Zeitzeugen berichten

Wilhelm Hasert Techniker i.R.; aus Russland stammender Bundesbürger

Signatur
zz-1973.02
Copyright
Haus der Bayerischen Geschichte (Georg Schmidbauer M.A.)
Referenzjahr
1974

Im hier gezeigten Ausschnitt berichtet Wilhelm Hasert über das Familienleben in seiner kasachischen Heimat, die dortigen Lebensumstände sowie über seine wiederholten Versuche eine Ausreisegenehmigung nach Deutschland zu erhalten.

Dieser Clip ist Teil des folgenden Interviews:

Lebensgeschichtliches Zeitzeugeninterview mit Wilhelm Hasert, aufgenommen am 27.10.2019 in München, über seine Kindheit und Jugend in einer russlanddeutschen Familie in Kasachstan, die Bedeutung der deutschen Kultur in seinem Heimatdorf, seinen beruflichen Ausbildungsweg, den Entschluss mit seiner Familie nach Deutschland auszusiedeln, die anfänglichen Schwierigkeiten bei der Wohnungs- und Arbeitssuche, den Bau seines eigenen Hauses, die Reaktion der Einheimischen auf seine russlanddeutsche Herkunft sowie über den Lebensweg seiner Kinder.

Biogramm

Wilhelm Hasert wurde 1953 geboren. Seine Eltern waren zur Zwangsarbeit im Nordural verpflichtet worden. Später siedelten sie in den Süden Kasachstans an der Grenze zu Usbekistan um. Wilhelm Hasert arbeitete schon als Kind in einer Kolchose auf den Baumwollplantagen. Er absolvierte eine Ausbildung in einer Lkw-Spedition und arbeitete dann als Techniker in einer Kolchose. Seinen Eltern und einer Schwester gelang es bereits in den 1970er-Jahren, nach Deutschland zu kommen. Schließlich siedelte 1990 auch Wilhelm Hasert nach Bayern über und arbeitete bis zur Rente in Bad Windsheim als Techniker in einer Gießerei. Er baute dort ein Haus, ebenso seine Kinder, zwei seiner Enkelinnen studieren bereits.

Inhalte

Geboren 1953 – Zwangsarbeit der Eltern in der Trudarmee während der ersten Lebensjahre – Umzug der Familie nach Kasachstan 1956 – Kindheit und Jugend – Mitarbeit bei der Baumwollernte als Schüler – Ausbildung zum Dreher – Ableisten des Militärdienstes in Sibirien – Heirat 1974 – Bedeutung der deutschen Kultur innerhalb des Dorfes – Bewahrung der deutschen Sprache und Tradition in der Familie – Begegnung mit Vorurteilen gegenüber Deutschen während der Schulzeit – Tätigkeit in der Landwirtschaft der heimatlichen Kolchose nach Ende des Militärdienstes – Ablauf des Familienlebens – Auswanderung der Eltern nach Deutschland 1979 – Wiederholte Ablehnung des eigenen Auswanderungsantrags – Besuch in Deutschland anlässlich der Hochzeit der Schwester 1988 – Genehmigung des Ausreiseantrags 1989 – Auswirkungen der Politik Michail Gorbatschows auf die Möglichkeit der Ausreise – Situation für die Kinder nach der Ankunft in Deutschland – Bild von Deutschland vor der Umsiedlung – Schwierigkeiten bei der Arbeits- und Wohnungssuche in Knittlingen bei Pforzheim – Umzug nach Bad Windsheim im November 1989 – Aufnahme einer Tätigkeit bei der Gießerei Heunisch – Anfänglicher Kontakt zu den Einheimischen – Hohes Arbeitspensum in der ersten Zeit nach Erhalt des Arbeitsplatzes – Enttäuschung über die Wohnsituation – Entschluss ein eigens Haus zu bauen – Finanzierung des Hausbaus – Hilfestellung der großen Verwandtschaft während des Prozesses der Eingliederung – Interesse der Arbeitskollegen an der kasachisch-deutschen Herkunft – Rasche Integration der Kinder während der Schulzeit – Lebensweg der Kinder – Anfängliche Fremdartigkeit bayerischer Traditionen – Selbstwahrnehmung als Deutscher – Akzeptanz des deutschen Hintergrundes durch die Einheimischen – Kritik an der deutschen Migrationspolitik – Sehnsuchtsobjekte der alten Heimat – Wertschätzung gegenüber Bayern – Traditionspflege in Bayern – Vorzüge des ländlichen Lebens – Abschottung mancher Russlanddeutscher gegenüber der deutschen Gesellschaft – Integrationsfördernde Faktoren – Hohe Integrationsbereitschaft der Russlanddeutschen – Vermittlung des Ideals einer eigenhändig aufgebauten Existenz an die Kinder – Mangelnde Berichterstattung über die Lebensumstände der Russlanddeutschen in ihrer alten Heimat – Nachlassendes Interesse der jüngeren Generation an der Geschichte der Russlanddeutschen – Persönliche Bedeutung der alten Heimat – Bewahrung der deutschen Identität als Anlass der Aussiedlung –  Sorge vor verstärkter Zuwanderung heute.

Daten

Art:
Lebensgeschichtliches Zeitzeugen-Interview
Dauer:
1, 5 h
Aufnahmedatum:
27.10.2019
Sprache:
deutsch
Aufnahmeteam:

Interview: Georg Schmidbauer M.A.

Kamera: Georg Schmidbauer M.A.