Zeitzeugen berichten

Elfriede Jäger 1978-1999 Bürgermeisterin von Wolfmannshausen/Thüringen

Signatur
zz-1424.01
Copyright
Haus der Bayerischen Geschichte (Georg Schmidbauer M.A.)
Referenzjahr
1989

Elfriede Jäger berichtet im hier gezeigten Ausschnitt über die nach der Grenzöffnung 1989 erfahrene Unterstützung aus Bayern, zum Beispiel durch Spenden für die dringend nötige Renovierung des Kreis-Krankenhauses in Meiningen.

Dieser Clip ist Teil des folgenden Interviews:

Lebensgeschichtliches Zeitzeugeninterview mit Elfriede Jäger, geführt am 24.06.2011 in Grabenfeld / Wolfmannshausen, über ihre Kindheit und Ausbildung, die Amtszeit als Bürgermeisterin von Wolfmannshausen, die innerdeutsche Grenze, die Wiedervereinigung und das Schlagwort der "blühenden Landschaften" im Osten.

Biogramm

Elfriede Jäger (geb. 1939) ist in der kleinen Gemeinde Wolfmannshausen (Thüringen) nahe der innerdeutschen Grenze aufgewachsen und war von 1978 bis 1999 Bürgermeisterin des Ortes (heute in der Verwaltungsgemeinschaft Grabfeld). Sie hat nicht nur die Veränderung der innerdeutschen Grenze, sondern auch die soziale und wirtschaftliche Entwicklung des Ortes seit dem Zweiten Weltkrieg erlebt. Elfriede Jäger gelang es in der Zeit bis zur Wende zusammen mit dem örtlichen Pfarrer Alfred Rind, eine von der SED-Politik weitgehend unbehelligte Lebenswirklichkeit für die Einwohner des Ortes zu gestalten. Wolfmannshausen war nicht nur vom Westen vollkommen abgeschnitten, sondern auch in die DDR hinein weitgehend isoliert. Nach der Grenzöffnung 1989 setzte sich Elfriede Jäger mit aller Kraft dafür ein, die Infrastruktur des Ortes mit finanzieller Unterstützung und fachlichem Rat aus dem Westen zu erneuern.

GND: 1067220135

Inhalte

Geboren 1939 in Wolfmannshausen – aufgewachsen mit zwei Geschwistern und der Mutter, ohne Vater - Betrieb einer kleinen Landwirtschaft – Schulzeit in der DDR von 1945 bis 1953 in Wolfmannshausen – Fremdsprachen in der Schule – Lehre bei der bäuerlichen Handelsgenossenschaft jenseits der Grenze – Leben in einer Region mit vielen Grenzkontrollen – Änderung an der Grenze und in der Ausbildung 1962 – Mauerbau 1961 und Auswirkungen auf Wolfmannshausen – persönliche Veränderungen durch den Mauerbau 1961 – Grenzsicherungsanlagen – Kontakte zum Westen – Austausch der Sportvereine Wolfmannshausen und Rieden 1957 – wirtschaftliche Situation in Wolfmannshausen in den 1950er-Jahren – Jugendweihe in Wolfmannshausen – besondere Rolle von Pfarrer Rind – wirtschaftliche Folgen des Mauerbaus in den 1960er-Jahren – Berufung zur Sekretärin des Bürgermeisters Anton Koob (1949-1978) – Ernennung zur Bürgermeisterin auf Probe 1978 – Aufgaben des Bürgermeisters – Entwicklungshemmnisse während und nach der Zeit des Nationalsozialismus in Wolfmannshausen – Bauverbot in der Sperrzone und Nichtbeachtung desselben – Überwachung durch die Partei (SED) – Strukturierung der Kommunalpolitik – Beziehung zu Pfarrer Rind und heimliche Treffen – Wolfmannshausen als katholisches Dorf – Parteieintritt in die Ost-CDU 1976 – sozialistische Redewendungen und Verschwiegenheit in Wolfmannshausen – isolierte Lage – Besuche der Stasi (Ministerium für Staatssicherheitsdienst) – Kirchturmbau – Sperren in den Fernsehgeräten für gestörten Empfang des Westfernsehens als Informationsquelle – Papiermangel – Jagdrevier von Wladimir Putin – isolierte Stellung von Wolfmannshausen in der DDR, katholische Gemeinde – Probleme beim Wohnungsbau – Anfragen an die LPG (Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft) – Passierscheinpflicht für die Sperrzone – Einreisen aus dem Westen – Bild von Bayern und Westpakete – Beschreibung des Moments der Grenzöffnung 1989 – erster Kontakt mit Landtagsabgeordneten Christian Will (CSU) in Bayern – Besuche aus dem Westen – Offerten aus dem Westen – Renovierung des Krankenhauses – Kulturaustausch mit vielen Gemeinden – Möglichkeit mit Ost-Mark in Westdeutschland zu bezahlen – Konsumverhalten von Bürgern aus Wolfmannshausen – Bauen vor der Öffnung der Grenze 1989 – Schwarzbau des Gemeindesaals – Unterstützung von Fritz Steigerwald (CSU) – Bau einer grenzüberschreitenden Straße – Kredite der KfW (Kreditanstalt für Wiederaufbau) – Beziehung zu Landrat Dr. Steigerwald (1976-2003) – Ende der Amtszeit als Bürgermeisterin 1999 – Wiederwahl nach der Wende 1990 – Gründung der DSU (Deutsche Soziale Union) – fortwährende Mitgliedschaft in der CDU – Abwanderung aus der Gemeinde in den Westen – wirtschaftliche Motive, Wolfmannshausen zu verlassen – Gehaltsdifferenzen zwischen Ost- und Westdeutschland – Eintritt ins Berufsleben, Fabrikarbeit Handschuhproduktion – Treffen und Meinung über Bundeskanzler Helmut Kohl (1982-1998) – Bodenordnungsverfahren und Flurbereinigungsverfahren – Fördermittel und „blühende Landschaften“ – Verbesserung durch die Schaffung einer LPG, Rente und Krankenversicherung – Zwangsevakuierungen in den 1950-Jahren – Fluchtversuche und Maßnahmen von Polizei und SED – geringer Kontakt zu den Grenztruppen – Besucherschwund in der Kirche nach der Wende – katholische Kirche in Zeiten der DDR als geschlossene Einheit – Grenzübertritt 1989 und Erlebnisse in Westdeutschland – Hausbau in den 1970er-Jahren und Einberufung des Ehemanns zum DDR-Grenzdienst – erfolgreiche Fluchtversuche 1961 und Vermögensentschädigung - gescheiterte Fluchtversuche – selbst keine Fluchtgedanken gehabt – Einsicht in Stasi-Akten – Überwachung vor Ort mit fernmeldetechnischen Mitteln – Veränderungen im Ort während der Amtszeit als Bürgermeisterin (1978-1999) – Meldeverhalten der einzelnen Organisationen und Vereine in der DDR.

Daten

Art:
Lebensgeschichtliches Interview
Dauer:
2:00 h
Aufnahmedatum:
24.06.2011
Sprache:
deutsch
Aufnahmeteam:

Interview: Georg Schmidbauer M.A.

Kamera: Georg Schmidbauer M.A.