Jüdisches Leben
in Bayern

Hausen Gemeinde

Im Dorf Hausen existierte 1699 ein Adelssitz, der als Lehen dem Kloster Fulda gehörte. Es wurde zu jener Zeit von den Freiherren von der Tann verwaltet, und in dieser Hofreite ("Schloßhof") lebten in einem Haus zwei jüdische Familien. Die Hausväter hießen Schlumm und Ampfel, außerdem beherbergten sie noch einen alleinstehenden Mann namens Sel[l]igmann; insgesamt handelte es sich um neun Personen. Dies ist die früheste Nachricht über jüdisches Leben in Hausen. Im Jahr 1715 wohnten bereits zwanzig Jüdinnen und Juden im Ort, um 1800 waren es die drei Familien von Joseph Haium, Feist Izig und Löb Haium. Die Statistiken des frühen 19. Jahrhunderts verwirren: Gemäß der sog. Montgelas-Statistik 1810/11 gab es fünf jüdische Familien, aber eine Übersicht von 1814 weiß nur von fünf Personen. Die Matrikellisten von 1817 erfassen Hausen gar nicht.

Im Jahr 1839 lebten in Hausen zwei jüdische Familien mit insgesamt neun Personen, von denen es explizit hieß, dass sie die Synagoge im nahe gelegenen Nordheim v.d.Rhön besuchten. Mit dem Umzug des Viehhändlers Simon Rosenblatt nach Nordheim nahm um 1870 die Zahl der Hausener Juden noch einmal ab, und endete 1906 mit dem Wegzug der zweiten Familie. Die dortige jüdische Gemeinschaft bildete zu keinem Zeitpunkt eine Kultusgemeinde (Kehillah) – auch wenn sie sich gelegentlich in einem privaten Wohnraum zum Gebet versammelten – sondern verstand sich als Filiale der IKG Nordheim (Jischuw). Bezeichnenderweise spricht die 1890 abgefasste Beschreibung des Friedhofs von Neustädles für das 18. Jahrhundert noch von einer "Doppelgemeinde Nordheim-Hausen", gleichwohl auch dies eine etwas freie Auslegung der bekannten Tatsachen ist, und verzichten für die Gegenwart auf den Zusatz "- Hausen" ganz.

Bevölkerung 1910

Literatur

  • Gerhard Gronauer / Hans-Christof Haas: Nordheim vor der Rhön mit Hausen. In: Wolfgang Kraus, Hans-Christoph Dittscheid, Gury Schneider-Ludorff (Hg.): Mehr als Steine… Synagogen-Gedenkband Bayern, Bd. III/2: Unterfranken Teilband 2.1. Erarbeitet von Cornelia Berger-Dittscheid, Gerhard Gronauer, Hans-Christof Haas, Hans Schlumberger und Axel Töllner unter Mitarbeit von Hans-Jürgen Beck, Hans-Christoph Dittscheid, Johannes Sander und Elmar Schwinger, mit Beiträgen von Andreas Angerstorfer und Rotraud Ries. Lindenberg im Allgäu 2021, S. 799-818, hier 801f.
  • Israel Schwierz: Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern. Eine Dokumentation. 2. Aufl. München 1992 (= Bayerische Landeszentrale für politische Bildung A85), S. 70.
  • K. statistisches Landesamt: Gemeindeverzeichnis für das Königreich Bayern. Nach der Volkszählung vom 1. Dezember 1910 und dem Gebietsstand von 1911. München 1911 (= Hefte zur Statistik des Königreichs Bayern 84), S. 233.