Zeitzeugen berichten

Dr. Uli Otto Lehrer, Musiker, Widerstandsaktivist gegen die WAA Wackersdorf

Signatur
zz-1731.02
Copyright
Haus der Bayerischen Geschichte (Georg Schmidbauer M.A.)
Referenzjahr
1986

Im hier gezeigten Ausschnitt berichtet Dr. Uli Otto über den Hintergrund des WAA-Folkfestivals 1986 und die teilnehmenden Musikgruppen und Künstler.

Dieser Clip ist Teil des folgenden Interviews:

Thematisches Zeitzeugeninterview mit Dr. Uli Otto, aufgenommen am 28.07.2016 in Regensburg, über den musikalischen Widerstand gegen den Bau der WAA in Wackersdorf, die Deutsch-Folk-Gruppe „Anonym“, die Atmosphäre im Hüttendorf im Dezember 1985, das WAA-Folkfestival 1986, das Klassikfestival im Oktober 1986, seine Teilnahme am Erörterungstermin zur Teilerrichtungsgenehmigung für die WAA und die Folgen seines Protests.

Biogramm

Uli Otto wurde 1949 in Bayreuth in Oberfranken geboren und wuchs in Weiden in der Oberpfalz auf. Er absolvierte in Regensburg ein Lehramtsstudium in den Fächern Deutsch, Geschichte und Sozialkunde und promovierte anschließend in Freiburg zum Thema „Lieder und Karikaturen des Vormärz und der 48er-Revolution“. Zurück in Regensburg arbeitete er freiberuflich in der Erwachsenenbildung, dem Volkslieder-Archiv des Bezirks Oberpfalz und als Autor. Außerdem unterrichtet er als Deutschlehrer Zuwanderer. In den 1980er-Jahren gründete er in Regensburg die Deutschfolkgruppe „Anonym“, die historisch-politisches Liedgut zur Aufführung brachte. Während der Bauarbeiten der WAA in Wackersdorf trat diese Musikgruppe auf, um auf musikalische Weise den Widerstand gegen die WAA zu unterstützen.

Inhalte

Geboren 1949 in Bayreuth – Kind heimatvertriebener Eltern – Vater Leiter der Musikschule in Weiden – Kindheit und Jugend in Weiden in der Oberpfalz – Entdeckung der Liverpool-Szene in den 1960er-Jahren – Gründung einer Beat-Gruppe – Inspiration: Lieder der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung – Verbindung von Musik und politischem Engagement – Festivals auf der Burg Waldeck in den 1960er-Jahren – Stars der 1960er-Jahre – Wechsel von Beat-Gruppe zur Gitarre – Irish Folk-Szene Anfang der 1970er-Jahre – Deutsch-Folk-Revival 1975 – Studium in Regensburg – Gründung der ersten irischen Gruppe in Regensburg – Gründung einer Deutsch-Folk-Gruppe – Thema der Zulassungsarbeit in Geschichte: Lieder der 1848er-Revolution – Staatsexamen – Promotion in Freiburg bei Professor Rolf Wilhelm Brednich zum Thema: „Lieder und Karikaturen des Vormärz und der 48er-Revolution“ – Freiberufliche Tätigkeit in der Erwachsenenbildung in Regensburg und dem Volkslieder-Archiv Bezirk Oberpfalz – Freiburg als Zentrum des deutschen Folk-Revivals (Standort des Volksliederarchivs) – Heirat 1979 – Geburt der Tochter 1980, Geburt des Sohns 1982 – Angst um die Zukunft der Kinder durch Bauvorhaben der WAA (Atomare Wiederaufarbeitungsanlage) in Wackersdorf – Gründung der Gruppe „Anonym“ 1979 – Pädagogischer Anspruch hinter den Liedtexten – Auftritte bei Bürgerinitiativen und Wahlveranstaltungen – Auftrittsorte – Kennenlernen anderer Musikgruppen – Engagement gegen den Bau der WAA in Wackersdorf – Widerstand der Künstler – Motive der Gruppe „Anonym“ – Unterstützung des Prozesskostenhilfefonds – Zusammenarbeit mit anderen Künstlern – Kostenlose Konzerte – Zeitaufwand des Widerstands – Arbeit als Autor – Atmosphäre beim Auftritt im Hüttendorf 1985 – Repertoire der Musikgruppen: teilweise 90% Anti-WAA-Lieder – Lieder-Repertoire der Gruppe „Anonym“: traditionelle Lieder – Einbettung des Liedes „Entlaubet ist der Walde“ in den Kontext „Waldsterben“ – Instrumentalmusik – Musik wurde im Kontext der WAA zur „politischen Musik“ – Historisch-politische Liedtexte – „Bei einer Pfeiftabak, bei einer guten Pfeiftabak und einem Glase Bier politisieren wir.“ – Vorwürfe seiner Generation gegenüber des Verhaltens der Eltern im "Dritten Reich" – Selbstauferlegte Pflicht zum Handeln – Atmosphäre im Hüttendorf im Dezember 1985 – „Widerstand kann Freude machen.“ – Einbindung der Kinder im Widerstand – Alltag bei den Demonstrationen gegen die WAA in Wackersdorf – Ehefrau kannte Schleichwege – Besuche beim Franziskus-Marterl – „Gefühl der Hilflosigkeit“ während der Baumrodung – Einbindung der Kinder bei Spaziergängen außerhalb des Zentrums – Aktivität der Ehefrau bei den Müttern gegen Atomkraft – Ablauf der Sonntagsspaziergänge – Solidarität als Stadtbewohner mit den Anwohnern vor Ort – Verschiedene Meinungen der Oberpfälzer Bevölkerung – Die „Ohnemichels“ – „Die Demonstranten hatten Vertrauen in die Demokratie.“ – Hintergrund des WAA-Folkfestivals 1986 – Verärgerung der Demonstranten beim Tag der Musik der Regensburger Schulen – Leserbrief: „Radioaktivität macht vor der Lederhose nicht Halt.“ – Organisation des WAA-Folkfestivals – Teilnehmende Musikgruppen und Künstler beim WAA-Folkfestival – „Die Crème de la Crème der damaligen Gruppen“ – Charakter des WAA-Folkfestivals – Beteiligte Gruppen und Personen bei der Organisation – Festivalzeitpunkt: unmittelbar nach Nuklearkatastrophe von Tschernobyl (26.04.1986) am 03./04.05.1986 – Verhalten der Polizei im Vorfeld und während des Festivals – Eintrittspreis von 5 D-Mark – „Gefühl der Solidarität.“ – Ca. 40.000 Besucher – Bedeutung des Arbeitskreises Kultur – Regensburger Bürgerfest gegen Autobahnpläne Anfang der 1970er-Jahre – Hintergrund des Klassikfestivals – Teilnehmende Künstler beim Klassikfestival – Veranstaltungsort Dreieinigkeitskirche in Regensburg – Klassikfestival im Oktober 1986 – Politischer Charakter des Klassikkonzerts – Thema: „Die Bedrohung der Schöpfung durch die WAA.“ – WAAhnsinns-Festival – Neben den Festivals: viele musikalische Einzelaktionen gegen den Bau der WAA – Aktion der Lebenslaute-Leute (Klassikmusiker) und das Prozessurteil – Einfluss des musikalischen Widerstands – Event-Charakter – Ziel der Wiederbelebung einer Traditionskultur aus den Bauernkriegen und dem Vormärz bis heute – Sammlung „Deutsche Volkslieder demokratischen Charakters“ aus sechs Jahrhunderten – Erörterungstermin zur Teilerrichtung der WAA – Protest gegen das Teilnahmeverbot von Schülern am Erörterungstermin (Mitnahme der Tochter zum Termin) – Bußgeld: Vorwurf seitens des Kultusministeriums: Verstoß gegen das Schulpflichtgesetz – Haltung der Regensburger Bevölkerung zur Errichtung der WAA – Bürgerinitiative Biwak – Risse durch die Familien – Haltung der bayerischen Staatsregierung zum Thema WAA – CSU als Auslöser des Unmuts – Haltung Salzburgs zum Thema der WAA – Teilnehmende Künstler bei den Kulturtagen gegen die WAA in Salzburg – Boykott der Salzburger Festspiele durch Ministerpräsident Franz Josef Strauß (CSU) – Auswirkungen des Todes von Franz Josef Strauß im Oktober 1988 auf die Planung der WAA – Gewinnchancen der Demonstranten 1986 – Zwei Seiten im Streit um die WAA – Bedeutung des musikalischen Widerstands im Gesamtkontext – Reaktion auf die Verkündung des Baustopps am 31.05.1989 – Zeitaufwand der Widerstandsaktivität – Projekte nach dem Widerstand gegen die WAA – Atomkraftthema im Hintergrund bis Fukushima (Nuklearkatastrophe ab dem 11.03.2011) – Persönliche Prägung durch Widerstandszeit – Bis heute keine Entschuldigung durch die Politik – Zufrieden mit Erfolg in Anti-Atombewegung – Persönliches Bild von Bayern – „Ein Kind von Heimatvertriebenen“ – Authentische Menschen – Missfallen an Bayernklischees – Kein Bezug zu Nationalstolz oder „mia san mia“ – „Dummheit und Stolz wachsen aus einem Holz.“ – Unzufriedenheit mit den Wahlergebnissen in Bayern – Bild von Bayern im Ausland – Liebe zur Stadt Regensburg – Meinung zum Umgang mit Flüchtlingen und Asylbewerbern heute – Arbeit mit Zuwanderern als Lehrer.

Daten

Art:
Thematisches Zeitzeugeninterview
Dauer:
0:45 h
Aufnahmedatum:
28.07.2016
Sprache:
deutsch
Aufnahmeteam:

Interview: Georg Schmidbauer M.A.

Kamera: Georg Schmidbauer M.A.