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Dieser Clip ist Teil des folgenden Interviews:
Thematisches Interview der Journalistin und Historikerin Dr. Heike Bretschneider mit P. Paulus Engelhardt, geführt 1987, über die katholische Friedensbewegung (nur Ton).
Biogramm
Paulus Maria Engelhardt OP wurde 1921 als Wolfgang Erasmus Engelhardt in Berlin geboren. Er legte am 31.03.1949 seine Profess im Predigerorden ab und nahm den Ordensnamen Paulus an. Zum Priester geweiht wurde er am 26.07.1947. 1953 wurde er mit einer Dissertation über "Die Wahrheit in der Einheit und Entzweiung. Problemgeschichtliche Untersuchungen über das Wesen die Wahrheit im Denken des Altertums und Mittelalters" an der Universität Freiburg im Breisgau promoviert. Engelhardt lehrte u.a. an der Ordenshochschule in Walberberg und an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Münster. Großes Engagement setzte er in die Versöhnungsarbeit mit den Juden, vor allem mit der katholischen Friedensbewegung Pax Christi. Er erhielt vom Orden der Predigerbrüder die größte Auszeichnung für Wissenschaftler, den Titel "Magister in sacra theologia". 2014 verstarb P. Paulus Engelhardt in Düsseldorf.
Schriften (Auswahl): Max Josef Metzger. Bruder Paulus, Meitingen und Freising 1980; Thomas von Aquin. Wegweisungen in sein Werk, Leipzig 2005.
Inhalte
tobre 101:
Mutter jüdischer Herkunft, nach dem Krieg ist für ihn die deutsch-israelische Versöhnung besonders wichtig. Mit Pax Christi nimmt er 1958 an der Friedenswallfahrt in die Bretagne teil, Kontakt mit der französischen Arbeiterpriester-Bewegung.
Seit den 1960er-Jahren schrieb Pater Paulus politisch-ethische Beiträge zur Friedensforschung. Er kam in das Pax Christi-Präsidium. Pax Christi war in den Anfängen eine Bewegung, die beten wollte für den Frieden, die Versöhnungsarbeit leistete, aber doch noch an den Strukturen des bundesrepublikanischen Katholizismus festhielt.
1966 wurde der Bensberger Kreis gegründet auf Initiative von Walter Dirks, allmähliche Politisierung von Pax Christi, dazu trug auch die Studentenbewegung bei.
tobre 102:
Über das Bischofswort vom April 1983, das von der „Noch-Tolerierbarkeit“ der atomaren Abschreckung sprach. Die Delegierten-Versammlung von Pax Christi im Oktober 1983 erklärte, die Frist der „Noch-Tolerierbarkeit“ sei abgelaufen.
Pater Paulus Engelhardt trat der Initiative „Ordensleute für den Frieden“ bei, die 1983 gegründet wurde. Mit seinen Glaubensbrüdern errichteten sie ein Zeltlager in Hasselbach/Hunsrück am Stationierungsort der Cruise Missiles. Dort, bei der ökumenischen Eucharistiefeier, gewann er die Zuversicht, „dass das Ohnmachtsgefühl den Todesmächten gegenüber für den Glaubenden nicht das letzte Wort ist.“
Über die Stellung der Katholischen Kirche zur Frage der Kriegsdienstverweigerung. 1956 sprach sie noch „vom schuldlos irrenden Gewissen“, das geschützt werden müsse. Erst die Bischofskonferenz 1970 erkannte die Kriegsdienstverweigerung als moralische Entscheidung an.
tobre 103:
über die Aktion Sühnezeichen – Friedensdienste, die seit 1969 auch in Israel arbeitet. Soziale Arbeit wird auch als Friedensdienst verstanden.
Pater Paulus Engelhardt vermisst ein eindeutiges Schuldbekenntnis der katholischen Kirche zu ihrer Haltung im „Dritten Reich“. Pax Christi verfasste zusammen mit dem Bund der Deutschen Katholischen Jugend 1985 ein solches Schuldbekenntnis.
Er spricht über die Kapitalismuskritik innerhalb der Katholischen Kirche, auch Gedanken zur Befreiungstheologie. Utopien – wie z.B. zu einer föderativen Weltinnenpolitik – müssten ausgearbeitet werden.
tobre 104:
Über Pater Stratmanns Werk „Weltkirche und Weltfrieden“ und dessen „10 Bedingungen für die Berechtigung eines Krieges“. Pater Paulus Engelhardt ist der Ansicht, dass die Lehre vom gerechten Krieg durch das II. Vatikanische Konzil obsolet geworden sei.
tobre 105:
Er kritisiert die Haltung der katholischen Kirche im II. Weltkrieg, ihren Antikommunismus im „Dritten Reich“ und in der Adenauer-Ära.
Vergleich zwischen dem Friedensbund Deutscher Katholiken der Weimarer Zeit und Pax Christi: Die heutige Friedensarbeit setze Friedensforschung, Kriegsursachenforschung, Konfliktforschung voraus, das gab es nicht in den 1920er-Jahren. Die Verantwortungsübernahme in politischen Grundfragen sei bei Pax Christi breiter geworden. Auch das Verhältnis von katholischer Basis und Hierarchie habe sich besonders seit dem II. Vatikanischen Konzil verändert.
tobre 106:
Pater Paulus Engelhardt erklärt: Bei Pax Christi-Mitgliedern gebe es eine starke Papst- und Bischofskritik, das Verhältnis zur Hierarchie habe sich geändert, aber viele haben das Gefühl, „Randkatholiken“ zu sein.
Daten
Interview: Dr. Heike Bretschneider
Technik: Dr. Heike Bretschneider