Jüdisches Leben
in Bayern

Töging Gemeinde

Vermutlich seit dem 12. Jahrhundert lebten in Töging Juden unter dem Schutz der adeligen Schenken von Töging. Am 27. Juli 1298 wurde die nahe gelegene Stadt Neumarkt i.d.OPf. vom Rintfleisch-Pogrom erfasst, auch während der Pestpogrome von 1348/49 kamen dort viele Juden ums Leben. Von Töging sind keine entsprechenden Berichte erhalten, was zwei Interpretationen erlaubt: Entweder gab es zwischenzeitig keine Schutzjuden im Ort, oder die feste Burg der Schenken von Töging bot ausreichend Schutz vor den meist bäuerlichen Marodeuren. Wie überall im Gebiet des Hochstifts Eichstätt wurden die Juden 1445 zwischenzeitlich vertrieben, waren aber im 16. und 17. Jahrhundert wieder in Töging ansässig. Die Vermutung liegt nahe, dass sich 1556 auch aus dem kurpfälzischen Neumarkt vertriebene jüdische Flüchtlinge in den nahe gelegenen Markt Töging retten konnten. 

Im Jahr 1602 waren die Töginger Juden zahlenmäßig stark, oder durch wohlhabende Einzelmitglieder finanzkräftig genug, um ein eigenes neues Gemeindezentrum zu errichten (Beilngrieser Straße 3). Bereits 1584 war Töging durch Kauf direkt an das Hochstift Eichstätt gefallen. Verwalter leiteten nun das hochstiftische Amt Töging, die jüdische Gemeinde bekam neue Schutzbriefe des Fürstbischofs ausgestellt. Als 1697 erneut alle Juden im Hochstift des Landes verwiesen wurden, betraf dies auch die Töginger Familien. Die Kultusgemeinde löste sich auf und ihre Mitglieder zerstreuten sich. Auch nach der Säkularisation entwickelte sich, anders als im benachbarten Neumarkt, kein neues jüdisches Leben. An die Kultusgemeinde Töging erinnert bis heute der Flurnamen "Judenhügel" am Ortseingang, wo sich einst ein israelitischer Begräbnisplatz befand. Dieser Friedhof ist jedoch spurlos abgegangen, der Platz ist überbaut. Auch das "Judenfeld" verweist auf die ehemalige Gemeinde, die dort wahrscheinlich getrennt von den christlichen Bewohnern ihr Vieh weiden ließen. 


(Patrick Charell)

Literatur

  • Johann Kaspar Bundschuh: Töging. In: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken, Bd. 5: S–U. Ulm 1802, Sp. 559–562.
  • Israel Schwierz: Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern. Eine Dokumentation. 2. Aufl. München 1992 (= Bayerische Landeszentrale für politische Bildung A85), S. 299.

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