauer keine Abhilfe. Die Kultusgemeinde Trabelsdorf verfügte 1933 nur mehr über 18 Mitglieder und wurde daher aufgelöst.
Bei der Reichstagswahl im März 1933 entschieden sich 87 Prozent der Trabelsdorfer für die NSDAP. Im Durchschnitt errang die Partei in Bayern lediglich 43,1 Prozent. Unter dem nun regierenden NS-Regime erlitten die jüdischen Mitbürger zunehmend Anfeindungen, Repressalien und wirtschaftlichen Boykott. In der Folgezeit verließen vier von ihn den Ort und wanderten aus. Während der „Reichskristallnacht“ vom 9. auf 10. November 1938 machten sich mehrere Trupps von NSDAP-Parteimitgliedern nach der Zerstörung der Bamberger Synagoge auf den Weg in die umliegenden Dörfer. Dabei kamen sie auch nach Trabelsdorf und zerstörten, unterstützt von Dorfbewohnern, das Innere der Synagoge (siehe unter „Synagoge“). Bei den weiteren Ausschreitungen wurden jüdische Einwohner misshandelt, verhaftet und vorübergehend im KZ Dachau eingesperrt. Im selben Jahr wurde auch der jüdische Friedhof in Lisberg verwüstet und die meisten Grabsteine umgeworfen. Ein jüdisches Mädchen aus Trabelsdorf, das 1939 mit der Kinderverschickung nach England kam, überlebte als Einzige aus ihrer fünfköpfigen Familie den Holocaust. Am 22. März 1942 hat man die letzten neun jüdischen Trabelsdorfer, unter ihnen Siegfried Liffgens mit seiner Ehefrau Gisela und den Kindern Joachim und Lothar L. über Bamberg nach Izbica bei Lublin deportiert, wo sie ermordet wurden (StA Bamberg, Landratsamt Bamberg, K5, 10034 II). Die letzte jüdische Person, die im Dorf lebte, war die 72-jährige Fanny Katz, die am 15. Juni 1942 nach Bamberg ins dortige jüdische Altersheim gebracht wurde. Am 10. September 1942 wurde sie nach Theresienstadt deportiert und von dort aus am 29. September 1942 nach Treblinka, wo sie den Tod fand.
Insgesamt sind zwölf Opfer der Shoah aus Trabelsdorf dokumentiert. Die Familie Reichmannsdorfer hat am 13. April 1942 eine Postkarte aus dem Ghetto Izbica nach Schweden an den Bruder von Gustav Reichmannsdorfer geschickt, sie befindet sich heute im Besitz eines Enkels in den USA.
Nach dem Zweiten Weltkrieg kehrte keiner der ehemaligen jüdischen Mitbürger mehr nach Trabelsdorf zurück. 1949 wurden 21 der am Novemberpogrom 1938 beteiligten Personen vom Landgericht Bamberg „wegen schweren Landfriedensbruch“ zu Gefängnisstrafen von bis zu vier Jahren verurteilt. Von den 1948 auf dem Friedhof noch vorhandenen 150 Grabsteinen waren 1985 noch 139 zu sehen. Das schwer beschädigte Taharahaus wurde nicht mehr repariert. Heute sind von ihm nur noch die Grundmauern vorhanden. Ein dreiköpfiges Gremium organisiert seit einigen Jahren Stolpersteinverlegungen durch den Künstler Gunter Demnig (*1947), es fehlen nur noch vier Steine im Ort. Jedes Jahr findet am 27. Januar eine Gedenkveranstaltung der Kommune statt. Trabelsdorf hält engen Kontakt mit vielen Nachfahren der einstigen Nachbarn und bietet einmal im Jahr (auf Nachfrage auch öfter) einen geführten Rundgang über den jüdischen Friedhof an.
Schülerinnen und Schüler eines P-Seminars am Kaiser-Heinrich-Gymnasium Bamberg haben mit ihrer Lehrerin Christa Horn nahezu 90 Biographien von jüdischen Bürgern aus Lisberg und Trabelsdorf erstellt, unterstützt von Nachfahren im In- und Ausland. Dieses "Gedenkbuch für die jüdische Bevölkerung in den ehemaligen Gemeinden Trabelsdorf und Lisberg" wurde 2019 veröffentlicht.
Persönlicher Dank geht an Christa Horn, Trabelsdorf, für die freundliche Unterstützung.
(Christine Riedl-Valder | Patrick Charell)
Bevölkerung 1910
Literatur
- Christa Horn / Gemeinde Lisberg (Hg.): Gedenkbuch für die jüdische Bevölkerung in den ehemaligen Gemeinden Trabelsdorf und Lisberg des Kaiser-Heinrich-Gymnasiums Bamberg. Lisberg 2019.
- Gesellschaft für Familienforschung in Franken / Staatliche Archive Bayerns (Hg.): Staatsarchiv Bamberg - Die 'Judenmatrikel' 1824-1861 für Oberfranken (gff digital, Reihe A: Digitalisierte Quellen, 2 = Staatliche Archive Bayerns, Digitale Medien, 4), Nürnberg 2017.
- Hans-Christof Haas: Trabelsdorf. In: Wolfgang Kraus, Berndt Hamm, Meier Schwarz (Hg.): Mehr als Steine... Synagogen-Gedenkband Bayern, Bd. 1: Oberfranken, Oberpfalz, Niederbayern, Oberbayern, Schwaben. Erarbeitet von Barbara Eberhardt und Angela Hager unter Mitarbeit von Cornelia Berger-Dittscheid, Hans-Christof Haas und Frank Purrmann. Lindenberg im Allgäu 2007, S. 209-213.
- Klaus Guth: Jüdische Landgemeinden in Oberfranken (1800–1942), ein historisch-topographisches Handbuch. Bamberg 1988 (Landjudentum in Oberfranken. Geschichte und Volkskultur 1), S. 301-307.
- StA Bamberg, Landratsamt Bamberg, K5, 10034 II.
- K. statistisches Landesamt: Gemeindeverzeichnis für das Königreich Bayern. Nach der Volkszählung vom 1. Dezember 1910 und dem Gebietsstand von 1911. München 1911 (= Hefte zur Statistik des Königreichs Bayern 84), S. 141.