
In der Pfarrkirche von Uissigheim hat sich das Epitaph von Ritter Arnold (III.) d. J. erhalten, höchstwahrscheinlich der Initiator und erste Anführer der sog. Armleder-Verfolgung 1336-1338. Sein Kampfname "König Armleder" bezog sich wohl auf eine günstige Lederrüstung und wurde später zu einem Pseudonym für die Hauptleute des Aufstands. Die "Armleder-Verfolgungen" waren eine Aufstandsbewegung niederer Stände. Vom 29. Juli 1336 bis März 1338 verübte ein plündernder Mob von "Judenschlägern" im Südwesten des Heiligen Römischen Reiches schwere Massaker an jüdischen Gemeinden. Arnold von Uissingheim wurde posthum zum frommen, heiligen Edelmann verklärt, war jedoch ein überschuldeter und von seinem Besitz verbannter Raubritter.
Das steinerne Epitaph stand ursprünglich in der Mitte des Kirchenschiffs, was an die Schaugräber von kanonisierten Heiligen erinnert. Später wurde es in die Südwand eingelassen, weil es durch seine Größe den Ablauf der Gottesdienste behinderte. Der von 1691 bis 1696 hier amtierende Pfarrer Pater Josephus Hartmann, später Abt von Bronnbach, ließ den Stein aufheben und an die Epistelseite versetzen, weil er bei Prozessionen hinderte. Dabei gingen die heute fehlenden Stücke, die 1639 gelegentlich einer Reparatur der Kirche durch einen herabfallenden Balken abgeschlagen worden waren, verloren. Ungewöhnlich ist auch die vollplastische Ausführung des Epitaphs und ihre drastische Gestaltung: Ritter Arnold von Uissingheim nimmt die übliche frontale Ruhestellung ein, umgeben von seinem Wappenschild und dem Helm mit Helmzierde. Allerdings sind seine Hände gefesselt, an seiner Seite ist die Schwertschneide leer. An den Unterarmen trägt er lederne Armschienen. Eine kleine Figur führt den Schwertstreich, der den Kopf vom Hals trennt.
Gemäß der Chronik des Klosters St. Peter in Erfurt wurde "König Armleder" von einem Würzburger Aufgebot vor (Klein-)Ochsenfurt gestellt, geschlagen und gefangen genommen. Nach seinem Prozess wurde er in Kitzingen am 14. November 1336 mit dem eigenen Schwert hingerichtet, ein besonderer Gunstbeweis für Adelige. Diese und andere zeitgenössische Quellen deuten das Geschehen jedoch um: Der Ritter habe auf eine Blapshemie der Juden in Rothenburg reagiert und habe sozusagen im göttlichen Zorn gehandelt. Nur durch die Bestechung von Arnolds Lehensherrn Gottfried von Hohenlohe hätten diese es erreicht, dass der Ritter ergriffen und das Pogrom beendet wurde. Nach der Erfurter Chronik sollen sich am Grabe des Ritters Wunder ereignet haben. In diesen Kontext gehört auch eine volkstümliche Sage, wonach Arnold von Juden ermordet worden sei, worauf sich an seinem Grabe schon nach kurzer Zeit Wunder ereignet hätten. Unterhalb des Grabsteines befand sich bis 1757 der 'Arnolds-Kasten', in den die Bauern von ihren Früchten opferten, um von ihrem Vieh Seuchen und andere Krankheiten abzuwenden.
Bilder
Adresse / Wegbeschreibung
Röm.-Kath. Pfarrkirche St. Laurentius, 97900 Külsheim
Literatur
- Klaus Arnold: Die Armledererhebung in Franken 1336. In: Mainfränkisches Jahrbuch für Geschichte und Kunst Jg. 26 (1974), S. 35-62.