Jüdisches Leben
in Bayern

Ebneth Gemeinde

Unter dem Schutz der Freiherren von Seckendorff gab es in Ebneth (heute ein Ortsteil von Burgkunstadt) ein zahlenmäßig kleine jüdische Gemeinde. Nach dem Angaben bei Alemannia Judaica gab es 1780 acht jüdische Familien mit einer Frongeldzahlung von einem Gulden und 36 Kreuzer. Als Namen werdem zu dieser Zeit Ägydius Heyenblut, Moses Süssmann (möglicherweise aus Sintershausen zugezogen) und Löw Moses, zugezogen aus Criesshaben (?Kriegshaber) genannt. Außerdem sollen jüdische Buchbinder in Ebneth gelebt haben.

Die vier Matrikelstellen, die in den Matrikellisten der 1820er Jahre genannt werden. Der 1750 geborene Josel (Josef) Abraham gab als Erwerbszweig den Handel mit Lumpen und altem Eisen an. Er war zu dieser Zeit Witwer und hatte vier Kinder, die Töchter Zierla (geb. 1787) und Güdel (geb. 1800) und die Söhne Hirsch (geb. 1795) und Seligmann (geb. 1797). Am 3. April 1841 folgte ihm auf dieser Stelle der 1803 geborene Strumpfwirker Simon Mohrbach nach.

Die zweite Stelle hatte der Handelsmann David Mohrbach, geboren 1768, inne. David Mohrbach war mit der 1773 geborenen Rachel verheiratet und hatte zwei Söhne (Philipp, geb. 1800, Mitarbeit beim Vater, Seckel, geb. 1803, Handlungsdiener bei einem Kaufmann in Winklarn) und die 1807 geborene Tochter Lea. Mohrbach gab sein Vermögen mit 300 Gulden an.Ihm folgte 1838 der 1800 geborene Veit Mohrbach nach. Die Wechselmatrikel des königlich bayerischen Wechselgerichtes Bamberg zeigen, dass sich Veit Mohrbach mit seiner Handelsfirma 1839 immatrikuliert hatte. Der Geschäftsradius des Strumpfwirkers Mohrbach umfasste auch München. Der Polizey-Anzeiger von 1848 vermeldete seine Unterkunft im Gasthaus Zum Goldenen Löwen.

Die dritte Stelle besetzte Joseph Schneider, geboren 1761, Handel mit altem Eisen. Er besaß ein Viertel eines Hauses, war mit der 1764 geborenen Meila verheiratet und hatte zwei Söhne, Hajum (1804) und Seligmann (1806) und die Tochter Güdl (1801). Seligmann Schneider änderte 1834 seinen Vornamen in Simon.1834 besetzte die freie Stelle der 1804 geborene Heimann Hajum Schneider.

Die vierte Stelle besetzte der 1799 geborene Abraham Wahl, der ein Vermögen von 100 Gulden angab. Ein Verwandter dürfte Jacob Wahl gewesen sein, der 1819 sein Hausier-Handel-Patent, gültig für Landgerichte Hof und Naila, im Intelligenz-Blatt des Obermain-Kreises als verloren meldete.

An Einrichtungen der Gemeinde kann ein Betsaal in einem Privathaus vermutet werden. Die Verstorbenen wurden auf dem jüdischen Friedhof in Burgkunstadt beigesetzt.

Die Gemeinde dürfte also zu dieser Zeit sehr klein gewesen sei. 1812 gibt das Protestantisches Kirchenjahrbuch für das Königreich Baiern die Zahl von 28 jüdischen Bewohnern für Ebneth an; die Pfarr-Topographie vom Königreiche Bayern in alphabetischer Ordnung von 1830 wiederholt diese Zahlen. Die Geographische Beschreibung des Erzbisthums Bamberg von 1833 nennt die Zahl von 30 jüdischen Einwohnern bei 189 Protestanten. 1846 zählte das Erlanger Wochenblatt Sinai die jüdische Gemeinde in Ebneth noch unter den 60 jüdischen Gemeinden Oberfrankens auf.

Der Dresdener Polizeianzeiger von 1852 nennt den 52jähtigen Abraham Wahl und den 46jährigen Simon Schneider als "Juden und angebliche Galanteriewarenhändler aus Ebneth", die wegen Vagierens und Bettels aufgegriffen worden seien. Beide sind wohl identisch mit den obigen Matrikelstelleninhabern. Eventuell handelt ist um den selben Abraham Wahl, der 1852 mit dem Beruf Taglöhner in einer Anzeige im Königlich Bayerisches Intelligenz-Blatt für Oberfranken bekannt gab, dass er mit Delz Belein einen Ehevertrag geschlossen habe.

Bereits 1867 wird im Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern zwar eine Einwohnerzahl von 219 angegeben, aber keine jüdischen Einwohner mehr aufgeführt. Ebenfalls 1867 führt das Adressbuch aller Länder der Erde der Kaufleute, Fabrikanten, Gewerbtreibenden, Gutsbesitzer für Burgkunstadt und Ebneth keinen der bekannten Namen mehr auf. Eventuell hat sich der Auflösungsprozess der Gemeinde durch Wegzug bereits zu diesem Zeitpunkt beschleunigt.

 

Literatur

  • Gesellschaft für Familienforschung in Franken / Staatliche Archive Bayerns (Hg.): Staatsarchiv Bamberg - Die 'Judenmatrikel' 1824-1861 für Oberfranken (gff digital, Reihe A: Digitalisierte Quellen, 2 = Staatliche Archive Bayerns, Digitale Medien, 4), Nürnberg 2017
  • Dippold, Günter: Eine jüdische Gemeinde im ritterschaftlichen Dorf. Beiträge zur Geschichte der Juden in Redwitz. In: 750 Jahre Redwitz und Unterlangenstadt. Geschichte und Geschichten. Trainau 2000. S. 148-149
  • Pfreudner, Hans : Materialien zur Geschichte der Juden in Burgkunstadt und Umgebung. Burgkunstadt 1989.

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