Der ältere Teil des jüdischen Friedhofs befand sich am Ortsrand an der Straße nach Weißenburg/Treuchtlingen auf der rechten Seite. Er besteht seit dem Mittelalter und entstand wohl Mitte des 14. Jahrhunderts. Beisetzungen lassen sich seit 1579 nachweisen, die erhaltenen Grabsteine stammen aus dem 17./18. Jahrhundert. Im Jahr 1820 wurde der Friedhof durch ein links der Straße gelegenes Grundstück erweitert. Die Begräbnisstätte wurde in der NS-Zeit durch Schändungen und den Ausbau der Straße massiv beschädigt. Mit Unterstützung der LEADER-Förderung fand eine digitale Bestandsaufnahme des Friedhofes statt, auf deren Basis das Landesamt für Denkmalpflege bis Ende 2023 die Grabsteine reinigen und neu fotografieren konnte.
Lage: Am Ende der Stadt in Richtung Weißenburg/Treuchtlingen an einem steilen Berghang.
Größe: 3441 qm; Steinmauer an der Straßenseite.
Alter: Friedhof rechts der Straße (stadtauswärts) aus dem 14. Jahrhundert (?). Juden in Pappenheim sind 1314 und 1330 bezeugt; ob es sich beim mittelalterlichen Friedhof um den alten Teil des heutigen Geländes handelt, kann nicht mit Sicherheit entschieden werden. Beisetzungen führte man nachweislich seit 1579 durch.
Einzugsbereich: Berolzheim, Ellingen, Gundelsheim, Regensburg (bis 1822) und Treuchtlingen.
Beerdigungen: Viele beschädigte Grabsteine des 17. und 18. Jahrhunderts; die älteste lesbare Grabinschrift stammt von 1687.
Dokumentation: Mit Unterstützung der LEADER-Förderung unternahm das Landesamt für Denkmalpflege 2023 eine digitale Bestandsaufnahme des Friedhofes.
Lage: Links der Straße nach Weißenburg/Treuchtlingen.
Größe: 1792 qm; an drei Seiten Steinmauer, steinerner Torbogen mit dem originalen Holztor.
Alter: Das Gelände kam um 1820 zur alten Anlage hinzu, von dieser durch einen Weg getrennt, der 1938 erweitert wurde (Bürgermeister-Rukwid-Straße,
Einzugsbereich: Weimersheim, Eichstätt, Regensburg
Beerdigungen: Im hinteren Teil ältere und neuere Grabsteine seit der Zeit um 1825, die teilweise nur als Kleinbruchstücke erhalten sind.
Besonderheiten: Tahara-Haus.
Schändungen: Der Friedhof wurde im November 1938 fast völlig zerstört, die Grabsteine von den Stadtbewohnern als Baumaterial verwendet. Der Weg, der den neueren vom älteren Friedhof trennte, wurde ausgebaut (Bürgermeister-Rukwid-Straße); 1940 wurden auf dem Gelände drei Baracken errichtet und die restliche Fläche als Spielplatz profaniert. 1950 mussten die Baracken auf Veranlassung von Dr. Philipp Auerbach entfernt, einzelne, noch vorhandene Grabsteinreste auf den Friedhof zurückgebracht und ein Gedenkstein mit folgendem Text aufgestellt werden: "G’ottes Acker, Deine Frucht heiße Friede. Israelitischer Friedhof seit dem 11. [sic!] Jahrhundert".
Dokumentation: Mit Unterstützung der LEADER-Förderung unternahm das Landesamt für Denkmalpflege 2023 eine digitale Bestandsaufnahme des Friedhofes.
Bilder
Adresse / Wegbeschreibung
Bürgermeister-Rukwid-Straße, 91788 Pappenheim
Vom Rathaus aus über die Altmühlbrücke, dann der Bürgermeister-Rudwick-Straße folgen. Nach ca. 200m biegt sie in Richtung Weißenburg zur B 2 ab. Ungefähr 100m hinter der Biegung liegen links und rechts der Straße die beiden (!) Friedhöfe.
Literatur
- Christoph Sabatzki: Für alle Zeiten. Aktuelle Konservierungsstrategien zu Grabsteinen auf jüdischen Friedhöfen in Bayern. In: Denkmal Information Bayern 181 (2023), S. 20-25.
- Lothar Mayer: Jüdische Friedhöfe in Mittel- und Oberfranken. Petersberg 2012, S. 146-151.
- Wolfgang Kraus, Berndt Hamm, Meier Schwarz (Hg.): Mehr als Steine... Synagogen-Gedenkband Bayern, Band 2: Mittelfranken. Erarbeitet von Barbara Eberhardt, Cornelia Berger-Dittscheid, Hans-Christof Haas und Angela Hager unter Mitarbeit von Frank Purrmann und Axel Töllner mit einem Beitrag von Kartin Keßler, Lindenberg i. Allgäu 2010, S. 522-534.
- Theodor Harburger: Die Inventarisation jüdischer Kunst- und Kulturdenkmäler in Bayern, hg. von den Central Archives for the History of the Jewish People, Jerusalem, und dem Jüdischen Museum Franken – Fürth & Schnaittach, Bd. 3. Fürth 1998, S. 645-656.
- Michael Trüger: Jüdische Friedhöfe in Bayern (5) [Höchberg, Reckendorf, Pappenheim, Rothenburg o.d.T.]. In: Der Landesverband der Israelit. Kultusgemeinden in Bayern 9, Nr. 61 (März 1994), S. 19f.
- Israel Schwierz: Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern. Eine Dokumentation. 2. Aufl. München 1992 (= Bayerische Landeszentrale für politische Bildung A85), S. 184f.
- Germania Judaica I, 265-266; II, 2, S. 644-645; III, 2, S. 1084-1086.
Weiterführende Links
- Die jüdischen Friedhöfe von Pappenheim (Jüdisch Historischer Verein Augsburg)
- Friedhöfe Pappenheim (Jüdische Friedhöfe)
- Jüdische Friedhöfe Pappenheim im virtuellen Stadtrundgang (Stadt Pappenheim)
- Jüdische Friedhöfe Pappenheim (Landesverband Israelitischer Kultusgemeinden in Bayern)
- Jüdische Friedhöfe Pappenheim (Zentralarchiv zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland)
- Jüdischer Friedhof Pappenheim (Bayerischer Denkmal-Atlas)