
Der jüdische Friedhof Bechhofen liegt auf einer Anhöhe nordwestlich des Ortes. Mit 16510 qm ist Bechhofen einer der größten jüdischen Friedhöfe Bayerns. Der Jude Isaak von Bechhofen (Ahnherr der Familie Bechhöfer), gründete auf einem Grundstück der Familie von Seckendorff einen Friedhof, der nach dem Jahr 1589 auch von der jüdischen Gemeinde Gunzenhausen genutzt wurde. Der älteste erhaltene Grabstein ist von 1602. Im Laufe der Zeit und nach sechs Erweiterungen, der letzten im Jahr 1910, entwickelte er sich zum größten Bezirksfriedhof innerhalb des markgräflichen Territoriums. Der Markgraf Wilhelm Friedrich von Brandenburg- Ansbach verfügte 1706 dass die Juden aus insgesamt 16 umliegenden Orten ihre Toten in Bechhofen zu begraben hatten, darunter Ansbach bis 1820, Gunzenhausen bis 1870, Altenmuhr (heute Muhr am See), Leutershausen, Jochsberg, (also bis kurz vor Rothenburg), Dennenlohe, Cronheim, Wassertrüdingen bis Heidenheim am Hahnenkamm. Der Friedhof ist heute im Besitz des Landesverbandes der Israelitischen Kultusgemeinden in Bayern, München.
Lage: Anhöhe nordwestlich des Ortes.
Größe: 16510 qm; Bechhofen ist einer der größten jüdischen Friedhöfe Bayerns. Massive Steinmauer rund um den Friedhof, eisernes Haupttor rechts der Straße; dahinter befindet sich ein altes steinernes Wasserbecken.
Alter: 16. Jahrhundert; ältester erhaltener Grabstein des Chaim ben Isaak von 1602. Von 1607 stammt der Grabstein des David Brendel aus Gunzenhausen.
Einzugsbereich: Bis zu 15 Gemeinden bestatteten ihre Verstorbenen in Bechhofen, darunter Altenmuhr (bis 1906), Ansbach, Colmberg, Cronheim, Gunzenhausen, Heidenheim, Herrieden, Jochsberg, Leutershausen, Treuchtlingen, Wassertrüdingen, bis diese, so etwa Gunzenhausen 1875, eigene Friedhöfe einrichteten.
Beerdigungen: Mehr als 8000 Menschen fanden auf dem Friedhof ihre letzte Ruhestätte. Der älteste Grabstein (Reb Jacob ben Izchak) stammt aus dem Jahr 1602. Nach einer Vermessung vom November 2006 existieren noch 2223 stehende Grabsteine, darunter mehrere Rabbinergräber. Viele sehr alte Grabsteine befinden sich auf der linken Friedhofsseite. Die Anzahl der erhaltenen Gräber hat sich im Jahr 2013 auf 2394 Grabsteine erhöht. Zu verdanken ist dies der Restaurierungs- und Dokumentationsarbeit von Ruth und Aharon Bruck (s. Dokumentation).
Besonderheiten: Taharahaus 1938 niedergebrannt. 1749 schrieb Rabbi Eliezer, Sohn des Uri Schraga, die Statuten für die am Ort tätige Chewra Kaddischa Gemilut Chassadim.
Schändungen: Seit den 1920er Jahren. 1923 wurden zwölf alte Grabsteine zertrümmert; weitere Schändungen erfolgten zwischen 1939 und 1945.
Dokumentation: Das Ehepaar Ruth und Aharon Bruck aus Jerusalem hat in vierjähriger Arbeit 2394 Grabsteine des jüdischen Friedhofs von Bechhofen fotografiert, die noch lesbaren Inschriften dokumentiert und die hebräischen Texte übersetzt. An der Finanzierung des Projekts haben sich der Bezirk Mittelfranken, der Landkreis Ansbach, der Frankenbund und weitere Sponsoren beteiligt. Im Auftrag der Gruppe Ansbach des Frankenbundes e.V. wurde 2013 eine 100-seitige Broschüre publiziert, die 55 ausgewählte Grabsteine dokumentiert (s. Literatur). Auf der zugehörigen Website wird die gesamte Dokumentation zugänglich gemacht. Etwa 2300 Grabsteine sind hier dokumentiert und die Inschriften transkribiert. Seit 2017 gibt es ein Kooperationsprojekt "Spuren jüdischen Lebens in Westmittelfranken". Hier arbeiten die Lokalen Aktionsgruppen (LAGs) Region Landkreis Fürth, Region Aischgrund, Region an der Romantischen Straße und Region Hesselberg, bei der der Markt Bechhofen Mitglied ist, zusammen. Im Rahmen dieses Projektes werden sichtbare Spuren der jüdischen Geschichte im gesamten Projektgebiet zusammengetragen und aufgearbeitet. Dadurch wird die Geschichte des Friedhofs erfasst, Hintergründe der Verstorbenen erhoben und ein Ausgangspunkt für die Erforschung der sozial-historischen Geschichte der jüdischen Gemeinden in der Region geschaffen. Das Salomon Ludwig Steinheim-Institut für deutsch-jüdische Geschichte an der Universität Duisburg-Essen übernahm den Auftrag. Die Grabsteine werden inventarisiert, dokumentiert und dauerhaft in der Datenbank Epidat zugänglich gemacht.
Fotodokumentation "Steinerne Zeugnisse":
Israel Schwierz hat uns großzügigerweise die Originalfotografien zu seiner 1988 erschienenen Dokumentation "Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern" überlassen. Dafür gilt ihm unser großer Dank. Diese Fotografien stellen gerade im Hinblick auf die in vielen Fällen in den letzten 25 Jahren sehr rasch fortgeschrittene Verwitterung der Grabsteine eine wertvolle Quelle dar.
Bilder
Adresse / Wegbeschreibung
91572 Bechhofen
Nördlich aus Bechhofen auf der Ziegelstraße, nach Ortsende die erste Abzweigung links.
Literatur
- Frankenbund e.V. – Gruppe Ansbach (Hg.): Der jüdische Friedhof Bechhofen an der Heide, Ansbach 2013.
- Lothar Mayer: Jüdische Friedhöfe in Mittel- und Oberfranken. Petersberg 2012, S. 44-49.
- Theodor Harburger: Die Inventarisation jüdischer Kunst- und Kulturdenkmäler in Bayern, hg. von den Central Archives for the History of the Jewish People, Jerusalem, und dem Jüdischen Museum Franken – Fürth & Schnaittach, Bd. 2. Fürth 1998, S. 108-111.
- Michael Trüger: Jüdische Friedhöfe in Bayern (6) [Baiersdorf, Unsleben, Ermreuth, Bechhofen]. In: Der Landesverband der Israelit. Kultusgemeinden in Bayern 9, Nr. 62 (Juni 1994), S. 13-14, hier S. 14.
- Israel Schwierz: Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern. Eine Dokumentation. 2. Aufl. München 1992 (= Bayerische Landeszentrale für politische Bildung A85), S. 154.
Weiterführende Links
- Jüdischer Friedhof Bechhofen (Frankenbund e.V.)
- Dokumentation der Grabsteine (Epidat)
- Jüdischer Friedhof Bechhofen (Bayerischer Denkmal-Atlas)
- Jüdischer Friedhof Bechhofen (Alemannia Judaica)
- Jüdischer Friedhof Bechhofen (Landesverband Israelitischer Kultusgemeinden in Bayern)
- Jüdischer Friedhof Bechhofen (Zentralarchiv zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland)