Der jüdische Friedhof liegt etwa einen Kilometer westlich des Ortes in Richtung Obbach am Waldrand rechts der Straße. Er hat eine Größe von 8360 qm und wurde 1672 angelegt. Es sind fast 1200 Grabsteine erhalten. Die letzte Beerdigung erfolgte 1940.
Lage: Ca. 1 km westlich des Ortes in Richtung Obbach am Waldrand rechts der Straße.
Größe: 8360 qm. Der Friedhof ist in vier große Felder aufgeteilt: eine etwa 1200 qm große Fläche ohne Grabsteine beim Eingang, dahinter dichte Reihen von Grabsteinen. Rechts vom Eingang befindet sich der älteste Teil, während die beiden hinteren Abteilungen jüngeren Datums sind.
Alter: 1672. Einer Eintragung im Euerbacher Zinsbuch zufolge verkaufte der Euerbacher Dorfherr Adam Ulrich von Steinau am 31. Juli 1672 einen Acker an der Hasenklinge außerhalb des „Euerbacher Wäldchens“ an die Judenschaft des Ortes zur Einrichtung eines Begräbnisplatzes. 1734 erwarben die Juden einen halben Morgen Land von Hans Georg Böhm für 25 Gulden zur Vergrößerung des Friedhofs; zusätzliche Erweiterungen erfolgten 1835 um ein Viertel Morgen Land sowie 1936. Die Beerdigungsgebühr für einen Erwachsenen betrug zwölf, für ein Kind 6 Batzen. Auf dem Gelände des zerstörten historischen Friedhofs in Schweinfurt gefundene Knochen setzte man 1897 in Euerbach bei. Obwohl sich die Jüdische Gemeinde Euerbach Ende des 19. Jahrhunderts aufzulösen begann, wurde der Friedhof weiterhin von anderen Orten benutzt.
Einzugsbereich: Euerbach, Geldersheim, Kötzberg, Obbach, Niederwerrn und Schweinfurt (bis 1874).
Beerdigungen: 1171, darunter sehr viele kunstvoll gearbeitete Grabsteine sind erhalten. Beerdigungen nahm man bis 1940 vor.
Besonderheiten: Die Überreste eines 1807 erbauten Tahara-Hauses sind rechts des Eingangs erkennbar; der Zeitpunkt des Abrisses oder der mutwilligen Zerstörung kann nicht mehr ermittelt werden. Erste Aufzeichnungen einer Chewra Kaddischa stammen aus dem Jahr 1703. Bei den älteren Bewohnern von Euerbach heißt der Friedhof noch heute „Bsoulum“, abgeleitet vom hebräischen bes aulom (beth olam: „Haus der Ewigkeit).
Schändungen: Im November 1938 durch die Hitlerjugend. Am 12. Juli 1939 wurde der Leichenwagen der Chewra Kaddischa von Obbach und Niederwerrn von Unbekannten in Euerbach verbrannt.
Fotodokumentation "Steinerne Zeugnisse":
Israel Schwierz hat uns großzügigerweise die Originalfotografien zu seiner 1988 erschienenen Dokumentation „Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern“ überlassen. Dafür gilt ihm unser großer Dank. Diese Fotografien stellen gerade im Hinblick auf die in vielen Fällen in den letzten 25 Jahren sehr rasch fortgeschrittene Verwitterung der Grabsteine eine wertvolle Quelle dar.
Bilder
Adresse / Wegbeschreibung
97502 Euerbach
Euerbach in Richtung Obbach verlassen, ca. 200m hinter dem Ortsausgang rechts abbiegen und dem weißen Hinweisschild "Judenfriedhof" [sic] folgen.
Literatur
- Lothar Mayer: Jüdische Friedhöfe in Unterfranken. Petersberg 2010, S. 52-55.
- Theodor Harburger: Die Inventarisation jüdischer Kunst- und Kulturdenkmäler in Bayern, hg. von den Central Archives for the History of the Jewish People, Jerusalem, und dem Jüdischen Museum Franken – Fürth & Schnaittach, Bd. 2. Fürth 1998, S. 180f.
- Michael Trüger: Jüdische Friedhöfe in Bayern (17) [Burghaslach, Euerbach, Fischach, Fellheim]. In: Der Landesverband der Israelit. Kultusgemeinden in Bayern 11, Nr. 74 (Oktober 1997), S. 22-24.
- Israel Schwierz: Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern. Eine Dokumentation. 2. Aufl. München 1992 (= Bayerische Landeszentrale für politische Bildung A85), S. 55f.
Weiterführende Links
- Jüdischer Friedhof Euerbach (Landesverband Israelitischer Kultusgemeinden in Bayern)
- Jüdischer Friedhof Euerbach (Alemannia Judaica)
- Jüdischer Friedhof Euerbach (Zentralarchiv zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland)
- Jüdischer Friedhof (Gemeinde Euerbach)
- Jüdischer Friedhof (Bayerischer Denkmal-Atlas)