In Tirschenreuth gab es nach aktuellem Kenntnisstand keine mittelalterliche oder frühneuzeitliche jüdische Gemeinde. Erst im späten 19. Jahrhundert zogen einige wenige Familien oder Einzelfamilien in den Ort, sie bildeten auch keine eigene Gemeinde sondern gehörten der IKG Floß an. In den späten 1930er Jahren gaben die letzten jüdischen Mitbürger dem Druck der NS-Schergen nach und verließen ihre Heimat. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs richtete die US-Militärverwaltung eine jüdische DP-Gemeinde im Ort ein und beschlagnahmte dafür privaten Wohnraum, als kultureller und sozialer Treffpunkt diente das Hotel "Bayerischer Hof".
Die jüdische DP-Gemeinde Tirschenreuth verwaltete sich unter einem gewählten Vorstand (Josef Kohn und Alfred Slomnicki) größtenteils selbst. Sie besaß eine Bibliothek und einen Betraum, der sich wahrscheinlich im Hotel Bayerischer Hof befand, außerdem gründeten die DPs den Sportverein "Bar Kochba Tirschenreuth". Bereits im Dezember 1945 umfasste die DP-Gemeinde 145 Personen und erreichte im September 1946 mit 212 Jüdinnen und Juden ihren Höchststand. Ab 1948 wurden auch die jüdischen DPs in Floß von Tirschenreuth aus mit verwaltet. Als im Mai 1948 der Staat Israel gegründet wurde, halbierte sich die Zahl der Tirschenreuther DPs durch Abwanderung und Verlegungen binnen Jahresfrist auf 148 Personen im Februar 1949. Im Laufe des Jahres 1950 wurde die Gemeinde aufgelöst und die Wohnungen gingen an die Besitzer zurück.
Bevölkerung 1910
Literatur
- K. statistisches Landesamt: Gemeindeverzeichnis für das Königreich Bayern. Nach der Volkszählung vom 1. Dezember 1910 und dem Gebietsstand von 1911. München 1911 (= Hefte zur Statistik des Königreichs Bayern 84), S. 132.