Hallerndorf, heute im Landkreis Forchheim, hatte im 18. und 19. Jahrhundert eine kleine jüdische Gemeinde. Die Grundherrschaft übten das Hochstift Bamberg und die Grafen Schönborn aus. Die im 18. Jahrhundert in Hallerndorf lebenden jüdischen Familien dürften ihren Schutzstatus durch die Grafen Schönborn erreicht haben. 1813 lebten drei jüdische Familien mit einem Schutzstatus am Ort. Die Matrikelaufstellung vom Juli 1822 führt vier jüdische Familien auf. Beabsichtigt war aber, zukünftig nur drei Stellen zu besetzen.
Die erste Matrikelstelle besetzte Feifel Katz, geboren 1761, der seit 1804 einen Schutzstatus der Grafen Schönborn besaß. Er war verheiratet und hatte neun Kinder. Sein Vermögen wurde auf 5000 Gulden geschätzt, einschließlich eines Hauses. Als Erwerbstätigkeit wurde angeführt: "Hausierhandel mit Schnittwaren, Spezerey, Eisen, Messing und Galanteriewaren". Von seinen größtenteils erwachsenen Kindern waren die Mädchen Mägde, zwei halfen dem Vater und einer "lernt als Metzger". Die zweite Stelle erhielt der 1768 geborene Viehhändler Samuel Katz Schatz, der seit 1798 einen Schutzstatus hatte. Von den sieben Kindern war Gottlieb als Gehilfe des Vaters eingetragen und sollte nach dem Willen der Behörde den Viehhandel übernehmen und Abraham war Schuhmacherlehrling. Das Vermögen wurde mit 1400 Gulden einschließlich eines Hauses angegeben. Die Stelle erhielt 1840 der 1795 geborenen Schnittwarenhändler Samuel Katz, ein Sohn von Feifel Katz Die dritte Stelle hatte der 1776 geborenen Joseph Katz Kaufmann, Schutzstatus seit 1804, der als Beruf "Unterhandl" angab. Seine minderjährigen sechs Kinder lebten zuhause, eine Tochter war Dienstmagd, ein Sohn Schneiderlehrling. Sein Vermögung wurde auf 250 Gulden einschließlich eines Hauses beziffert. Die vierte Stelle bekam Salomon Katz Schlammersdorfer, geboren 1756, von Beruf "Unterhändler". Seine fünf Kinder waren teilweise schon erwerbstätig. Samuel war "Schmußjud", Gottlieb Schneidergeselle und Feufel Webergeselle. Vermögen wurde keines angegeben.
In einer Aufstellung von 1847 wird Hallerndorf noch als Gemeinde aufgeführt. Es ist jedoch anzunehmen, das der Schulunterricht in einer der Nachbargemeinden gehalten wurde und Gottesdienste in einem Privathaus gefeiert wurde bzw. ebenfalls eine benachbarte Synagoge aufgesucht wurde. 1852 soll die Gemeinde noch 24 und 1875 noch 11 Mitglieder umfasst haben. 1862 und 1877 zählte die Gemeinde zum Rabbinatsbezirk Baiersdorf. Die Auflösung dürfte in den folgenden Jahren stattgefunden haben, da Hallerndorf in den Statistischen Jahrbüchern des Deutsch-Israelitischen Gemeindebundes nicht mehr erwähnt wird. Nach Israel Schwierz (*1943) erinnert noch die Flurbezeichnung "Judenfeld" an die Geschichte der Juden in Hallerndorf.
Bevölkerung 1875
Literatur
- Gesellschaft für Familienforschung in Franken / Staatliche Archive Bayerns (Hg.): Staatsarchiv Bamberg - Die 'Judenmatrikel' 1824-1861 für Oberfranken. Nürnberg 2017. Ggfs digital: Reihe A. Digitalisierte Quellen, 2 = Staatliche Archive Bayerns, Digitale Medien 4).
- Israel Schwierz: Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern. Eine Dokumentation. 2. Aufl. München 1992 (= Bayerische Landeszentrale für politische Bildung A85), S. 206.
- Klaus Guth: Jüdische Landgemeinden in Oberfranken (1800–1942). Ein historisch-topographisches Handbuch. Bamberg 1988 (= Landjudentum in Oberfranken. Geschichte und Volkskultur 1), S. 395.
- K. statistisches Bureau: Ergebnisse der Volkszählung im Königreiche Bayern am 1. Dezember 1875 [...]. München 1877 (= Hefte zur Statistik des Königreichs Bayern 36), S. 134.