Jüdisches Leben
in Bayern

Herzogenaurach Gemeinde

In Herzogenaurach handelten jüdische Personen in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts. Ein Eintrag im Rechtsbuch des Landesherrn Bischof Friedrich I. von Hohenlohe (reg. 1344-1352) in Bamberg, aus dem Jahr 1348 gibt einen Hinweis auf die Anwesenheit von Juden in der Stadt. Ob sich von ihnen einzelne in der Stadt niedergelassen haben, ist nicht bekannt. Keine Nachrichten gibt es, ob die Pestpogrome von 1348/49 in der Stadt Opfer forderten.1430 ist ein namentlich nicht bekannter Jude in Herzogenaurach nachweisbar, der spätestens 1439 nach Nürnberg abwanderte und zwischen 1458 und 1460 wieder nach Herzogenaurach zurückkehrte. Aus der Zeit zwischen 1420 und 1450 ist ein Judeneid aus Herzogenaurach überliefert. Ein weiterer Jude lebte 1466 in der Stadt. 

Aus der Zeit zwischen 1420 und 1450 ist ein Judeneid aus Herzogenaurach überliefert. In der Baumeisterrechnung 1461/62 wird ein Jude David erwähnt. Mehrfach sind Juden in Herzogenaurach über Verpfändungsklagen im Herzogenauracher Gerichtsbuch bezeugt. Nach der Vertreibung der Juden aus dem ganzen Hochstift Bamberg unter Fürstbischof Philipp von Henneberg (1475-1487) gibt es lange Zeit keine Nachrichten mehr von jüdischen Ansiedlungen in der Stadt. In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts wurden mehrfach Anträge auf Aufnahme von Juden in der Stadt durch das Bamberger Domkapitel beziehungsweise den Rat der Stadt abgelehnt.

Nach dem Dreißigjährigen Krieg ist im Jahr 1651 ein Jude namens Süßkind in der Stadt bezeugt. 1681 lebten im "Kastenhaus" die Juden Schlammer und Israel. Als jüdische Händler in der Stadt werden in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts handeltreibende Juden aus Adelsdorf, Baiersdorf, Bruck, Fürth, Neuhaus, Willersdorf usw. genannt. 1692 erhielten der Jude Hirsch, seine Frau und seine Kinder einen bischöflichen Schutzbrief in der Stadt. 1694 lebten die beiden jüdischen Familien Israel und Löw in Herzogenaurach. 1710 konnte der Schutzjude Israel ein Haus in der Kalchgruben erwerben (Hintere Gasse 2), das ihm bis 1722 gehörte. In diesem Jahr kaufte sein Sohn Salomon ben Israel das spätere Gasthaus zum Schwarzen Bären (Hauptstraße 25). Dieses Haus gehörte 1780 seinem Sohn Sußmann Rothschild. Nach einem Verzeichnis von 1763 lebte damals eine neunköpfige jüdische Familie in der Stadt. Ob sie einen Betraum in einem der Privathäuser besaßen, ist nicht bekannt. In der Chronik von Stadtschreiber Johann Schürr wird ein "Judenkirchhof" als Flurstück genannt, dessen Böschung 1889 mit Waldbäumen bepflanzt wurde. Diese Flur "Judenkirchhof" lag nordwestlich der Amtmannsäcker oberhalb des Schleifmühlbachs. Ob es tatsächlich ein jüdischer Friedhof war, ist nicht nachzuweisen.  

Im Jahr 1820 wird der Optiker Lazar Löw Sußmann aktenkundig, der in der Stadt zusätzlich einen Schnittwaren-, Leder- und Uhrenhandel betrieb. Im Jahr 1833 gab es nur eine jüdische Familie in Herzogenaurach, die zur IKG Büchenbach gehörte und dort auch die Synagoge besuchte. Bereits 1840 lebten keine Juden mehr in der Stadt, allerdings engagierten sich damals mehrere auswärtige jüdische Fabrikanten mit Filialbetrieben in der Stadt, darunter die Firma Vereinigte Fränkische Schuhfabriken des Fürther Geschäftsmannes Louis Berneis, der 1907 die Ehrenbürgerwürde der Stadt erhielt und nach dem eine Straße in Herzogenaurach benannt wurde (Berneisstraße).   

Literatur

  • Israel Schwierz: Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern. Eine Dokumentation. 2. Aufl. München 1992 (= Bayerische Landeszentrale für politische Bildung A85), S. 171.