Jüdisches Leben
in Bayern

Fürstenfeldbruck Gemeinde

Von 1861 bis ins 20. Jahrhundert lebten nur vereinzelt jüdische Mitbürger in Fürstenfeldbruck. Nach dem Sturz der NS-Diktatur strandeten befreite "Displaced Persons" (DPs) – sowohl jüdische wie nichtjüdische – aus den Konzentrationslagern in der US-amerikanischen Besatzungszone inkl. Bayern und wurden in DP-Lagern (Camps) oder in beschlagnahmten Privatunterkünften untergebracht. München spielte als Hauptstadt und Hauptquartier der US-Militärverwaltung eine doppelt besondere Rolle. Viele große DP-Lager entstanden im und um das Stadtgebiet, so auch in Fürstenfeldbruck. Als Verwaltungssitz einer jüdischen DP-Gemeinde diente das damalige Café Härtl in der Dachauer Straße. Wie üblich verwalteten sich die DPs unter dem gewählten Vorsitz von Theodor (Tuvia) Nemser, Schimon Mladinow und einem Herrn Cukermann größtenteils selbst. In einer Berufsschule bereiteten sich DPs auf ein neues Leben in Palästina oder anderen Ländern vor, außerdem gründeten sie den Sportverein "Makabi Fürstenfeld". Über religiöse Einrichtungen ist nichts bekannt, bei medizinischen Notfällen stand die DP-Klinik in München zur Verfügung. Bereits im Dezember 1945 lebten 137 Jüdinnen und Juden im Ort verteilt, im Februar 1947 erreichte die Gemeinde mit 299 Personen ihren Höchststand. Nach der Gründung des Staates Israel am 14. Mai 1948 wanderten die jüdischen DPs dorthin aus, andere gingen nach Amerika oder blieben im Land der Täter, wo sie sich eine neue Existenz aufbauten. Die DP-Gemeinde lichtete sich und wurde wohl im Laufe des Jahres 1951 aufgelöst. (Patrick Charell)

Bevölkerung 1910

Literatur

  • K. statistisches Landesamt: Gemeindeverzeichnis für das Königreich Bayern. Nach der Volkszählung vom 1. Dezember 1910 und dem Gebietsstand von 1911. München 1911 (= Hefte zur Statistik des Königreichs Bayern 84), S. 17.