Im hier gezeigten Ausschnitt gibt Werner Kohn eine Einschätzung zur überzogenen Berichterstattung der Presse über Vorgänge rund um die Rote Knastwoche am Beispiel der angeblichen Plünderung eines Weinkellers (Juli 1969).
Dieser Clip ist Teil des folgenden Interviews:
Thematisches Zeitzeugeninterview mit Werner Kohn, aufgenommen am 16.04.2013 in Bamberg, über die so genannte Rote Knastwoche in Ebrach 1969 und seine Tätigkeit als Fotograf.
Biogramm
Werner Kohn wurde 1940 in Bamberg geboren. Von 1958 bis 1961 machte er eine Fotografenlehre in Bamberg. Im Kopierwerk der Bavaria Film in München übernahm er danach Hilfsarbeiten. Anschließend arbeitete er als Fotograf bei der Presseagentur Keystone in München und absolvierte eine dreijährige Ausbildung an der Folkwang-Schule in Essen. Aufgrund seines politischen Interesses fotografierte er seit 1953 die Außerparlamentarische Opposition (APO) und dokumentierte unter anderem die so genannte Rote Knastwoche in Ebrach 1969. Im Auftrag verschiedener Foto-Agenturen bereiste er die Welt und gab mehrere Bildbände heraus. Werner Kohn wurde für sein Werk mehrfach ausgezeichnet. 1998 erhielt er den E.T.A. Hoffmann-Preis der Stadt Bamberg, 2010 den Berganza-Preis des Kunstvereins Bamberg. Sein Fotoprojekt "Verkehrszeichen" wurde ins Guiness-Buch der Rekorde aufgenommen. 2022 ist Werner Kohn verstorben.
Inhalte
Geboren 1940 in Bamberg – Fotografenlehre – Versuche, Kameramann zu werden, scheiterten – Arbeit bei Presseagentur Keystone – Aufnahme an der Folkwangschule unter Otto Steinert – Arbeit als freischaffender Fotograf – politisches Interesse – Beschäftigung mit Schriften "linker" Autoren, z.B. von Jürgen Habermas – Kontakt zur subversiven Aktion – vorbereitende Demonstration zur Roten Knastwoche Mitte Mai 1969 – durchgeführt durch Kommune Einstein – Fritz Teufel als Mitglied der Kommune – Verurteilung eines Studenten (Reinhard Wetter) wegen einer Lappalie in München – Inhaftierung in Ebrach – Knastcamp im Juli 1969 – Mitglieder der späteren Baader-Meinhof-Gruppe trafen sich in Ebrach – Verbot eines Camps mit Zelten durch den Landrat – Bereitstellung einer Wiese am Füttersee durch einen Landwirt – Dokumentation des Camps durch Fotografien – falsche Unterstellung von öffentlichem Geschlechtsverkehr – abwertende Äußerungen durch Franz Josef Strauß – aufgeheizte Stimmung – tätliche Angriffe, auch in Bamberg – Stürmung des Landratsamtes in Bamberg durch eine Gruppe um Fritz Teufel und Dieter Kunzelmann – Verhaftungen – Abbruch des Camps nach wenigen Tagen – gute Stimmung im Camp – Aufhetzung durch die Presse – ungefähr hundert Teilnehmer – italienische Anarchisten unter den Teilnehmern – Plakate und Sprechchöre – kaum Ausschreitungen – Dramatisierungen und Übertreibungen durch die Zeitungen – Vorwürfe des öffentlichen Geschlechtsverkehrs waren unwahr – Drogenkonsum – Musik – Dokumentation der Außerparlamentarischen Opposition (APO) durch Fotografien 1965 bis 1970 – Ostermärsche – Vietnam-Kongress in Berlin – kaum andere Fotos der Ereignisse – Spannungsfeld zwischen Demonstranten, Bevölkerung und Polizei – Verkauf von Negativen an das Deutsche Historische Museum Berlin – Selbstverständnis als Fotograf, nicht als Teilnehmer der Demonstrationen – im Gegensatz zum Vietnam-Kongress, keine Behinderung durch Polizei – Mithilfe bei Vorbereitung für den Film „Die wilden Tiere von Ebrach“.
Daten
Interview: Reiner Holzemer
Kamera: Reiner Holzemer