Die Ortsherrschaft über Eibelstadt war zwischen den Reichsmarschällen von Pappenheim, der Würzburger Domprobst und das Würzburger Domkapitel aufgeteilt. Von 1583 bis zu ihrer Vertreibung 1654 existierte eine jüdische Gemeinde. Ihr Gründer war ein aus Pappenheim stammender Schutzjude namens Isaak. Dieser wurde allerdings 1590 vom Würzburger Domkapitel der Vergewaltigung seiner Magd angeklagt, woraufhin er nach Pappenheim zurück flüchtete und dort auch verstarb. Eibelstädter Schutzjuden mussten zusätzlich Frondienste zu leisten, Steuern zahlen und Wachdienste zu übernehmen.
In Eibelstadt war der jüdische Wohnbereich der sogenannte Turmhof, Dies war als früherer kaiserlicher Freihof der einzige Bereich, an dem die Pappenheimer das uneingeschränkte Herrschaftsrecht hatte. Trotzdem kam es immer wieder zu Auseinandersetzungen mit dem Würzburger Dompropst und dem Domkapitel, da diese das Ansiedelungsrecht der Juden bestritten. Die Würzburger drohten sogar mit der Verhaftung eines jeden Juden, der den Turmhof, der mitten in der Stadt lag, verlassen sollte. Diese Streitigkeiten landeten regelmäßig vor dem Reichskammergericht. 1591 datiert die Einrichtung einer Mikwe. Gegen den Betrieb der Mikwe erhob allerdings der Pfarrer wegen vermeintlicher Verunreinigung des Pfarrbrunnens Einspruch. 1603 und 1610 liegen die ersten Nachrichten über eine "Judenschule" bzw. Synagoge vor, die sich außerhalb des Turmhofes befand. Trotzdem gelang trotz aller Pressionen der christlichen Mitbürger den Mitgliedern der jüdischen Gemeinde ein sozialer Aufstieg. Götz aus Eibelstadt war der erste Jude, der 1614 aus dem Turmhof auszog und ein Haus in der Stadt erwarb.
1619 verkauften die Pappenheimer ihren Vogteianteil an das Würzburger Domkapitel. Zu dieser Zeit umfasste die jüdische Gemeinde in Eibelstadt sechs Familien. 1630 wohnten bereits 101 Personen in neun Häusern und 1639 zählte man 34 Familien. Eibelstadt war seit 1625 der Sitz des Landesrabbiners des Hochstifts Würzburg. Am Altenberg (Judenwäldchen", "Im Judenleichenhof“") hatte die Gemeinde einen eigenen Friedhof. 1620 gab es eine Anschuldigung gegen die Eibelstädter Juden, sie hätten das Weihnachtsfest durch Musik und das Singen von unziemlichen Liedern bis zum Morgen gestört. Der Jude Nathan erklärte dagegen, sie hätten Chanukka bis um 11 Uhr nachts gefeiert; das sei schon immer Brauch gewesen und auch der Pfarrer und die Beamten hätten früher mit ihnen gefeiert. 1624 beschwerte sich Pfarrer bei der Obrigkeit, dass die Juden Amulette mit hebräischen Buchstaben an Christen verkaufen würden.
Bereits die ersten Jahre des Dreißigjährigen Krieges betrafen durch Plünderungen und Einquartierungen die im Turmhof lebenden Juden. Die jüdische Gemeinde hatte 1622 eine eigene Schildwache als "Salva Guardia" für 400 Gulden verpflichtet, die sich allerdings als erstes an jüdischem Besitz vergriff. Der Gesamtschaden belief sich auf 10.000 Gulden, wozu noch 2.000 Gulden anteilig für Schäden bei Christen zu zahlen waren. Der Antrag von Götz von Eibelstadt, sich wegen der unsicheren Zeitläufte ein Viertel Jahr in Ochsenfurt aufhalten zu dürfen, wurde allerdings wegen der "Nachahmungsgefahr" anderer Juden abgelehnt. 1648 kam es dann zu einer regelrechten Plünderung des Turmhofs durch christliche Eibelstädter. Noch im 16. Jahrhundert war auch für die Juden in Eibelstadt eine Kennzeichnung an der Kleidung, etwa durch einen gelben Ring, verpflichtend, um eine "Verwechslung" mit Christen auszuschließen. Diese Kennzeichnungspflicht wurde in Eibelstadt 1623 aufgehoben. Da seit 1619 der Schutz der reichsunmittelbaren Pappenheimer fehlte, zeichnete sich das Ende der jüdischen Gemeinde ab. Die endgültige Vertreibung erfolgte dann in den 1650er Jahren. 1650 begannen die jüdischen Familien mit dem Verkauf ihrer Häuser. 1652 lebten noch sechs Familien in Eibelstadt. Das Domkapitel Würzburg setzte als letztes Datum symbolhaft den Festtag des Hl. Petrus "ad vincula", also die Befreiung des Apostels aus seinem Kerker, am 1. August 1653 fest. Teile der Gemeinde haben sich wahrscheinlich in Goßmannsdorf niedergelassen und dort das in Eibelstadt begonnene Memorbuch fortgesetzt.
Literatur
- Aubrey Pomerance: Die Memorbücher der jüdischen Gemeinden in Franken. In: Michael Brenner / Daniela F. Eisenstein (Hg.): Die Juden in Franken. München 2012, S. 95-113.
- Christoph Daxelmüller: Stadt – Land – Dorf. Anmerkungen zur jüdischen Identität in Franken vom 16. bis ins 20. Jahrhundert. In: Michael Brenner / Daniela F. Eisenstein (Hg.): Die Juden in Franken. München 2012, S. 51-68, hier S. 57-59, 65 f.
- Nathanja Hüttenmeister: Alltägliches Miteinander oder getrennte Gemeinden. Das Leben im Dorf am Beispiel der pappenheimischen Herrschaften, in: Rolf Kießling, Peter Rauscher, Stefan Rohrbacher, Barbara Staudinger (Hg.): Räume und Wege. Jüdische Geschichte im Alten Reich 1300-1800. Berlin 2007 (= Colloquia Augustana 25), S. 107-120, hier 108-112, 115, 118.
- Magnus Weinberg : Die Memorbücher der jüdischen Gemeinden in Bayern, Bd. 1. Frankfurt a. M. 1937, S. 35-47.